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Wurde WM-Affäre seit 15 Jahren vertuscht?

13. November 2015

Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt räumt ein, seit 2000 von dem ominösen Vertragsentwurf mit dem damaligen WM-Vize Jack Warner gewusst zu haben. Auch Bundeskanzlerin Merkel meldet sich in der Affäre zu Wort.

Der frühere DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt beim DFB-Bundestag 2013. Foto: Getty Images
Der frühere DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt beim DFB-Bundestag 2013

Der frühere DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt hat zugegeben, das hoch brisante "Beckenbauer-Dokument" bereits seit 15 Jahren zu kennen. "Ich kann bestätigen, das Papier im Jahr 2000 gesehen zu haben", sagte Schmidt der "Bild"-Zeitung: "Und ich glaube auch, dass ich nicht der einzige war, der es gesehen hat. Allerdings ist der ganze Vorgang 15 Jahre her, da kann ich nicht mehr exakt sagen, wie das Schreiben formuliert war." Der Vertragsentwurf datiert auf den 2. Juli 2000, also vier Tage vor der Vergabe der WM an Deutschland.

Das Dokument tauchte im Rahmen der Ermittlungen zu der Affäre in den Archiven des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf. Der Vertragentwurf war von Franz Beckenbauer, dem damaligen Chef der WM-Bewerbung, und dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner unterschrieben. Darin wurden Warner und dem von ihm geführten Fußballverband für die Karibik, Nord- und Mittelamerika (CONCACAF) Zusagen gemacht, die heute als Bestechungsversuch betrachtet werden. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet unter Berufung auf DFB-Kreise, dass der Vertrag offenbar nicht umgesetzt worden sei. Der Entwurf sei bereits im Sommer aufgetaucht, der inzwischen zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach habe seit Wochen von dem Schriftstück gewusst.

Krisentreffen der DFB-Spitze in Paris

Am Rande des Testländerspiels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich in Paris (Anstoß 21.00 Uhr MEZ, ab 20.45 Uhr im DW-Liveticker) berät die DFB-Spitze über einen Nachfolger Niersbachs. "Es ist meine ganz klare Meinung, dass es nicht ausreicht, wenn ein Kopf durch einen anderen ersetzt wird, und dann läuft alles wieder ganz normal", sagte Interimspräsident Reinhard Rauball im ZDF. Rauball und DFB-Vizepräsident Rainer Koch führen seit Niersbachs Abschied vorübergehend die Geschäfte. Als Favorit wird der derzeitige DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel gehandelt. Für den CDU-Politiker sprach sich unter anderen der Chef des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV), Karl Rothmund, aus. Grindel sei "unvoreingenommen und unbelastet", sagte Rothmund.

Merkel: "Erinnerungen unveränderbar"

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel meldete sich in der Affäre um die Fußball-WM 2006 an Deutschland zu Wort. Sie hoffe, "dass der Deutsche Fußball-Bund alles transparent aufklärt, was geschehen ist", sagte Merkel bei einer Pressekonferenz mit dem australischen Premierminister Malcolm Turnbull in Berlin und fügte mit Blick auf das damalige WM-"Sommermärchen" hinzu: "Die Erinnerungen sind unveränderbar."

Bundeskanzlerin Merkel

sn/asz (sid, dpa)

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