Sie berühren und machen traurig: 2015 war ein dramatisches Jahr, das zeigt sich auch in den Pressefotos, die viel von Leid, Flucht und Krieg erzählen. Wir zeigen die herausragenden Bilder des Jahres.
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World Press Photo des Jahres
Sie berühren und machen traurig: 2015 war ein dramatisches Jahr, das zeigt sich auch in den Pressefotos, die viel von Leid, Flucht und Krieg erzählen. Wir zeigen die herausragenden Bilder des Jahres.
Bild: Getty Images/AFP/S. Al-Doumy
Pressefoto des Jahres
Das World Press Photo des Jahres hat Warren Richardson am 28. August 2015 aufgenommen. Es zeigt einen Mann an der ungarisch-serbischen Grenze in Röszke, der ein Baby unter dem Stacheldrahtzaun hindurchreicht. Das Bild symbolisiert eindrucksvoll die Flüchtlingskrise und soll die Hoffnung auf ein neues Leben ausdrücken. Entstanden ist es um 3 Uhr nachts.
Bild: Warren Richardson
Dunst über Tianjin
Der Fotograf Zhang Lei hat am 10. Dezember 2015 die Stadt Tianjin abgelichtet, die im Dunst versinkt. Im Sommer war in der nordchinesischen Metropole ein Lager im Hafen explodiert. Offenbar waren dort gefährliche Chemikalien unsachgemäß gelagert worden. Zehntausende Häuser und Wohnungen im Umkreis wurden durch die Druckwelle beschädigt oder zerstört.
Bild: Zhang Lei/Tianjin Daily
Ausgebeutete Koranschüler im Senegal
Der portugiesische Fotograf Mário Cruz hat in seiner Serie Koranschüler porträtiert, die in islamischen Schulen im Sengal leben. Man nennt sie Talibés. Eigentlich sind sie als Schüler gekommen, doch stattdessen werden sie von ihren religiösen Führern zum Betteln gezwungen, werden missbraucht und geschlagen. Oder eingesperrt, wie der 15-jährige Abdoulaye, der allein hinter Gittern sitzt.
Bild: Mário Cruz
Alltag in China
Im kalten November ziehen Männer im chinesischen Shanxi über eisige Straßen. Im Hintergrund pusten Kohlekraftwerke dichte Rauchwolken in die Luft. Das Bild stammt von dem Kanadier Kevin Frayer. Wissenschaftler und Umweltschützer kritisieren Chinas Energiepolitik, denn das ausgestoßene Kohlendioxid (CO2) heizt die globale Erwärmung an und ist extrem gesundheitsschädlich.
Bild: Kevin Frayer/Getty Images
Alltag in der Antarktis
Für seine Reportage reiste der australischen Fotograf Daniel Berehulak in der Antarktis. Ende November fotografierte er dort einen chilenischen Wissenschaftler vor der erleuchteten russisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskirche in der so genannten Bellingshausen-Station, einer russischen Antarktis-Station.
Bild: Daniel Berehulak
Der Krieg hinterlässt Spuren
Ein Arzt versorgt in einem kurdischen Krankenhaus in Syrien den 16-jährigen Jacob. Er hat Verbrennungen am ganzen Körper – und ist IS-Kämpfer. Der Brasilianer Mauricio Lima fotografierte die Szene am 1. August. Im Hintergrund hängt ein Porträt von Abdullah Öcalan, dem inhaftierten PKK-Führer.
Bild: Mauricio Lima/The New York Times
Flüchtlinge vor Griechenland
Symbol der europäischen Flüchtlingskrise: überfüllter Boote. Auch der russische Fotograf Sergey Ponomarev hielt im November 2015 die Ankunft von Flüchtlingen in einem völlig überladenen, winzigen Boot mit seiner Kamera fest – als sie das Boot gerade an die Küste der Insel Lesbos ziehen.
Bild: Sergey Ponomarev/The New York Times
Missbrauch in der US-Army
Das Foto, aufgenommen im März, zeigt die 21-jährige Soldatin Natasha Schuette, die der US-Army dient und von einem Vorgesetzten missbraucht wurde. In ihrer Fotoserie porträtiert die amerikanische Fotojournalistin Mary F. Calvert US-amerikanische Soldatinnen, die vergewaltigt oder sexuell missbraucht worden sind. Sie will auf das Problem aufmerksam machen und die Öffentlichkeit wachrütteln.
Bild: Mary F. Calvert
Sturm über Sydney
Ein Tsunami aus Wolken rollte am 6. November über den Strand von Bondi Beach in Sydney hinweg. Der australische Fotograf Rohan Kelly war nicht der Einzige, der seine Kamera zückte – aber er machte das eindrucksvollste Bild.
