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Zähne zeigen Richtung Westen

Peter Philipp20. August 2004

Der Iran droht mit Präventivschlägen gegen Israel und die USA. Auch bei den Olympischen Spielen hat der Konflikt die Stimmung vergiftet.

Das Kernkraftwerk von Bushehr am Persischen GolfBild: AP

Die Töne aus Teheran klingen immer schärfer. Der Grund: Die USA und Israel wollen den Iran wegen seiner Nuklearprogramme vor den UN-Sicherheitsrat bringen. Deshalb warnt die iranische Regierung unverhohlen davor, die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) aufzukündigen.

Iran präsentiert neue Mittelstreckenraketen auf einer ParadeBild: AP

Auch mögliche Angriffe der beiden Länder wolle man sich nicht gefallen lassen. Man werde nicht dasitzen und abwarten, was andere einem antun wollen, sagt der iranische Verteidigungsminister Ali Schamchani in einem Interview mit dem Fernsehsender "Al Dschasira". Er fügt hinzu, es gebe im Iran hohe Militärs, die "Präventivschläge nicht für ein Monopol der Amerikaner" hielten. Auch der Iran könne im Irak präsent sein.

Tauziehen um atomare Aufrüstung

Eine so offene und unverblümte Warnung und Angriffsdrohung gegenüber den USA überrascht: Teheran hat sich in letzter Zeit zwar immer wieder gegen die amerikanische Besatzung im Irak und auch gegen den Druck der USA in der Frage der iranischen Nuklearprogramme geäußert. Doch es schien so, als wolle man eine Eskalation verhindern. Schamchani richtete sich freilich nicht nur an die Amerikaner, sondern auch an Israel: Ohne grünes Licht aus Washington werde Israel sicher nicht handeln. Deswegen müsse man die beiden zusammen betrachten.

Arash Miresmaeili glaubt weniger an den Olympischen Sportsgeist als die Außenpolitik seiner Regierung.Bild: AP

Der Minister spielte auf die Warnung eines hohen Generals der Revolutionsgarden vor einigen Tagen an: Auch nur beim geringsten Angriff Israels auf den iranischen Atomreaktor Buschehr könne Israel "sein Atomzentrum Dimona vergessen, in dem es Atomwaffen herstellt und lagert". Die Warnung fiel zusammen mit der Bekanntgabe in Teheran, man habe erfolgreiche Tests mit Mittelstreckenraketen vom Typ "Schihab 3" unternommen. Deren Reichweite beträgt 1300 km und schließt damit Israel ein.

Die nach nordkoreanischen Plänen entwickelten Raketen können eine Tonne transportieren. Und ein neu konstruierter Kopf, der sich vor dem Ziel aufteilt, macht die Abwehr solcher Raketen schwieriger. Israel hat sich in letzter Zeit um die Entwicklung seiner "Arrow"-Luftabwehrrakete bemüht, ist sich aber nicht sicher, wie diese gegenüber der "Schihab 3" funktionieren wird. In Dimona sind Tabletten verteilt worden, um die Auswirkungen eines möglichen Angriffs auf das israelische Atomzentrum zu reduzieren.

Verhärtete Außenpolitik des Irans

Die Eskalation ist Teil eines erbitterten Streits zwischen dem Iran und Israel: Vor der Islamischen Revolution war Israel ein enger Verbündeter des Schahs, half ihm beim Aufbau seines Geheimdienstes, bildete einen Teil seiner Offiziere aus und profitierter von Öllieferungen aus dem Iran. Mit der Revolution war dies vorbei. Die Mullahs haben Israel zum Feind Nummer eins erklärt - noch vor den USA, die sie wenigstens als Staat anerkennen.

Israel sprechen sie hingegen jede Existenzberechtigung ab. Bis heute gibt es auch keine Beziehungen mit Ägypten, weil dieses Frieden mit Israel schloss. Und in Teheran reagiert man immer irritiert, wenn Araber Friedensbereitschaft gegenüber Israel zeigen: Man werde sich nicht einmischen, lautet die offizielle These, der Iran betrachte Israel aber als Unrechtsstaat.

Olympische Regeln verletzt

Teheran hat eigene Pläne in Sachen Energie und VerteidigungBild: AP

Diese Haltung bringt Teheran erstaunlich wenig außenpolitische Schwierigkeiten ein. Ein Beispiel liefert ein Vorfall bei den Olympischen Spielen: Irans bester Judokämpfer hatte zunächst angekündigt, er werde nicht gegen einen Israeli antreten. Später korrigierte er sich: Er liege mit seinem Gewicht über den erlaubten 66 Kilo.

Der Internationale Judo-Verband ignorierte die ursprüngliche Erklärung und nahm die neue Entschuldigung an. Präsident Mohamad Chatami, normalerweise als gemäßigt bekannt, feierte seinen Judoka öffentlich als "nationalen Helden".

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