Mit einem Festprogramm erinnern die Wormser daran, dass ihre Kathedrale vor genau 1000 Jahre am 9. Juni 1018 geweiht wurde.
Bild: Rudolf Uhrig
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Kaiser, Päpste, Luther: Der Wormser Dom war Schauplatz großer Ereignisse. Mit seinem Bau wurde um das Jahr 1000 begonnen. Die Weihe fand am 9. Juni 1018 statt. Der kleinste der drei rheinischen Kaiserdome wird im Nibelungenlied erwähnt, mit dem sogenannten Königinnenstreit findet eine Schlüsselszene der Saga am Domportal statt. In unmittelbarer Nähe der Kirche wurde 1521 der Wormser Reichstag abgehalten, auf dem Martin Luther sich vor König Karl V. weigerte, seine Lehre zu widerrufen.
1000-Jährige: Kathedralen für die Ewigkeit
Ein Dom ist größer und prächtiger als andere Kirchen, denn er ist meist der Sitz eines Bischofs. Schon vor mehr als eintausend Jahren entstanden auf deutschem Boden imposante Bauwerke.
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Dom St. Peters, Worms
Eintausend Jahre, ein stolzes Alter! Der Dom zu Worms feiert 2018 sein großes Jubiläum. Aber er ist nicht die einzige Kathedrale in Deutschland, die auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann.
Bild: Dompfarramt St. Peter, Worms
Dom St. Peter, Trier
Die älteste Kathedrale Deutschlands? Die steht natürlich in der ältesten Stadt, also in Trier. Die Römer exportierten nicht nur ihre Thermen und Tempel an die Mosel, sondern auch das Christentum. Trier wurde im Jahr 313 Bischofssitz und bekam eine mächtige Kirche. Auf den römischen Grundmauern entstand im 9. Jahrhundert der Dom St. Peter, der heute als älteste Bischofskirche Deutschlands gilt.
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Der Heilige Rock
Die kostbarste Reliquie des Trierer Domes ist der Heilige Rock, die Tunika Christi. Der Überlieferung nach brachte Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, das ungeteilte Gewand im 4. Jahrhundert nach Trier. Zu sehen ist es nur während der seltenen Wallfahrten, zu denen das Bistum Trier einlädt. Die letzte Heilig-Rock-Wallfahrt fand 2012 statt, einen neuen Termin gibt es bislang nicht.
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Aachener Dom
Kaiser Karl der Große wollte ein neues Rom errichten, und zwar in der Mitte seines riesigen Reiches, in Aachen. Spatenstich war im Jahr 790. In nur zehn Jahren wurde die Pfalzkapelle errichtet, die den Kernbau des heutigen Doms bildet. 1978 wurde der Aachener Dom als erstes deutsches Kulturdenkmal in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen, wegen seines Alters und seiner Pracht.
Bild: Fotolia/davis
Aachener Domkuppel
Beeindruckend der Blick in die Kuppel. Sie ist nur 32 Meter hoch. Für heutige Maßstäbe nichts Besonderes, doch auf unsere Vorfahren wirkte sie gewaltig. Unter dieser Kuppel wurden im Laufe der Jahrhunderte 30 deutsche Könige und Kaiser gekrönt. Und noch eine interessante Zahl: Insgesamt sind im Aachener Dom 32 Millionen Mosaiksteinchen verbaut.
Bild: DW/Muhammad Mostafigur Rahman
Karlsschrein
Kaiser Karl starb im Jahr 814 und wurde im Aachener Dom beigesetzt. In diesem goldenen Schrein liegen seine Gebeine. Bei der letzten Öffnung 1988 fanden Forscher heraus: mit 1,84 Meter überragte der Kaiser seine Zeitgenossen um fast eine Kopflänge. Er trug seinen Namen Karl der Große also zu Recht.
