Woodstock-Sängerin Melanie mit 76 Jahren gestorben
25. Januar 2024
Zu den Klassikern der US-Liedermacherin zählen die Songs "Brand New Key" und "Look What They've Done to My Song Ma". Und natürlich adelte sie ihr Auftritt bei dem legendären Festival vor mehr als 54 Jahren.
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Die US-Sängerin und Liedermacherin Melanie, eine der Entdeckungen des legendären Woodstock-Festivals, ist tot. Sie sei am Dienstag gestorben, teilten ihre Kinder auf der Facebook-Seite der aus New York stammenden Künstlerin mit. Melanie wurde 76 Jahre alt. Ihre Plattenfirma und ihr Management bestätigten laut US-Medienberichten den Tod der Musikerin. Sie sei krank gewesen, die genaue Todesursache wurde nicht bekannt.
Die aus dem Folk-Genre kommende Sängerin mit der markant rauchigen Stimme war dank ihres Woodstock-Auftritts im August 1969 einem größeren Publikum bekannt geworden. Mit erst 22 Jahren war sie eine von nur drei Künstlerinnen, die damals bei dem Festival im Bundesstaat New York als Solistinnen auf die Bühne gingen. Der Auftritt im strömenden Regen habe sie zu ihrem ersten großen Hit "Lay Down (Candles in the Rain)" aus dem Jahr 1970 inspiriert, sagte sie selbst einmal. Mit "Brand New Key" erreichte sie im Jahr darauf die Spitze der US-Charts.
Ebenfalls 1970 erschien "Look What They've Done to My Song Ma" - ein Song, der auch von Künstlern wie Ray Charles oder Miley Cyrus gecovert wurde. Die deutschsprachige Version ("Wer hat mein Lied so zerstört, Ma?") sangt die israelische Sängerin Daliah Lavi. Bekannt ist zudem Melanies Coverversion des Rolling-Stones-Klassikers "Ruby Tuesday".
Die Sängerin, die mit vollem Namen Melanie Safka hieß, habe Anfang des Monats noch im Studio an einer neuen Platte mit dem Titel "Second Hand Smoke" gearbeitet, hieß es. Es sollte demnach ihr 32. Album werden.
Die Songs von Woodstock - Spiegel der US-amerikanischen Geschichte
50 Jahre Woodstock - am spannendsten daran sind die Songs, die 1969 auf dem legendären Festival gespielt wurden. Ihre musikalische Wucht bewegt uns bis heute. Sie erzählen von amerikanischer Geschichte.
Bild: Getty Images/T. Ransom
"Freedom" - Richie Havens
Richie Havens sprang als erster Live-Act beim Woodstock-Festival ein. Als Zugabe improvisierte er über das Spiritual "Motherless Child", in dem es um die Zeiten der Sklaverei und die Sehnsucht der Sklaven nach ihrer Heimat geht. Havens interpretiert den Song mit treibendem Rhythmus und als inbrünstigen Aufschrei nach Freiheit. Sein Auftritt machte ihn schlagartig berühmt.
Bild: picture-alliance/kpa
"Theme For An Imaginary Western" - Mountain
Einer Völkerwanderung gleich waren seit 1843 Siedlertrecks in ihren Planwagen quer durch die USA nach Westen gezogen. Dieses Bild ist zur Ikone für das Genre des Westerns geworden. Die Gruppe Mountain beschwört das Motiv herauf - mit einem melodischen, in gemächlichem Tempo vorgetragenen Song. Mountain beeinflusste den Heavy Metal und Hard Rock der 1970er Jahre.
Leland liegt im Mississippi-Delta, wo gigantische Baumwollplantagen waren, auf denen Sklaven schuften mussten. Aus ihrer traditionellen Musik soll sich im 19. Jahrhundert der Blues entwickelt haben. Johnny Winters ausdrucksstarker Song ist eine Hommage an Leland - und an den Blues. Die Zeitschrift "Rolling Stone" nennt sein unglaublich schnelles und flüssiges Gitarrenspiel "blitzartig".
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"Joe Hill" - Joan Baez
Joe Hill war ein aus Schweden eingewanderter Aktivist der Arbeiterbewegung. Wegen eines angeblichen Mordes war er trotz fehlender Beweise hingerichtet worden. Dass die gewerkschaftlichen Ideen auch nach seinem Tod weiterleben - diese Botschaft trägt Joan Baez voller Inbrunst mit ihrem glockenklaren Gesang vor. Nicht umsonst wurde sie "Stimme und Gewissen ihrer Generation" genannt.
