Brasilien hat die Zulassung gestoppt, weil beim Impfstoff ein Trägervirus nicht inaktiv sei und schwere Infekte auslösen könnte. Russland spricht von "Fake News".
Sputnik V ist - wie das Produkt von Astra Zeneca und von Johnson & Johnson - ein Vektorimpfstoff. Bei richtigem Gebrauch sind diese Vektorimpfstoffe sehr zuverlässig und deutlich unkomplizierter als RNA-Impfstoffe, da sie bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden können.
Bei einer Vektor-Impfung transportieren ungefährliche Viren, z.B. inaktive Erkältungsviren, die Bauanleitung für Spike-Proteine, mit denen der Erreger SARS-CoV-2 an menschliche Zellen andockt, in den Körper. Der Körper des Geimpften erkennt das eingeschleuste Erbgut als Fremdkörper und bildet selbst Antikörper und spezifische T-Zellen - beide sind für die Immunabwehr wichtig.
Eigentlich gehört es zum Standardverfahren bei der Impfstoffproduktion, dass bei den Vektoren die Gene E1 und E3 gelöscht und damit inaktiv werden. Dies aber soll bei den in Brasilien aufgetauchten Sputnik V-Margen nicht der Fall sein - sei es durch Zufall oder Schlamperei.
Auch Slowakei stoppte Impfdosen-Lieferung
Bereits im März 2021 gab es in Slowakei große Aufregung wegen Sputnik V. Bei der Prüfung durch das staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle SUKL stellte sich heraus, dass die gelieferten 200.000 Impfdosen nicht in allen Details identisch mit jenem Sputnik V-Impfstoff waren, der in anderen Ländern verimpft wird oder der zuvor in der Fachzeitschrift "The Lancet" präsentiert worden war. "Diese Vakzine haben nur den Namen gemeinsam", resümierten die slowakischen Kontrolleure.
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Russland spricht von Fake News
Dies führte zu einem hitzigen Streit zwischen Russland und der Slowakei, dessen Gesundheitsminister zurücktreten musste. Inzwischen hat Russland die gelieferten Vakzine zurückgefordert.
Der Artikel wurde zuletzt am 05.05.2021 aktualisiert und eine weitere Stellungnahme vom Russian Direct Investment Fund ergänzt.
Corona in Indien: Ein Land ringt nach Luft
Die Corona-Pandemie hat Indien mit voller Wucht erwischt. Das marode Gesundheitssystem kommt nicht mehr hinterher. In einigen Regionen gibt es nicht einmal mehr genug Sauerstoff, um die Patienten zu versorgen.
Angehörige eines verstorbenen COVID-Patienten trauern vor einem Krankenhaus im indischen Ahmedabad. In Indien weitet sich die Corona-Pandemie immer rasanter aus. Mehr als 330.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden - so viele gab es bislang in keinem anderen Land der Welt. Damit haben sich allein in den vergangenen vier Tagen mehr als eine Million Menschen in Indien mit dem Virus infiziert.
Bild: Amit Dave/REUTERS
Überfüllte Krankenhäuser
COVID-19-Patienten warten in diesem Hospital in Neu Delhi auf ihre Behandlung. Viele Krankenhäuser sind völlig überlastet. "Uns fehlen dringend benötigte Betten, Sauerstoffrationen und Medikamente", erzählt der indische Arzt und Direktor einer Krankenhauskette, Shuchin Bajaj, der DW. "Wir sind dazu gezwungen, Patienten abzuweisen. Die Situation im Land ist geradezu apokalyptisch."
Bild: Danish Siddiqui/REUTERS
Rikscha statt Wartezimmer
In ihrer Not machen sich viele Patienten dennoch auf - und müssen teils stundenlang vor den Krankenhäusern ausharren, so wie dieser Mann in einer Motorrikscha in Ahmedabad. Zumindest hat er eine der immer knapper werdenden Sauerstoffflaschen bekommen. Allein in Delhi fehlten offiziellen Angaben zufolge rund 5000 Intensivbetten. Einigen Hospitälern sei der Sauerstoff schon fast ausgegangen.
Bild: AMIT DAVE/REUTERS
Nachschub für die Nächsten
Wie hier in Allahabad drängeln sich vielerorts im Land Angehörige mit leeren Sauerstoffflaschen an Nachfüllstationen, um ihre Verwandten zu versorgen. Sauerstoff wird bereits zu Wucherpreisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Die Regierung überlegt, Ölraffinerien und andere Industrien, die Sauerstoff zur Produktion nutzen, zu stoppen. Der Sauerstoff soll stattdessen an Hospitäler geliefert werden.
In der Nacht zu Freitag brach in diesem Krankenhaus nahe Mumbai ein Feuer aus. Die gesamte Intensivstation brannte aus, mindestens 13 COVID-Patienten starben. Noch ist die Brandursache unklar. Aber in Indien kommt es oft zu gefährlichen Bränden - auch in Krankenhäusern. Ursache ist meist eine schlechte oder veraltete Ausstattung. Der Brandschutz ist oft mangelhaft, Notausgänge gibt es nur selten.
Bild: AP/picture alliance
Überlastete Krematorien
Seit Beginn der Pandemie sind bereits mehr als 185.000 Inder an den Folgen des Coronavirus gestorben. Täglich kommen derzeit mehr als 2000 Tote hinzu. Der Hinduismus erlaubt als einzig mögliche Bestattungsart die Feuerbestattung. Doch in vielen Regionen des Landes, so wie hier in der Hauptstadt Delhi, kommen auch die Krematorien mit der Verbrennung der Leichname kaum noch hinterher.
Bild: DANISH SIDDIQUI/REUTERS
Mutante auf dem Vormarsch
Verschärft wird die Situation im Land durch die rasante Verbreitung einer besonders ansteckenden doppelten Mutation des Coronavirus. Aufgrund der Variante B.1.617 haben viele Länder Einreisesperren für Reisende aus Indien erlassen - und selbst Reisewarnungen für das Land ausgegeben - die USA selbst für bereits gegen das Coronavirus geimpfte Menschen.
Bild: Xavier Galiana/AFP
Warten auf den Impfstoff
Mehr als 1,3 Milliarden Menschen leben in Indien - doch nur ein Bruchteil von weniger als zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist bislang geimpft. Dabei ist das Land einer der größten Impfstoffproduzenten der Welt. Doch erst spät wurden die indischen Pharmafirmen angewiesen, zunächst den heimischen Bedarf zu decken. Ab 1. Mai sollen nun Impfstoffe für alle Inder über 18 Jahren verfügbar sein.
Bild: Amit Dave/REUTERS
Pilgerfest in Pandemiezeiten
Doch nicht nur die schlechte Impfquote wird von Experten für die rasante Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich gemacht, sondern auch religiöse, politische und sportliche Massenveranstaltungen überall im Land. An der Kumbh Mela, Indiens größtem hinduistischen Pilgerfest, nahmen mehrere Millionen Gläubige teil. Beim rituellen Bad im Ganges spielten Masken und Abstandsregeln keine Rolle.
Bild: Money Sharma/AFP
Wahlkampf statt Warnungen
Und auch die Politik ging bislang mit eher schlechtem Beispiel voran. Im Bundesstaat Westbengalen fanden Anfang des Monats Regionalwahlen statt. Im Wahlkampf kam es in der Millionenstadt Kolkata zu Massenkundgebungen mit führenden Politikern der Regierungspartei BJP. Auch Premierminister Narendra Modi nahm daran teil - und ließ sich von tausenden dicht an dicht gedrängten Anhängern feiern.