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KonflikteUkraine

Ukraine: Selenskyj dankt den USA - Klitschko unzufrieden

Veröffentlicht 15. Juli 2025Zuletzt aktualisiert 15. Juli 2025

US-Präsident Trump vollzieht eine Wende in seiner Ukraine-Politik und verschärft den Ton gegenüber Russland. Präsident Selenskyj ist deswegen zufrieden - anders reagiert der Bürgermeister von Kyjiw, Vitali Klitschko.

Präsident Wolodymyr Selenskyj
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Danke, Mr. President! Danke Amerika!"Bild: president.gov.ua

"Vielen Dank für die Bereitschaft, die Ukraine zu unterstützen und weiterhin zusammenzuarbeiten, um das Morden zu beenden und einen dauerhaften und gerechten Frieden zu schaffen", schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump im Onlinedienst X. Man habe vereinbart, öfter miteinander zu telefonieren und künftige Schritte zu koordinieren. "Danke, Mr. President! Danke Amerika!", so Selenskyj weiter. Dieser Krieg dauere nur wegen Russland und (Staatschef Wladimir) Putin an, sagte der ukrainische Präsident zuvor in seiner abendlichen Videoansprache. 

Trump hatte am Montag nach wochenlangen erfolglosen Bemühungen um ein Entgegenkommen Russlands im Ukraine-Krieg die Zügel angezogen. Gemeinsam mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte kündigte er einen Richtungswechsel in seiner Russland-Politik und umfangreiche Waffenlieferungen an die Ukraine an.

"Sehr unzufrieden mit Russland"

"Wir sind sehr, sehr unzufrieden" mit Russland, sagte Trump bei dem Treffen mit Rutte im Weißen Haus in Washington. Wenn es in 50 Tagen keinen "Deal" über einen Frieden in der Ukraine gebe, würden die USA "Zölle in Höhe von etwa 100 Prozent" verhängen. Laut Trump handelt es sich um sogenannte Sekundärstrafmaßnahmen. Die Sanktionen sollen sich gegen Länder wie China, Indien und Brasilien richten, die weiter billiges Öl und Gas von Russland kaufen.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte (l.) und US-Präsident Donald Trump am Montag im Weißen Haus Bild: Stringer/Sputnik/IMAGO

Trump und Rutte stellten außerdem eine Vereinbarung vor, wonach europäische NATO-Länder Waffen von den USA kaufen, darunter Patriot-Raketenabwehrsysteme, und diese dann an die Ukraine weitergeben. Es handele sich um Militärgüter in Milliardenhöhe, die schnell auf dem Schlachtfeld verteilt werden sollten, sagte Trump. Der US-Präsident betonte, die Verbündeten würden diese Waffen bezahlen.

Kyjiw soll auch Raketen und Munition erhalten

Nach Ruttes Angaben finanzieren außer Deutschland auch Finnland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Großbritannien und die Niederlande die Waffensysteme. Neben den Patriot-Systemen sollten auch Raketen und Munition an die Regierung in Kyjiw gehen.

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sprach in Berlin von einer "wichtigen Initiative", über die er in den vergangenen Tagen mehrfach mit dem US-Präsidenten telefonisch beraten habe. "Ich habe ihm zugesichert: Deutschland wird sich entschieden einbringen", betonte Merz.

Vor seinem USA-Besuch hatte sich NATO-Generalsekretär Mark Rutte (l.) in Berlin mit Bundeskanzler Friedrich Merz abgestimmt (09.07.2025)Bild: Political-Moments/IMAGO

Berlin kauft für die Ukraine zwei Patriot-Systeme

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kam am Montag in Washington mit seinem Amtskollegen Pete Hegseth zusammen. Pistorius bekräftigte, die deutsche Regierung werde zwei Patriot-Systeme im Wert von insgesamt zwei Milliarden Euro von den USA kaufen, um sie an die Ukraine weiterzugeben. Letzte Details würden noch auf Arbeitsebene zwischen Berlin und Washington geklärt, sagte Pistorius. Es gehe nur noch "um Tage, vielleicht Wochen, bis eine Entscheidung fällt".

Klitschko und EU kritisieren 50-Tage-Frist

Nicht ganz so zufrieden mit den Entscheidungen Trumps zeigte sich der Bürgermeister der Hauptstadt Kyjiw, Vitali Klitschko. Mit Blick auf die 50-Tage-Frist gegen Russland warf er dem US-Präsidenten eine zögerliche Haltung vor. Einerseits freue er sich über die Welle der Unterstützung aus den USA, andererseits aber verstehe er nicht den Grund, Putin 50 Tage Zeit zu geben, sagte Klitschko in der ARD-Talkshow "Maischberger".

Kyjiws Bürgermeister Vitali KlitschkoBild: Danylo Antoniuk/Anadolu/picture alliance

In 50 Tagen könnten noch viel mehr Menschen in der Hauptstadt und in der ganzen Ukraine umgebracht werden, es könnten noch viel mehr Gebäude beschädigt werden, sagte Klitschko. "Deswegen: Wieso solche Verzögerung?"

Auch die Außenbeauftrage der Europäischen Union, Kaja Kallas, kritisierte die von Trump gesetzte Frist. 50 Tage seien "eine sehr lange Zeit", betonte die EU-Chefdiplomatin.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj empfing am Montag in Kyjiw den US-Sondergesandten Joseph Keith Kellogg Bild: Uncredited/AP Photo/picture alliance

Der ukrainische Präsident erklärte noch, Kyjiw werde dem US-Sondergesandten Joseph Keith Kellogg alle Informationen über die Lage an den Fronten und Russlands neue Offensivvorbereitungen zukommen lassen. "Russland hat immer noch die Mittel dazu, um das Leben seiner Nachbarn zu zerstören." Kellogg war am Montag zu einem mehrtägigen Besuch der Ukraine in Kyjiw eingetroffen.

Trump: Kann auch Moskau angegriffen werden? 

Unterdessen berichtet die britische Tageszeitung "Financial Times" (FT), US-Präsident Trump habe die Ukraine inoffiziell dazu ermutigt, die Angriffe auf militärische Ziele tief im russischen Hinterland zu verstärken. Trump habe Selenskyj gar gefragt, ob auch die russische Hauptstadt Moskau angegriffen werden könne, wenn die USA Langstreckenwaffen liefern würden. Die Zeitung beruft sich auf zwei nicht näher genannte Personen, die den Inhalt des Gesprächs der beiden Präsidenten kennen würden, das am 4. Juli stattgefunden haben soll.

se/haz (rtr, dpa, afp, ap)

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