Der Däne Mads Nissen hat das weltweit beste Pressefoto geschossen. Das World Press Photo des Jahres zeigt zwei homosexuelle Männer aus Russland und gilt als Symbol für die dortige Bedrängnis sexueller Minderheiten.
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World Press Photo Award
Ein Statement gegen die Verfolgung Homosexueller in Russland ist zum weltweit besten Pressefoto des Jahres gewählt worden. Die Jury des Wettbewerbs World Press Photo zeichnete den dänischen Fotografen Mads Nissen aus.
Mit dem Foto des schwulen Paares Jon und Alex will der dänische Fotograf Mads Nissen auf die immer schwierigere Lage von Schwulen und Lesben in Russland hinweisen. "Dieses Foto hat eine große ästhetische Kraft und zeigt Menschlichkeit", sagte die Vorsitzende der Jury, Michele McNally.
Der Italiener Massimo Sestini gewann den zweiten Preis in der Kategorie Nachrichten mit einem Foto, das ein überfülltes Flüchtlingsboot aus der Vogelperspektive zeigt. Die Flüchtlinge waren von der italienischen Küstenwache von einem Schiffswrack gerettet worden.
Bild: Reuters/Massimo Sestini/World Press Photo
Pete Muller - Sierra Leone
Der US-Amerikaner Pete Muller gewann den ersten Preis in der Kategorie Newsstories. Sein Siegerbild zeigt Pfleger, die einen mit Ebola infizierten Oatienten zurück in die Quarantäne-Station führen, aus der er entflohen war.
Bild: Reuters/Pete Muller/Prime/National Geographic/The Washington Post/World Press Photo
Bulent Kilic - Türkei
Ebenfalls in der Nachrichtenkategorie wurde der türkische Fotograf Bulent Kilic ausgezeichnet. Sein Siegerbild zeigt ein junges Mädchen, das bei blutigen Übergriffen von Sicherheitskräften auf Demonstranten in Istanbul verletzt wurde.
Bild: Reuters/Bulent Kilic/AFP/World Press Photo
Jérôme Sessini - Ukraine
Ein orthodoxer Priester segnet einen Demonstranten. Das Foto ist Teil einer Serie über die Proteste auf dem Kiewer Maidan, für die der Franzose Jérôme Sessini in der Kategorie Nachrichten ausgezeichnet wurde.
Ein chinesischer Arbeiter schützt sich mit einer Nikolaus-Mütze und einem Atemschutzfilter vor dem roten Staub, der die Luft in der Fabrik für Weihnachtsdekoration zum Nebel macht. Mit dem Foto des 19-Jährigen gewann Ronghui Chen den zweiten Preis in der Kategorie Gegenwart.
Den ersten Preis in der Kategorie Natur gewann der Chinese Yongzhi Chu mit seinem Foto eines Affen, der sich angstvoll an eine Wand kauert. Das Tier wird für Auftritte im Zirkus dressiert.
Bild: Reuters/Yongzhi Chu/World Press Photo
Ami Vitale - Kenia
Mit ihrem Foto junger Samburu-Krieger, die ein Nashorn berühren, gewann die US-Amerikanerin Ami Vitale den zweiten Preis in der Kategorie Natur. Wilderer hatten die Mutter des Tieres getötet.
Sporen eines Pilzes bohren sich ins Hirn einer Ameise und saugen es aus. Das Foto dieses gruseligen Sujets brachte Anand Varma aus den USA den ersten Preis in der Kategorie Naturgeschichten ein.
Er schaute den Pokal nur an - anfassen durften ihn die Deutschen. Mit dem sehnsuchtsvoll-enttäuschten Blick des argentinischen Fußballstars Lionel Messi nach dem WM-Finale in Brasilien gewann der Chinese Bao Tailiang den esten Preis in der Kategorie Sport.
Das Foto der artistischen Einlage von Odell Beckham im Football-Spiel seiner New York Giants gegen die Dallas Cowboys war den Juroren ein zweiter Preis in der Kategorie Sport wert. Das spektakuläre Foto schoss der US-Amerikaner Al Bello.
Die Jury des Wettbewerbs World Press Photo hat in Amsterdam den dänischen Fotografen Mads Nissen mit dem renommierten Preis ausgezeichnet, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Er nahm das schwule Paar Jon und Alex in einem intimen Moment in Sankt Petersburg auf. Das Foto ist Teil eines größeren Projekts des Fotografen zum Thema "Homophobie in Russland".
Zur Begründung erklärte die Jury, das siegreiche Foto "Jon und Alex" nehme auf eindrückliche Weise Stellung zu einem universalen Thema. Für Homosexuelle, Lesben, Bisexuelle und Transgender werde das Leben in Russland zunehmend schwieriger. "Sexuelle Minderheiten werden mit rechtlicher und sozialer Diskriminierung konfrontiert, Verfolgung und sogar gewalttätigen Hass-Verbrechen von konservativen religiösen und nationalistischen Gruppen", betonten die Juroren. "Dieses Foto hat eine große ästhetische Kraft und zeigt Menschlichkeit", sagte die Vorsitzende der Jury Michele McNally. Sie ist Direktorin für Fotografie bei der Tageszeitung "New York Times".
Nissen selbst sagte, er sehe die Fotografie als "eine moderne Romeo und Julia-Story" über zwei Verliebte, die sich äußeren Gewalten gegenüber sehen, die von ihnen fordern, ihre Gefühle zu verleugnen.
Minderheiten unter Druck
Russland hat die Rechte sexueller Minderheiten erst im Januar weiter eingeschränkt: Transsexuelle, Transvestiten und weiteren Gruppen, deren sexuelle Orientierung die Weltgesundheitsorganisation als "Persönlichkeitsstörungen im Erwachsenenalter" einstuft, dürfen in Russland keinen Führerschein mehr erwerben. Das geht aus einer Verordnung von Regierungschef Dmitri Medwedew hervor. Der Menschenrechtsrat von Präsident Wladimir Putin äußerte allerdings Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Einschränkung. Die Regierung will damit nach eigenen Angaben die Zahl der Verkehrsunfälle reduzieren. Sexuelle Randgruppen, allen voran Homosexuelle, sehen sich in Russland seit einigen Jahren immer größerem Druck ausgesetzt. Ein Gesetz von 2013 beispielsweise sieht Geld- und Haftstrafen dafür vor, Minderjährigen gegenüber Homosexualität positiv darzustellen.
Für den World Press Photo-Wettbewerb hatten 5692 Fotografen aus 131 Ländern rund 98.000 Fotos eingesandt. Preise wurden in acht Kategorien an 42 Fotografen vergeben. Die Siegerfotos werden in einer Ausstellung ab April in Amsterdam und danach in mehr als 40 Ländern gezeigt.