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Politik

Zahl der bekannten Hinrichtungen sinkt

21. April 2021

Immer weniger Länder verhängen oder vollstrecken Todesstrafen. Für Amnesty International ist das aber kein Grund zur Entwarnung. Besonders ein Land am östlichen Mittelmeer bietet Grund zur Besorgnis.

Amnesty international
Bild: picture-alliance/dpa/W.Kumm

Die Zahl der dokumentierten Hinrichtungen weltweit ist 2020 um mehr als ein Viertel auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik 2007 gesunken. Nach der Jahresstatistik der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) wurde die Todesstrafe in 18 Ländern insgesamt mindestens 483 Mal vollstreckt. Auch wegen der Corona-Pandemie seien Vollstreckungen ausgesetzt worden.

Drei Mal so viele Hinrichtungen wie im Vorjahr in Ägypten

Die Zahl sei aber immer noch "erschreckend" hoch, in einzelnen Ländern seien sogar noch mehr Menschen hingerichtet worden als in den Vorjahren. Laut dem Amnesty-Bericht waren die vier Länder Iran (246), Irak (45), Saudi-Arabien (27) und Ägypten (107) für 88 Prozent aller bekannt gewordenen Hinrichtungen verantwortlich. In Ägypten wurden drei Mal so viele Menschen wie im Vorjahr hingerichtet. Mindestens 23 Menschen seien dort im Zusammenhang mit politischer Gewalt zum Tode verurteilt worden. Einige Todesurteile hätten auf erzwungenen "Geständnissen" basiert oder seien trotz weiterer schwerer Menschenverletzungen einschließlich Folter und Verschwindenlassen ergangen.

Außerdem haben die asiatischen Länder Indien und Taiwan sowie die Golfstaaten Katar und Oman die Vollstreckung der Todesstrafe wieder aufgenommen. Die Zahlen bewegen sich zwischen einer und vier Exekutionen pro Land.

Hinrichtungen, behandelt wie ein Staatsgeheimnis

Das Land, das mit Abstand die meisten Todesstrafen vollstreckt, taucht in dem Amnesty-Bericht nicht auf. In China fallen Hinrichtungen unter staatliche Geheimhaltung, eine genaue Dokumentation ist nicht möglich. Anhand der wenigen verfügbaren Daten schätzt AI, dass in mehrere Tausend Menschen nach gerichtlicher Anordnung getötet wurden, mehr als im Rest der Welt zusammen.

Hinrichtungen per Giftspritze gibt es in mehreren Staaten (Symbolbild)Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTOs

"Menschen inmitten einer weltweiten Gesundheitskrise hinzurichten, unterstreicht die Absurdität der Todesstrafe", sagte der Deutschland-Chef von Amnesty, Markus Beeko, mit Blick auf die Corona-Pandemie. Von den rund 200 Ländern der Welt haben 108 die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft und weitere 36 außer Vollzug gesetzt. Mittlerweile unterstützten von den 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen 123 die Forderung der UN-Generalversammlung nach einem Hinrichtungsmoratorium. Das seien mehr Länder als je zuvor. "Damit wächst der Druck auf die Länder, die weiterhin an der Todesstrafe festhalten", sagte Beeko.

qu/ml (dpa, afp, kna)

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