Bild: Rohan Kelly/Daily Telegraph
Bedrohte Affen in Indonesien
Das Bild des Orang-Utans stammt aus Nord-Sumatra in Indonesien. Der amerikanische Fotograf Tim Laman erinnert damit an die das Leben der Orang-Utans in freier Wildbahn. Sie sind von allen Seiten bedroht: Der illegale Tierhandel, aber auch der Verlust des Lebensraums durch Abholzung der Wälder macht den Affen schwer zu schaffen.
Bild: Tim Laman
Flüchtlingscamp in Serbien
Die Flüchtlingskrise gab in den vergangenen Monaten in Europa den Ton an. Wenig überraschend, dass sie sich auch in der Pressefotografie widerspiegelt. Der Slowene Matic Zorman porträtierte am 7. Oktober ein Kind in einem serbischen Flüchtlingscamp. Das Regencape schlägt dem Mädchen ins Gesicht, während es in einer Schlange darauf wartet, registriert zu werden.
Bild: Matic Zorman
Tschernobyl und die Geisterstädte
Der japanische Fotograf Kazuma Obara widmete sich in seiner Fotoserie dem Super-Gau in Tschernobyl: Unzählige Menschen fielen der Reaktorkatastrophe 1986 zum Opfer. Obara begibt sich in seiner Reportage auf ihre Spuren. Mithilfe alter ukrainischer Farbfilm-Negative, die nahe Tschernobyl in der verlassenen Stadt Pripyat gefunden wurden, erweckt er Geisterwelten zum Leben.
Bild: Kazuma Obara
Sturz im Sport
Der österreichische Fotograf Christian Walgram hat in der Kategorie Sport den ersten Platz erreicht. Er hielt am 8. Februar 2015 den Moment fest, in dem der tschechische Ski-Profi Ondrej Bank während des Abfahrtsrennens bei der Alpinen Weltmeisterschaft in Colorado stürzte. Das Ganze ging glimpflich aus, Bank fährt wieder Rennen.
Bild: Christian Walgram/GEPA pictures
Amateure aus der Provinz
Aus der russischen Provinz stammt das Bild des russischen Fotografen Vladimir Pesnya. Er begleitete für seine Reportage ein Amateur-Eishockeyteam. Das Foto zeigt die Junioren des "HC Vetluga" beim Spiel gegen das Team aus Sharanga.
Bild: Vladimir Pesnya/Sputnik
Terror in Syrien
Der syrische Fotograf Sameer Al-Doumy zog mit seiner Kamera in die Stadt Douma, einen Vorort von Damaskus. Syrische Regierungstruppen hatten die Stadt immer wieder angegriffen, da sie als Rebellen-Hochburg gilt. Seine Serie zeigt die Zerstörung und erzählt von der Gewalt gegen die Bevölkerung in Syrien.
Bild: Getty Images/AFP/S. Al-Doumy
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Beim 59. World Press Photo Wettbewerb haben mehr als 5700 Fotografen aus 128 Ländern teilgenommen. Die Jury musste das Siegerfoto aus 82.951 Einsendungen auswählen. Gewonnen hat der Australier Warren Richardson, der freiberuflich als Fotograf arbeitet und aktuell in Budapest lebt. "Das Bild ist so stark wegen seiner Einfachheit und der Symbolkraft des Stacheldrahtzauns", teilte der Jury-Vorsitzende Francis Kohn mit. Es zeigt einen Mann an der ungarisch-serbischen Grenze, der ein Baby durch ein Loch im Zaun reicht. Um so ein Bild schießen zu können, habe er fünf Tage an der Grenze verbracht. so Richardson. Für das Foto habe er keinen Blitz verwenden können – der hätte die Polizei aufschrecken und auf die Flüchtlinge, die illegal die Grenze passieren wollten, aufmerksam machen können. Das Mondlicht sei die einzige Lichtquelle gewesen.
Wichtigste Auszeichnung für Fotojournalismus
Jedes Jahr zeichnet die World Press Photo Foundation die besten Pressefotos des Jahres aus. Die Organisation ist gemeinnützig und hat ihren Sitz in den Niederlanden. Eine jährlich wechselnde Jury aus 19 Fotografen und Bildredakteuren wählt in unterschiedlichen Kategorien – von Nachrichten über Natur- bis zur Sportfotografie – die besten Bilder des Jahres aus. Dotiert ist der Preis mit 10.000 Euro.
Die Gewinnerfotos sind nun in einer Wanderausstellung zu sehen, die in 45 Ländern gezeigt wird. Außerdem werden die Bilder einem Jahrbuch veröffentlicht. Der Wettbewerb fand 1955 zum ersten Mal statt. Mittlerweile gilt der World Press Photo Award als die bedeutendste internationale Auszeichnung für Fotojournalismus.