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Weihnachtsmärkte in Zeiten von Corona

Marco Müller
7. November 2021

Der Duft von frischen Waffeln und Glühwein wird dieses Jahr über die Straßen und Platze in Deutschland ziehen, denn nach einem Jahr Corona-Pause sollen sie wieder stattfinden: die Weihnachtsmärkte. Aber wie?

Deutschland Weihnachtsmarkt am Kölner Dom 2019
Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom lockt deutschlandweit die meisten Besucher anBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture alliance

26. November 2021. 17:30 Uhr. Der Nürnberger Christkindlesmarkt - der vielleicht berühmteste Weihnachtsmarkt der Welt - wird von dem neu gewählten Christkind eröffnet. In diesem Jahr allerdings nicht, wie sonst, vom Balkon der Frauenkirche direkt am Weihnachtsmarkt, sondern im virtuellen Raum.                                                                           

Was eher nach Science Fiction als nach Weihnachtsmarkt klingt, ist Corona geschuldet. Denn unter dem Balkon der Frauenkirche versammeln sich zu normalen Zeiten Tausende Menschen. "In Corona-Zeiten ist das nicht machbar. Das wäre ein falsches Signal", sagt Thomas Meiler vom Amt für Kommunikation und Stadtmarketing der Stadt Nürnberg im Gespräch mit der Deutschen Welle. Darum im virtuellen Raum - gestreamt in alle Teile der Welt. Das zeigt: Auch wenn Weihnachtsmärkte in diesem Jahr wieder stattfinden, wird doch nicht alles so sein, wie vor Corona.

Wirtschaftsfaktor Weihnachtsmarkt                                        

In Deutschland gibt es jedes Jahr rund 3000 Weihnachtsmärkte, die laut einer Studie der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH rund 160 Millionen Besucher zählen und knapp 2,9 Milliarden Euro Umsatz machen. So der Stand im Jahr 2018.

Der Weihnachtsmarkt mit den meisten Besuchern ist der am Kölner Dom. Rund vier Millionen Besucher kann er verbuchen. Fast 20 Prozent der Besucher kommen aus dem Ausland. Der Bundesdurchschnitt liegt bei nur rund fünf Prozent. Auf Platz zwei der Weihnachtsmarkt-Rangliste liegt der Weihnachtsmarkt in Stuttgart mit 3,5 Millionen Besuchern, gefolgt von dem Münchner Christkindlmarkt mit rund drei Millionen Besuchern - nicht zu verwechseln mit dem berühmteren, aber kleineren Christkindlesmarkt in Nürnberg. Dort freut man sich über etwas mehr als zwei Millionen Besucher.

Ein Bild aus besseren Tagen: Der Nürnberger Christkindlesmarkt vor CoronaBild: Juergen Held/picture alliance

Alle Jahre wieder - außer im letzten …

Die Weihnachtsmärkte beginnen in der Regel Mitte bis Ende November und gehen dann bis Weihnachten. Im vergangenen Jahr allerdings fanden sie wegen Corona nicht statt. Das hat bei vielen Menschen nicht nur die Weihnachtsstimmung stark getrübt, sondern war vor allem ein herber Schlag für die Schausteller, die davon leben. Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, erklärt im Gespräch mit der Deutschen Welle, wie schwer die Lage ist, wenn man auf Grund der Corona-Maßnahmen als Schausteller kein Geld verdienen kann. So hätten viele Schausteller an ihre Altersvorsorge gehen müssen oder übergangsweise andere Jobs machen müssen.

Die Weihnachtsmärkte sind für die Schausteller deshalb so wichtig, weil danach die Winterpause beginnt. Erst ab Ostern geht für die sie das Geschäft wieder los. Albert Ritter weist darauf hin, dass die Überbrückungshilfen Ende des Jahres enden und es auch deshalb wichtig sei, dass auf den Weihnachtsmärkten 2021 wieder guter Umsatz gemacht werde. Kann das gelingen?

Ein Bild aus Corona-Zeiten: Kein Christkindlesmarkt, sondern nur der normale WochenmarktBild: Daniel Karmann/dpa/picture alliance

Auch 2021 fallen Weihnachtsmärkte aus

In diesem Jahr dürfen Weihnachtsmärkte wieder stattfinden. Allerdings gibt es wegen der anhaltenden Corona-Pandemie Einschränkungen, die von Bundesland zu Bundesland und sogar von Stadt zu Stadt stark variieren können. Dies hat bereits zu einzelnen Absagen von Weihnachtsmärkten geführt. Beispielsweise wurde der Phantastische Lichter-Weihnachtsmarkt in Dortmund vom Veranstalter abgesagt, weil sich der Markt mit den Corona-Auflagen finanziell nicht rechnen würde.

