Der vierfache Oscar-Preisträger hat die Amazon Studios verklagt. Es geht in dem Fall um gebrochene Verträge, stornierte Projekte, zurückgehaltene Filme - und "jahrzehntealte Vorwürfe".
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US-Regisseur Woody Allen ist inzwischen 83 Jahre alt und produziert noch immer jedes Jahr mindestens einen neuen Film. Zuletzt kam "Wonder Wheel" mit Kate Winslet, Justin Timberlake und Juno Temple heraus. Das war 2017, das Jahr in dem viele Hollywood-Stars auf Distanz zu dem Altmeister des Kinos gegangen waren.
Seit der "MeToo"-Bewegung werden die seit Jahrzehnten bekannten Missbrauchsvorwürfe gegen Allen neu und anders bewertet. Colin Firth, Timothée Chalamet, Mira Sorvino, Greta Gerwig, Ellen Page und andere wollen zukünftig nicht mehr mit ihm drehen.
Film ohne Publikum
Dennoch hat Allen auch 2018 einen neuen Film fertiggestellt. Die romantische Komödie "A Rainy Day in New York" hält die Filmgesellschaft jedoch unter Verschluss. Die Amazon Studios sollen deshalb 68 Millionen Dollar wegen Vertragsverletzung zahlen.
Allens Anwälte haben eine entsprechende Schadenersatzklage bei einem New Yorker Gericht eingereicht. Sie begründen ihre Forderung damit, dass der Onlinekonzern ihrem Mandanten die Finanzierung seines neuen Films verweigert habe. Es habe einen Vertrag gegeben, in dem sich Amazon verpflichte, dem Regisseur neun Millionen Dollar für die Produktion von "A Rainy Day in New York" zu zahlen. Im vergangenen Juni habe das Unternehmen dann versucht, sich aus dem Vertrag zurückzuziehen. Die Zahlung sei bislang ausgeblieben.
Amazon soll zur Begründung auf den Vorwurf verwiesen haben, wonach Allen seine sieben Jahre alte Adoptiv-Tochter Dylan Farrow auf dem Dachboden des Elternhauses missbraucht hat. Die Anschuldigung war das erste Mal 1992 nach der Trennung von Allen und Mia Farrow im Zuge eines erbitterten Sorgerechtsstreits aufgekommen. Die Polizei ermittelte damals, ohne dass es zu einer Anklage kam. Hollywood "habe die Augen verschlossen", kommentierte Dylan Farrow später in einem offenen Brief. Allen weist alle Vorwürfe stets zurück.
"A Rainy Day in New York" hat Woody Allen schließlich ohne die Amazon-Finanzierung fertiggestellt. An diesem Film wirkten unter anderem Rebecca Hall, Elle Fanning, Timothée Chalamet und die Sängerin Selena Gomez mit. Gezeigt wurde das Werk bis jetzt aber noch nie.
rb/Bor (ap, afp, dpa, rtr)
Macht und Missbrauch
Rund 60 Frauen werfen Ex-Comedian Bill Cosby sexuelle Übergriffe vor. Missbrauchsskandale haben schon viele Prominente in Verruf gebracht. Oft ist die Karriere vorbei. Doch es gibt auch Freisprüche und ungeklärte Fälle.
Bild: Getty Images/S. Platt
Bill Cosby: Hinter Gittern
Der 81-jährige ehemalige US-Schauspieler und -Komiker steht seit dem Ende seiner TV-Karriere wegen zahlreicher Vorwürfe sexueller Belästigung, sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung in der Öffentlichkeit. Fast 60 Frauen beschuldigen ihn sexueller Übergriffe innerhalb eines jahrzehntelangen Zeitraums. Inzwischen ist er verurteilt und verbüßt eine Haftstrafe von drei bis zehn Jahren.
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Bill O'Reilly: Ende einer TV-Karriere
Dass US-Präsident Donald Trump ihn als "guten Menschen" bezeichnete, half dem ehemaligen Fox-News-Moderator am Ende nicht: Am 19. April gab 21st Century Fox die Trennung von O'Reilly bekannt. Zuvor hatte die "New York Times" berichtet, der TV-Mann (Jahrgang 1949) habe insgesamt 13 Millionen US-Dollar Schweigegeld an fünf Frauen bezahlt, die ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten.
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Roger Ailes: Sturz vom Fox-News-Thron
O'Reilly ist nicht der einzige Fox-News-Mitarbeiter, den Donald Trump gegen derartige Vorwürfe verteidigt hat. Während des US-Wahlkampfs legte er für den damaligen Chef des Senders, Roger Ailes, ein gutes Wort ein. Dieser war von einer Ex-Moderatorin wegen sexueller Belästigung verklagt worden. Im Juli 2016 legte Ailes alle Funktionen bei Fox News nieder. Er starb im Mai 2017.
