Wut macht sich breit in Mexiko
9. Oktober 2014Die 43 Studenten wurden am 26. September in der Stadt Iguala de la Independencia im Südwesten des Landes zum letzten Mal gesehen. Sie waren nach Zusammenstößen mit Sicherheitskräften von der Polizei festgenommen worden, ein Teil von ihnen wurde offenbar im Zusammenhang mit Verstrickungen mit Drogenkartellen umgebracht. Am vergangenen Wochenende wurden dann am Stadtrand von Iguala mehrere Massengräber mit 28 Leichen gefunden. Ein Teil der Angehörigen geht davon aus, dass zahlreiche Studenten noch leben. Der Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, ist seit Tagen nicht mehr gesehen worden.
Die Regierung verantwortlich gemacht
Die Proteste fanden in der Stadt Chilpancingo statt. Die Demonstranten blockierten zeitweise die Schnellstraße, die die Hauptstadt des Bundesstaates Guerrero mit dem Urlaubsparadies Acapulco verbindet. Auch in der Hauptstadt Maxiko-Stadt gab es Proteste gegen den Umgang der staatlichen Stellen mit dem Fall. Schon direkt nach dem Verschwinden der jungen Leute hatten Kommilitonen und Angehörige die Regierung für die Tat verantwortlich gemacht. "Wir schreiben die Verschleppung unserer Kollegen dem Staat zu", sagte Studentenvertreter Omar García.
Der Sprecher der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Perseo Quiroz, sagte, die mexikanischen Behörden würden seit mehr als einem Jahrzehnt die Augen verschließen, wenn Menschen verschwinden oder ihnen Gewalt angetan werde. Als jetzt die Leichen in den Massengräbern entdeckt wurden, waren etliche von ihnen zum Teil verbrannt worden.
Ein Geständnis
Zwei Mitglieder der Verbrecherorganisation "Guerreros Unidos" räumten den Mord an 17 Studenten ein. Ob es sich bei den Toten tatsächlich um die Verschleppten handelt, ist letztlich noch unklar.
Der Fall hat Mexiko in eine Art Schockstarre versetzt. Und es hat erneut gezeigt, wie grausame Gewalt in Mexiko regiert. Der Anstieg brutaler Verbrechen, die sich aus der zunehmenden Verstrickung von staatlicher Gewalt und organisierter Kriminalität ergibt, sorgt im ganzen Land für Angst. Mexikos Staatspräsident Enrique Peña Nieto steht wegen seiner nationalen Sicherheitsstrategie zunehmend in der Kritik. Auch wenn ein Bestandteil der Strategie unter anderem ein mit 7,6 Milliarden Euro ausgestattetes "Nationales Programm zur sozialen Verbrechens- und Gewaltprävention" ist.
In Iguala haben inzwischen Armee und Gendarmerie die Kontrolle im Ort übernommen. Die lokalen Sicherheitskräfte wurden entwaffnet. Nach Angaben der mexikanischen Botschaft in Berlin wurden bis jetzt 26 Tatverdächtige festgenommen. Die Ermittlungen wurden an die Generalstaatsanwaltschaft Mexikos übertragen.
ml/qu (dpa afp)