Die vielen Tausend Besucher auf dem eingezäunten Gelände hätten alle kontrolliert werden müssen, ob sie geimpft, genesen oder getestet (3G-Regel) sind. Für den Veranstalter ein immenser Aufwand, den übrigens der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt nicht betreiben muss. Das zuständige Gesundheitsministerium in Düsseldorf hat dem Nachrichten-Portal Ruhr24 mitgeteilt, dass eine Zugangskontrolle zwar grundsätzlich zu erfolgen habe. "Ist eine solche aufgrund des Veranstaltungscharakters - wie beispielsweise bei einem frei zugänglichen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt - hingegen nicht möglich, haben stichprobenartige Kontrollen zu erfolgen." Pech also für den Veranstalter, dass er ein Gelände hat, auf dem man den Zugang kontrollieren kann. 

Auch der Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg in Berlin wurde vom Veranstalter abgesagt. "Die Politik hat es - wieder einmal - versäumt, rechtzeitig klare und reale Bedingungen für Veranstalter zu schaffen", erklärt Veranstalter Thommy Erbe gegenüber der Presse. So erlaubt die Infektionsschutzverordnung Berlin keinen Alkoholkonsum auf Grünanlagen. Dazu zählt auch der Marktbereich vor dem Schloss. Zudem hätte der Veranstalter eine Maskenpflicht durchsetzen müssen und am Eingang die 3G- oder 2G-Regeln (geimpft oder genesen) durchsetzen müssen. Dies hätte nach Veranstalterangaben Mehrkosten von 250.000 Euro bedeutet. Daher die Absage. 

In diesem Jahr nicht vor dem Schloss Charlottenburg zu finden: der WeihnachtsmarktBild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Weihnachtsmärkte könnten 2021 anders aussehen als vorher

Bei den meisten innerstädtischen Weihnachtsmärkten soll es nur stichprobenweise 3G-Kontrollen geben. Bei dem nach Besuchern zweitgrößten Weihnachtsmarkt Deutschlands in Stuttgart in Baden-Württemberg sollen, wie bei Festivals, Bändchen ausgegeben werden - allerdings hier, um nach außen sichtbar zu machen, dass man geimpft, genesen oder getestet ist.

Bayern, sonst meistens streng bei den Corona-Regeln, zeigt sich aktuell von seiner lockeren Seite. Weihnachtsmärkte dort dürfen ohne Masken betreten werden und man muss auch nicht nachweisen, dass man geimpft, genesen oder getestet ist. Trotzdem tragen die Weihnachtsmärkte auch dort der aktuellen Lage Rechnung, so wie der Nürnberger Christkindlesmarkt: Auf dem Hauptmarkt standen bisher rund 140 Buden. In diesem Jahr werden es nur rund 100 sein. Statt acht Budengassen, wird es nun maximal fünf geben. Diese werden sechs statt bisher drei Meter breit sein. Eine Bühne vor der Frauenkirche wird es nicht mehr geben. Stattdessen wird dort die Krippe stehen, die sich bisher im Zentrum befand. Die gut besuchten Imbissbuden wandern von der Mitte an die Ränder und die Glühweinbuden wandern auf den Rathausplatz. Alles in allem wird sich Zahl der Buden nicht groß verändern, die Buden werden nun aber auf vier Plätze verteilt.

So eng und voll wird es in diesem Jahr wohl nicht auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt zugehenBild: Juergen Held/picture alliance/picture alliance

Auf strengere Regeln ist man vorbereitet. "Wir haben ein Eskalationskonzept erstellt", sagt die Nürnberger Marktamtsleiterin Christine Beeck der Deutschen Welle. So könne man recht unkompliziert den Platz mit den Glühweinständen mit Tannengrün umzäunen und ein Einbahnstraßensystem für den Hauptmarkt einführen, wenn die Corona-Regeln verschärft würden.

Nach jetzigem Stand werden wohl fast alle Weihnachtsmärkte stattfinden. Allerdings werden viele - so wie der Nürnberger Christkindlesmarkt - anders aussehen als vor Corona, und es werden je nach Bundesland oder Stadt unterschiedliche Regeln gelten. Auf einigen Märkten wird man 3G- oder 2G-Regeln befolgen müssen, Bändchen und oder Masken tragen müssen. Vor dem Weihnachtsmarktbesuch sollte man sich daher am besten über die jeweiligen Regeln informieren. Dann kann auch alles wieder so schön werden wie vor Corona - zumindest annähernd.   

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