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Dom St. Martin, Mainz
Der Mainzer Dom hat bereits zweimal seinen 1000. Geburtstag gefeiert: 1975 anlässlich der Grundsteinlegung im Jahr 975 und 2009 anlässlich der Fertigstellung im Jahr 1009. Aber da die Mainzer gerne feiern - was man ja jedes Jahr im Karneval sieht, bereiten sie sich ein drittes Mal auf eine weitere Tausendjahrfeier ihres Domes vor.
Bild: picture alliance/dpa/A. Arnold
Mainzer Domgickel
Denn bevor der Dom 1009 geweiht werden konnte, brannte er ab. Die Weihe erfolgte dann erst im Jahr 1036, nach Abschluss des Wiederaufbaus. Also werden die Mainzer wohl 2036 zum dritten Mal ein "Helau" auf ihre tausendjährige Kathedrale ausbringen. Und von oben wird der Domgickel auf das Treiben herabblicken. Der goldene Wetterhahn auf der Domspitze ist zum Wahrzeichen der Stadt Mainz geworden.
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Bamberger Dom
Bei diesem Bauwerk gibt es keine Zweifel, alles ist bestens dokumentiert: Am 6. Mai 1012, am Geburtstag von König Heinrich II., wurde mit viel Pomp die Kathedrale in Bamberg geweiht. Allein 45 Bischöfe sollen anwesend gewesen sein, der König samt Gefolge natürlich auch. Er liegt in diesem Dom begraben, an der Seite seiner Gattin Kunigunde, und ist doch nicht die Hauptattraktion.
Bild: DW/Maksim Nelioubin
Bamberger Reiter
Wie eine Art Popstar im Bamberger Dom ist diese Skulptur, sie gibt den Experten bis heute Rätsel auf: Wer ist der Reiter? König, Kaiser oder Edelmann? Und was hat das Pferd in der Kirche zu suchen? Sicher ist nur: Es ist das erste lebensgroße Reiterstandbild seit der Antike, es stammt aus dem 13.Jahrhundert. Und Touristen aus aller Welt strömen in den Bamberger Dom, nur um ihn zu sehen.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Ebener
Merseburger Dom
Diese Kathedrale im Bundesland Sachsen-Anhalt feierte 2015 ihr tausendjähriges Jubiläum. Zu verdanken hat sie dies Bischof Thietmar, der im Jahr 1015 den Grundstein für den Dom an der Ostgrenze des deutschen Reiches legen ließ. Die alten Mauern eignen sich bestens als Hollywood-Kulisse. George Clooney drehte hier 2013 den Kinofilm "Monuments Men - Ungewöhnliche Männer".
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Merseburger Zaubersprüche
1841 wurden in der Bibliothek des Merseburger Doms zwei Schriftstücke in Althochdeutsch gefunden: Germanische Götter werden beschworen, Gefangene zu befreien und Pferde zu heilen. Die Schriftstücke aus dem 10. Jahrhundert gelten als älteste Dokumente der germanischen Mythologie. Heidnische Zaubersprüche in einer christlichen Kirche, und doch so berühmt!
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Mariendom Hildesheim
Der Hildesheimer Dom ist alt, der Rosenstock an der Kirchenmauer älter. Der Legende nach haben einst an dieser Stelle wilde Rosen ein kostbares Reliquiengefäß umrankt. Kaiser Ludwig der Fromme verfügte deshalb im Jahr 815 den Bau einer Kapelle an diesem Ort, aus dem später der Dom hervorging. Der wurde im Jahr 1061 geweiht, hat also noch ein paar Jahrzehnte bis zu seiner Tausendjahrfeier.
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Tausendjähriger Rosenstock
Mittlerweile haben Forscher herausgefunden, dass der Rosenstock nur 700 Jahre alt ist. Trotzdem strömen jedes Jahr im Mai viele Schaulustige zur Rosenblüte nach Hildesheim. Im Zweiten Weltkrieg übrigens wurde der Dom zerstört und der Rosenstock verbrannte. Aber nach acht Wochen sprossen aus den verschütteten Wurzeln 25 neue Triebe hervor, was den Menschen bis heute als Wunder erscheint.