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"Walkin' Down The Line" - Arlo Guthrie
Geschrieben hatte diesen Folksong Bob Dylan, der selbst nicht beim Woodstock-Festival auftreten wollte. Er erzählt die Geschichte eines Hobos, der auf Suche nach Arbeit entlang der Eisenbahngleise unterwegs ist. Besonders viele dieser verarmten Wanderarbeiter gab es während der Großen Depression in der 1930er Jahren. Das Leben der Hobos wurde zum Stoff zahlreicher Gedichte, Lieder und Filme.
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"Soul Sacrifice" - Santana
Carlos Santana hatte die soziale Benachteiligung eines Migranten selbst erfahren müssen - 14-jährig war er mit seinen Eltern aus Mexiko in die USA gegangen. Sein Auftritt gehört zu den spektakulärsten des Festivals. Das Instrumentalstück besticht durch den entfesselten Percussion-Rhythmus und das ekstatische Gitarrensolo des jungen Bandleaders. Santana gilt als Erfinder des "Latin Rock".
Bild: Getty Images/T. Ransom
"I Had A Dream" - John B. Sebastian
Der Song verweist auf die visionäre Rede "I have a dream", die Martin Luther King im Jahr 1963 gehalten hatte. Darin hatte er den "American Dream", wonach alle Amerikaner gleich seien, auch für Schwarze eingefordert. 1968 war King bei einem Attentat ermordet worden. John B. Sebastians Traum handelt vom allgemeinen Recht auf Glück, wie es in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung steht.
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"Uncle Sam Blues" - Jefferson Airplane
Titelgebend für den Song ist die populäre Nationalfigur der USA, Uncle Sam. Im ersten und Zweiten Weltkrieg warb er auf Plakaten mit den Worten "I want you for U. S. Army" für den Eintritt in die Armee. Der Song ist ein Traditional, das den Sinn des Wehrdienstes in Frage stellt. Jefferson Airplane macht daraus eine fantastisch coole Bluesnummer. Die Band ist bekannt für ihren Psychedelic Rock.
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"I-Feel-Like-I'm-Fixing-To-Die Rag" - Country Joe McDonald
Weil eine Umbaupause überbrückt werden musste, spielte Country Joe McDonald spontan diesen heiter klingenden Countrysong. Der Text ist jedoch eine bitterböse Persiflage: Zum Mitgrölen wird das Sterben im Vietnamkrieg als lustiges Event besungen. Im Jahr 1965 waren die USA in den Krieg eingetreten. Am Ende hatte es Millionen Tote und Verletzte gegeben. Zum Einsatz waren auch Chemiewaffen gekommen.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
"Love March" - Paul Butterfield Blues Band
Das ironische Antikriegslied variiert den Slogan "Make Love, Not War!", den sich die Hippies auf die Fahnen geschrieben hatten. Am Anfang steht ein flotter, schön schräg gespielter Marsch, und die Fanfare bläst zur Attacke. Überraschenderweise wird dann aber nicht in den Krieg marschiert – sondern um zu lieben. Die Musik ist ein kunstvoller Mix mit Elementen aus Blues, Rock, Soul und Jazz.
Bild: picture-alliance/P. Tarnoff
"Druck Store Truck Drivin' Man" - Jeffrey Shortleff feat. Joan Baez
Im Original von The Byrds, wurde das Lied zur Parodie auf Ronald Reagan umfunktioniert. Der war damals Gouverneur des Bundesstaates Kalifornien und hatte im Mai 1969 veranlasst, Studentenproteste in Berkeley brutal niederzuschlagen. Einer war getötet, über hundert zum Teil schwer verletzt worden. Shortleff und Baez kleiden den sarkastischen Text in einen süßlichen Countrysong.
Bild: Getty Images/AFP/D. Ceyrac
"Star Spangled Banner" - Jimi Hendrix
Jimi Hendrix' Interpretation der US-amerikanischen Nationalhymne kurz vor Ende des Festivals ist legendär. Auf seiner Fender Stratocaster spielte er die weltberühmte Melodie der Hymne, durchbrochen mit stark verfremdeten Passagen – und entlockte dem Instrument dabei die wildesten Kriegsgeräusche. Ein ganzes Orchester hätte das nicht besser gekonnt!