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Wohlleben: NSU-Mordwaffe nicht beschafft

16. Dezember 2015

Im NSU-Prozess hat nach Beate Zschäpe nun auch der Mitangeklagte Ralf Wohlleben sein Schweigen gebrochen. Er soll ein wichtiger Helfer des Terrortrios gewesen sein. Doch eine Tatwaffe will er nicht besorgt haben.

Der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben (Foto: Anadolu)
Bild: picture-alliance/AA/J. Koch

Der ehemalige NPD-Funktionär Ralf Wohlleben hat das Beschaffen der NSU-Mordwaffe bestritten. Er sei nicht vermittelnd tätig geworden oder habe in irgendeiner Form Aufträge zum Beschaffen der Pistole vom Typ Ceska erteilt, sagte Wohlleben im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München. Auch habe er gar nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um solch eine Waffe zu kaufen. Mit der Pistole wurden neun Menschen erschossen.

Wohlleben sagte, Uwe Böhnhardt habe ihm gegenüber zwar den Wunsch geäußert, dass er sich für ihn nach einer scharfen Pistole umsehen solle. Zur Begründung habe ihm der damals bereits untergetauchte Böhnhardt gesagt, bevor er ins Gefängnis gehe, bringe er sich lieber um. Er habe Böhnhardt aber gesagt, er kenne sich nicht mit Waffen aus. "Ich wollte keine Waffe besorgen." Er habe auch nicht Schuld am Suizid von Böhnhardt sein wollen, sagte Wohlleben vor Gericht.

Im Gegensatz zur Hauptangeklagten Beate Zschäpe verlas Wohlleben seine schriftliche Aussage selbst. Die Bundesanwaltschaft wirft Wohlleben Beihilfe zum Mord vor. Er soll Waffen für den "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) beschafft haben. Wohlleben sitzt wie Zschäpe seit 2011 in Untersuchungshaft.

Politischer und persönlicher Werdegang

Der ehemalige NPD-Funktionär sagte zu Beginn, er habe den Weg einer schriftlich formulierten Erklärung gewählt, weil er wegen der langen U-Haft an erheblichen Konzentrations- und Wortfindungsstörungen leide. Dann berichtete der 40-Jährige ausführlich von seinem persönlichen und politischen Werdegang.

Nach Mauerfall und Wiedervereinigung habe er versucht, mit den neuen Verhältnissen zurechtzukommen. "Da ich schon immer einen großen Nationalstolz verspürte, der integraler Bestandteil der DDR-Erziehung war, sah ich keinen Grund, den abzulegen", erklärte er. In den Folgejahren habe er zunehmend rechte Veranstaltungen, Konzerte, Stammtische und Demonstrationen besucht.

Zschäpe war "schlagfertig und witzig"

Dann trat Wohlleben nach eigener Aussage in die NPD ein - wobei ihm Tino Brandt einen Mitgliedsantrag unter die Nase gehalten habe. Brandt war ein Anführer in der rechtsextremen Szene in Thüringen und zugleich gut bezahlter V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes.

In den 1990er Jahren habe er Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in der rechten Szene in Jena kennengelernt. Mit Zschäpe habe man gut und lange reden können. Sie sei schlagfertig, witzig und ihm sehr sympathisch gewesen. Eine Schlüsselrolle bei der Formierung der verschiedenen Gruppierungen - insbesondere des "Thüringer Heimatschutzes" - sprach Wohlleben Tino Brandt zu.

Von der Gewaltbereitschaft seiner damaligen Freunde Mundlos und Böhnhardt will Wohlleben nichts gewusst haben. Das Verhalten der beiden habe keinen Anlass gegeben, zu vermuten, dass sie einmal schwere Straftaten begehen würden. Er räumte aber ein, nach dem Untertauchen von Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt, Kontakt zu den dreien gehabt zu haben. Es sei zu mehreren Telefonaten gekommen. In einer Wohnung in Chemnitz haber er sie dann zum ersten Mal wiedergetroffen. Später sei es zu weiteren Treffen gekommen.

Nichts gegen Ausländer - aber gegen die Politik

Wohlleben sagte, er habe Mitte der 1990er nichts gegen Ausländer gehabt - sondern gegen die Politik, die den Zuzug von Ausländern beförderte. In Frankfurt am Main habe er damals den Eindruck gehabt, dass es da Stadtviertel gebe, in denen kein Deutscher mehr lebe. Das habe er für Jena nicht gewollt, argumentierte Wohlleben.

Die Hauptangeklagte Zschäpe hatte am Mittwoch vergangener Woche ihr jahrelanges Schweigen gebrochen und eine lange Aussage verlesen lassen. Darin bestritt sie jede Beteiligung an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen des NSU und schob die Schuld allein ihren toten Freunden Böhnhardt und Mundlos zu.

cr/mak (dpa, rtr)

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