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Dom zu Worms
Auch der Wormser Dom kann sich nun in die Schar der Tausendjährigen einreihen. Er wurde im Jahr 1018 vom Wormser Bischof Burchard geweiht. Zwei Jahre später stürzte die West-Basilika ein. Das war der Beginn von vielen Um- und Erweiterungsbauten, die den Wormser Dom - wie so viele alte Kathedralen - bis in die Gegenwart getragen haben. Also: Happy Birthday, Worms! Oder besser: Halleluja!
Bild: DW / Maksim Nelioubin
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Das romanische Bauwerk prägt die Stadt in Rheinland-Pfalz wie kein anderes. Sein Jubiläum bewege die ganze Stadt, sagt Tobias Schäfer, Propst und damit Hausherr über den Wormser Dom Sankt Peter. "Die Wormser identifizieren sich mit ihrem Dom, egal ob katholisch, evangelisch oder ob sie nichts mit Kirche am Hut haben."
Das Festjahr hatte bereits einige Höhepunkte, darunter die Weihe von fünf neuen Glocken, die Einweihung des Gemeindezentrums "Haus am Dom", eine Filmpremiere im deutschen Fernsehen mit der Dokumentation "Der Wormser Wunderbau" und die Eröffnung der Sonderausstellung zur Geschichte des Doms.Sonderausstellung "Aufgeschlossen - 1000 Jahre Dom"
Statue von Bischof Burchard vor dem Dom zu WormsBild: picture-alliance/dpa/A. Arnold
An sieben interaktiven Stationen über die ganze Kirche verteilt spannt die Ausstellung nach Angaben der Veranstalter einen Bogen vom Bau der Kirche bis zum heutigen Gemeindeleben. Die Idee sei gewesen, die Steine des Doms gewissermaßen aufzuklappen, sagte die Wormser City- und Touristenseelsorgerin Claudia Staudinger bei der Vorstellung der Schau.
Eine Schlüsselrolle in der Ausstellung spielt der Bauherr des Doms, der Wormser Bischof Burchard. Auf dem Rundgang zu Exponaten und Ausstellungstafeln passieren die Besucher dessen Grab im Westchor der Kirche. Spektakulärstes Ausstellungsstück ist ein Teilstück des um 1900 freigelegten Original-Marmorfußbodens aus der Zeit des Dombaus. Außerdem gibt es weitere archäologische Funde, alte Handschriften, Video- und Audiobeiträge.Virtueller Balanceact zwischen den Dom-Türmen
Dom zu Worms aus der VogelperspektiveBild: picture-alliance/dpa/3dtopevent.info/T. Hemke
Mit Hilfe der Virtual-Reality-Technologie (VR) können Besucher sogar zwischen den Türmen des Wormser Domes balancieren. Die beiden Türme des Ostchors, die das Stadtbild prägen, werden durch die VR-Technologie "barrierefrei zugänglich gemacht", erläuterte der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Bistums, Thomas Klumb. "Auf einem virtuellen Holzbalken kann man sich völlig frei in fast 50 Meter Höhe zwischen den beiden Türmen bewegen und erhält einen sehr realistischen Eindruck von Worms aus der Vogelperspektive."
Besonders realistisch werde der Eindruck unter anderem durch "fotogrammetrische Aufnahmen", so Michael Klein, Leiter des Institutes für Neue Medien Frankfurt, das das Projekt unterstützt hat. Dadurch stimme auch der Lichteinfall im Bild, das maßgeblich zu der realen Wahrnehmung beitrage. Hinzu komme über Kopfhörer außerdem noch ein akustischer Eindruck. Schließlich sorgt ein Ventilator für ein wenig Wind. "So verschmilzt die Wirklichkeit mit dem digitalen Räumen zu einer neuen Einheit", erläuterte Klein. Besucher können außerdem vor dem Dom "an einem Autokran mit einem Fesselballon in rund 60 Meter Höhe aufsteigen - etwa so hoch wie die Domtürme".