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Donald Trump: Gerichtsverfahren beigelegt
Dass der US-Präsident selbst ein problematisches Verhältnis zu Frauen hat, zeigte unter anderem ein Tonmitschnitt aus dem Jahr 2005, dessen herabwürdigende Aussage im Wahlkampf 2016 für Aufruhr sorgte. Seit 1980 haben 15 Frauen Trump sexuelle Belästigung oder sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Zu einer Verurteilung kam es nie: Alle Gerichtsverfahren wurden beigelegt oder die Klagen zurückgezogen.
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Cristiano Ronaldo: Unsauberer Journalismus?
Im April 2017 berichtete der "Spiegel", die Enthüllungsplattform Football Leaks habe dem Magazin Dokumente zugespielt, die auf eine mutmaßliche Vergewaltigung im Jahr 2009 hindeuteten. Angeblich habe sich Ronaldo in Las Vegas an einer Amerikanerin vergangen und ihr 375.000 US-Dollar Schweigegeld angeboten. Ronaldos Berateragentur Gestifute bezeichnete die Vorwürfe als "journalistische Fiktion".
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Julian Assange: Viele offene Fragen
2010 leitete Schweden gegen den WikiLeaks-Gründer wegen mutmaßlicher Sexualvergehen an zwei Frauen Ermittlungen ein. 2012 floh Assange in die ecuadorianische Botschaft in London, um dem Haftbefehl zu entgehen. Die Vorwürfe wegen sexueller Nötigung und sexueller Belästigung verjährten 2015. Im Mai 2017 stellte die schwedische Staatsanwaltschaft auch die Ermittlungen wegen Vergewaltigung ein.
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Dominique Strauss-Kahn: Vergleich
Am 14. Mai 2011 wurde der damalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Flughafen in New York festgenommen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft klagte den Franzosen wegen versuchter Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Freiheitsberaubung des Zimmermädchens Nafissatou Diallo an. Im Dezember 2012 kam es zu einer außergerichtlichen Einigung. Der Fall beendete Strauss-Kahns politische Karriere.
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Jimmy Savile: Posthum geächtet
Er war eine TV-Legende und erhielt sogar zwei Orden von der Queen: Jimmy Savile prägte lange das britische Fernsehprogramm. Ein Jahr nach seinem Tod wurden Vorwürfe laut, Savile habe jahrzehntelang vorwiegend junge Mädchen missbraucht. Bis Oktober 2012 stieg die Zahl der mutmaßlichen Opfer auf etwa 450. Eine unabhängige Untersuchung kam 2016 zu dem Ergebnis, die BBC habe systematisch weggesehen.
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Woody Allen: Aussage gegen Aussage
Während eines Sorgerechtsstreits warf die US-Schauspielerin Mia Farrow ihrem Ex-Mann Woody Allen vor, die gemeinsame Adoptivtochter (links) sexuell missbraucht zu haben, als diese noch ein Kind war. 2013 ging Dylan Farrow selbst an die Öffentlichkeit. In einem medialen Schlagabtausch wies der Oscar-Preisträger Allen die Anschuldigungen zurück. Bis heute steht es Aussage gegen Aussage.
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Roman Polanski: Müde Protagonisten
Seit 40 Jahren hat Roman Polanski, hier mit seinen Anwälten, die USA nicht mehr betreten. 1977 gestand der polnisch-französische Regisseur, mit der damals 13-jährigen Samantha Geimer geschlafen zu haben. Aus Angst vor einer langen Haftstrafe floh er nach Europa. Im März gab Polanski an, den Prozess hinter sich bringen zu wollen. Geimer selbst fordert schon seit Jahren ein Ende des Verfahrens.
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Jörg Kachelmann: Zu Unrecht angeklagt
Der frühere ARD-Meteorologe, hier kurz nach seiner Untersuchungshaft, wurde 2010 wegen des Verdachts der Vergewaltigung festgenommen. 2011 wurde er freigesprochen, seine ehemalige Geliebte wurde 2016 zu einer Schadensersatzzahlung von mehr als 7000 Euro verurteilt. In einem Interview sprach Kachelmann von einem "Opfer-Abo" für Frauen. Der Begriff wurde zum deutschen Unwort des Jahres 2012 gewählt.
Bild: AP
Gina-Lisa Lohfink: Klägerin und Angeklagte
Im Sommer 2012 wurden Videoaufnahmen verbreitet, die das Model Gina-Lisa Lohfink, hier im Kammergericht Berlin, beim Sex mit zwei Männern zeigen. 2016 verklagte Lohfink die Männer wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Sie erhielten allerdings nur Strafen wegen der Verbreitung der Aufnahmen und zeigten Lohfink wegen Verleumdung an. Die 30-Jährige wurde wegen Falschverdächtigung verurteilt.