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WorldSkills: Endspurt für Berufe-Weltmeisterschaft

Sascha Quaiser29. Juni 2013

Die Berufe-WM findet nach 40 Jahren wieder in Deutschland statt. Neue und traditionelle Ausbildungsberufe konkurrieren hier um die begehrten Medaillen. Das Ganze ist mehr als ein Wettstreit.

worldskills 2013

Es wird die größte Berufe-Weltmeisterschaft, die Deutschland je gesehen hat: die WorldSkills Leipzig 2013. Die deutsche Delegation ist mit 43 Teilnehmern vertreten. Sie tritt gegen Teams aus 53 Ländern und Regionen an. Das Kräftemessen, das vom 2. bis zum 7. Juli stattfindet, ist nicht nur auf traditionelle, handwerkliche Berufe beschränkt. Es treten Steinmetze, Friseurinnen und Köche an, aber auch in eher neuen Ausbildungsberufen wie Mechatronik, Webdesign oder Mobile Robotik zeigen die jungen Menschen ihr Können.

Worldskills - Entspurt in Leipzig

02:43

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Üben seit Kindertagen

Die Funken fliegen in einer Autowerkstatt nahe Frankfurt am Main. Christian Heinz schweißt. Der 20-Jährige ist Karosseriebauer mit Leib uns Seele, und das schon lange: "Ich schraube, seitdem ich ungefähr acht Jahre alt bin. Ich hab das von meinem Vater gelernt, der ist auch Karosseriebaumeister, der hat mir das weitergegeben."

Schon seit langer Zeit weiß er, dass er in Leipzig seine Fertigkeiten unter Beweis stellen muss und trainiert dafür hart. Schweißen kann er. Doch worauf es jetzt ankommt, sind ganz neue Verfahren. Kleben und Nieten sind angesagt. Eine Technik, die die anderen Karosseriebauer nicht so gut beherrschen, hofft Heinz.

Auf dem Leipziger Messegelände geht es Anfang Juli hoch her. Menschenmassen werden sich durch die Hallen schieben. Schulklassen können die Wettbewerbe kostenfrei besuchen. 200.000 Besucher erwartet die Messe Leipzig insgesamt. Für die sächsische Stadt eine gute Gelegenheit, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. Auf dem Hauptbahnhof wurde bereits im April eine große Countdown-Uhr aufgestellt, die die Zeit bis zum Beginn der WorldSkills anzeigt.

Jonglieren, Fräsen, Schneiden unter Zeitdruck

Mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kämpfen in 46 Disziplinen um Gold, Silber und Bronze. Dabei gibt es eine Menge zu sehen. Köche bereiten kunstvoll Mahlzeiten zu. Akrobatisch jonglieren sie mit Pfannen und Töpfen, Flammen schießen in die Höhe. Maurer ziehen Wände hoch, die fast schon Kunstwerken gleichen. Fräser arbeiten genau - sie dürfen sich nicht einen Millimeter Abweichung von den Vorgaben leisten. Unter den Augen der Juroren müssen die Aufgaben in maximal 22 Stunden gelöst werden. Dabei müssen die Fachkräfte in einigen Berufen eine Gesamtaufgabe lösen, die sie schon vorher mitgeteilt bekommen haben. Andere erfahren erst unmittelbar vor Beginn des Wettbewerbs, was sie zu tun haben.

Mechatroniker Tobias Dietrich an seinem WettkampfplatzBild: DW

Rückkehr nach 40 Jahren

Für Deutschland ist der Exzellenz-Wettbewerb kein Novum. Mit Duisburg (1961) und München (1973) haben bereits zwei Städte vor Leipzig die Berufe-Olympiade ausgerichtet. Angefangen hat alles schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Spanien, wo gut ausgebildete Fachkräfte benötigt wurden. 1947 gab es dort den ersten nationalen Wettbewerb, an dem sich schon bald Portugal und später auch andere Staaten beteiligten. 1953 etwa traten Großbritannien, Frankreich und auch Deutschland bei. 1973 wechselte die Veranstaltung vom jährlichen in einen zweijährigen Rhythmus. Mittlerweile gehören auch Länder wie Argentinien, Barbados oder Namibia dem Dachverband WorldSkills International an.

