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Wortgefechte auf koreanischer Halbinsel

27. November 2010

Wenige Tage nach dem Artilleriegefecht zwischen Nord- und Südkorea setzen beide Seiten ihren Streit mit gegenseitigen Drohungen fort: Der Süden kündigt Rache an, der Norden warnt vor einem geplanten Manöver.

Südkoreanische Soldaten (Foto: ap)
Südkoreanische Soldaten demonstrieren ihre EntschlossenheitBild: AP

Auch mehrere Tage nach dem nordkoreanischen Beschuss einer südkoreanischen Insel ist keine Entspannung der Lage in Sicht. Die südkoreanischen Streitkräfte drohten am Samstag (27.11.20010) mit Vergeltung für die beiden Soldaten, die bei dem Angriff getötet wurden. Der Tod von zwei bei dem Zwischenfall getöteten Marinesoldaten werde "mit Sicherheit" gerächt werden, sagte Marine-Stabschef Yoo Nak-Joon bei der Beerdigung der beiden Truppenangehörigen. Er sprach von "tausendfacher" Vergeltung und fügte hinzu: "Wir werden uns mit all unserer Wut und all unserem Hass bei Nordkorea rächen."

Trauerfeier und Beisetzung in SüdkoreaBild: AP

An der Trauerfeier in einem Militärkrankenhaus nahe Seoul nahmen auch Regierungschef Kim Hwang Sik sowie hohe Militärs und Angehörige der beiden Soldaten teil. Nach der im Fernsehen übertragenen Gedenkfeier wurden die Toten auf den Nationalfriedhof in der Stadt Daejeon gebracht. Die beiden 20 und 22 Jahre alten Soldaten waren am Dienstag bei einem nordkoreanischen Artillerieangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong getötet worden, auch zwei Zivilisten kamen dabei ums Leben. 18 Menschen wurden verletzt. In einigen Berichten wurde das Gefecht als der schwerste Vorfall zwischen den verfeindeten Staaten seit dem Ende des Korea-Kriegs 1953 bezeichnet.

Südkoreanische Demonstranten zerschneiden eine nordkoreanische FahneBild: AP

Neuer Verteidigungsminister

Auch der neue südkoreanische Verteidigungsminister Kim Kwan Jin sprach sich einem Zeitungsbericht zufolge für ein hartes Vorgehen gegen Nordkorea aus. "Wir müssen auf Provokationen Nordkoreas scharf reagieren", zitierte das Blatt "Chosun Ilbo" den Minister aus einer Rede vor Mitarbeitern des koreanischen Präsidenten. Man müsse mit vielfacher Härte zurückschlagen. Jins Vorgänger war am Donnerstag zurückgetreten. Er reagierte damit auf harsche Kritik aus der Bevölkerung, wonach das Militär zu schwach auf den Beschuss aus dem Norden reagiert habe. In der Hauptstadt demonstrierten aufgebrachte Bürger vor dem Verteidigungsministerium. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Zwiespältige Reaktion aus Nordkorea

Nordkoreas Regierung drückte unterdessen erstmals ihr Bedauern über den Tod von Zivilisten aus. Sollte es wahr sein, dass es bei dem Zwischenfall zwei zivile Opfer gegeben habe, sei dies "sehr bedauerlich", hieß es in einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Mitteilung. Zugleich machte das kommunistische Land jedoch Südkorea dafür verantwortlich und unterstellte dessen Militär, "menschliche Schutzschilde" benutzt zu haben. Schuld an dem Tod der Zivilisten sei Südkorea deshalb selbst.

Auch warnte Nordkorea erneut vor dem für Sonntag geplanten Seemanöver der Streitkräfte Südkoreas und der USA. Zu dem viertägigen Manöver wird der Flugzeugträger "USS George Washington" im Gelben Meer erwartet. Auf dem mit einem Atomantrieb ausgestattete Schiff sind 5500 Soldaten und 75 Kampfflugzeuge stationiert. Der Flugzeugträger wird von zahlreichen weiteren Kriegsschiffen begleitet. Nordkorea warnte über KCNA vor "unvorhersehbaren Konsequenzen", sollte der Flugzeugträger in die zwischen China, Süd- und Nordkorea zu großen Teilen umstrittenen Seegebiete des Gelben Meeres einlaufen.

USA und China machen sich gegenseitig Vorhaltungen

China bemühte sich in Gesprächen mit Vertretern der Regierungen in Pjöngjang und Seoul um eine Beruhigung in dem Konflikt. Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Freitagabend berichtete, habe Außenminister Yang Jiechi die Lage in einem Telefonat mit seiner US-Kollegin Hillary Clinton erörtert. Zuvor hatte Peking sich kritisch zu dem geplanten Manöver im Gelben Meer geäußert. Beide Seiten sollten Ruhe bewahren und Zurückhaltung üben, so schnell wie möglich in Kontakt treten und die Probleme in Verhandlungen lösen.

Flugzeugträger USS George WashingtonBild: AP

Die USA bekräftigten, dass das Manöver sich nicht gegen China richte. Die Übungen seien "defensiver Natur" und sollten zur Abschreckung Nordkoreas dienen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington. Hillary Clinton forderte in dem Telefonat mit ihrem chinesischen Kollegen, sein Land solle Nordkoreas Verhalten als "unakzeptabel" verurteilen.

Bis zur Versenkung des südkoreanischen Kriegsschiffs "Cheonan" im März 2010, die Nordkorea vorgeworfen wird, fanden gemeinsame Militär-Übungen Südkoreas und der USA im Gelben Meer nur einmal jährlich statt. Seitdem wurde die Zahl der Manöver aufgestockt. China beäugt diese Militär-Übungen kritisch, weil es unter anderem eine Zunahme der Spannungen befürchtet. Zudem fühlt China sich durch die Manöver in der eigenen Sicherheit bedroht.

Autor: Martin Schrader (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Hajo Felten

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