Auch im Gärtnern geht es um MedaillenBild: DW

Erste Wahl für die Berufsorientierung

Die Leipziger Messehallen bieten in diesem Jahr für Jugendliche eine erstklassige Gelegenheit, sich über die vielfältigen Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Dabei haben die vielen Firmen und Organisationen aus dem Bildungs- und Ausbildungsbereich, die sich präsentieren, nicht nur die jungen Leute aus Deutschland im Fokus. Viele deutsche Unternehmen suchen derzeit händeringend Auszubildende auch aus dem Ausland. Eine gute Chance also für Besucher aus anderen Kontinenten, Kontakte zu knüpfen und Informationen aus erster Hand zu bekommen.

WorldSkills immer gefragter

Überall auf der Welt bereiten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie Christian Vergara aus Kolumbien intensiv vor. Vergara ist 18 Jahre alt und freut sich schon auf Leipzig. Er lernt Polymechaniker. "Ich wollte dieses Handwerk erlernen, weil es für mich wie eine Kunst ist." Im Technischen Ausbildungszentrum in Bogotá übt er schon seit Monaten. Jeden Tag machen er und seine Kollegen Krafttraining. Der Sport hilft ihm, Verspannungen zu lösen, sagt er.

Wettkampf am großen Objekt: Maschinenbau-WettbewerbBild: DW

Immer mehr Länder treten der Organisation WorldSkills International bei. Theodor Niehaus, Vorstandsvorsitzender der deutschen Organisation WorldSkills Germany: "Wir haben sehr lange daran gearbeitet, weil WorldSkills nur dann seinem Namen gerecht wird, wenn auch Nationen wie Russland, Indien und China Mitglied sind." Diese Staaten sind vor vier Jahren beigetreten.

Auch die asiatischen Staaten zeigen starkes Interesse. Während Vietnam beispielsweise erst seit 2006 Mitglied ist, entsendet Thailand schon seit zwei Jahrzehnten seine Teilnehmer zu den Wettbewerben. In Asien ist es üblich, dass sie dafür freigestellt werden, Zeit bekommen und meist sogar einen Trainer. Sie können sich ganz auf die Berufe-Weltmeisterschaft konzentrieren.

Auch in einem Friseursalon in Bangkok wird fleißig trainiert. Die Friseurin Nattapan Suppala sagt, sie experimentiere gern mit Farben. Sriphrae Sanjai möchte "Erfahrungen sammeln und sehen, wie international frisiert wird". Die besten Friseure des Landes arbeiten in diesem Salon. Sie haben für Thailand bereits Medaillen gewonnen, beispielsweise bei den südostasiatischen Meisterschaften. Auf diesen jungen Friseurinnen ruhen die Medaillenhoffnungen des ganzen Landes, so sieht es der zuständige Trainer vom thailändischen Arbeitsministerium. Der deutsche WorldSkills-Chef Niehaus freut sich über so viel Engagement. Damit werde ein wichtiges Ziel erreicht: "Wir möchten den Stellenwert der beruflichen Bildung national und international anheben, auch im Vergleich zur akademischen Bildung."

Endspurt in Leipzig

Die sächsische Stadt Leipzig ist gerüstet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Maschinen, Stahl, Beton, Krane – alles, was für das Event benötigt wird, wird angeliefert und in Hallen zwischengelagert. Vor dort wird es dann sukzessive in die Messehallen gebracht. Schon Wochen vor dem eigentlichen Wettbewerb laufen Teilnehmer mit WorldSkills-T-Shirts durch die Stadt. In der Gruppe müssen sie Knoten lösen oder veranstalten eine Schnitzeljagd mit GPS-Geräten. Teambuilding, nennt sich das. Anfang Juli werden die Teilnehmer im Stadtbild nicht mehr zu übersehen sein.

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