Die Brandkatastrophe im US-Bundesstaat Hawaii hat viele Todesopfer gefordert. Deren Zahl kann sogar noch weiter steigen. Weil keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen waren, gibt es Kritik.
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Nach den verheerenden Busch- und Waldbränden auf Hawaii wird das Ausmaß der Katastrophe immer deutlicher. So melden die US-Behörden inzwischen mindestens 93 Tote. Zuvor war von 80 die Rede gewesen. "Zweifellos wird es weitere Todesopfer geben. Wir wissen nicht, wie viele es letztendlich sein werden", hatte Hawaiis Gouverneur Josh Green gesagt. Bisher seien vor allem Opfer identifiziert worden, die zum Zeitpunkt ihres Todes aus ihren Häusern geflüchtet waren. Mehrere Medien in den USA berichten, dass die Rettungstrupps erst nach und nach in das Innere von zerstörten Gebäuden vordringen können.
Indes nimmt die Kritik am Umgang der Behörden zu. Zahlreiche Bewohner kritisieren, sie seien nicht durch Sirenen vor dem Feuer gewarnt worden und werfen den Verantwortlichen Versagen vor. Die Generalstaatsanwaltschaft hat inzwischen eine Untersuchung angekündigt. Es werde eine "umfassende Überprüfung" der von den Behörden getroffenen Entscheidungen "im Vorfeld, während und nach den Waldbränden auf den Inseln Maui und Hawaii" geben, erklärte das Büro von Generalstaatsanwältin Anne Lopez.
Er wisse nicht, ob Sirenen ausgelöst wurden, aber das Feuer habe sich außerordentlich schnell ausgebreitet, sagte der Bürgermeister des Bezirks, Richard Bissen, beim Fernsehsender NBC. "Ich glaube, das war eine unmögliche Situation."
Hawaii: Flammenhölle im Urlaubsparadies Maui
Innerhalb kürzester Zeit zerstörte eine gewaltige Feuerwalze den beliebten Touristenort Lāhainā auf der zu Hawaii gehörenden Insel Maui. Dutzende Menschen starben, manche weitere werden noch vermisst.
Bild: Matthew Thayer/Maui News/AP/picture alliance
Vollständig verbrannt
Lāhainā ist fort - einfach niedergebrannt. Dort, an der Nordwestküste der Insel Maui, wo vor einigen Tagen noch das alte Walfängerstädtchen mit seinen knapp 13.000 Einwohnern stand, sind nur noch verkohlte Trümmer übrig. Mehr als 50 Menschen sind in der Feuersbrunst ums Leben gekommen. Der Gouverneur von Hawaii spricht von der "wohl größten Naturkatastrophe" in der Geschichte des US-Bundesstaates.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance/dpa
Furchtbare Feuerwalze
Am Dienstag (08.08.2023) waren auf Maui mehrere Waldbrände ausgebrochen. Heftige Böen mit Windstärken von bis zu 130 Stundenkilometern verwandelten sie in eine regelrechte Feuerwalze, die sich rasend schnell zur Küste hin ausbreitete. Die Einsatzkräfte konnten der Urgewalt der Brände zunächst nichts entgegensetzen. Auch die historische Waiola-Kirche wurde Opfer der bis zu 30 Meter hohen Flammen.
Bild: Matthew Thayer/Maui News/AP/picture alliance
Brände bis ans Meer
Einwohner und Touristen wurden von den sich rasant ausbreitenden Bränden völlig überrascht. Viele Menschen konnten sich nur noch durch einen Sprung ins Meer vor den Flammen retten. Doch nicht alle haben es geschafft. "Wir finden immer noch Leichen im Wasser und auf der Uferpromenade", sagte Kekoa Lansford, eine Einwohnerin von Lāhainā, dem US-Nachrichtensender CBS.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance
Mit dem Schrecken davongekommen
Auch Vixay Phonxaylinkham und seine vierjährige Tochter Lana wurden vom Feuer überrascht. Fluchtartig verließen sie ihr Auto und retteten sich durch einen Sprung ins Meer. Erst nach vier Stunden konnten sie von Helfern aufgegriffen werden. Zum Glück beträgt die Wassertemperatur rund um Maui derzeit etwa 26 Grad, so dass die beiden nur eine leichte Unterkühlung erlitten.
Bild: Marco Garcia/REUTERS
Vor dem Nichts
Myrna Ah Hee steht noch immer unter Schock. Ihr eigenes Haus in Lāhainā blieb zwar verschont, doch viele ihrer Verwandten haben alles verloren. Insgesamt sind mehr als 270 Gebäude von den Flammen stark beschädigt oder komplett zerstört worden. Am Donnerstag waren noch über 11.000 Gebäude ohne Strom, das entspricht etwa 15 Prozent aller Haushalte auf der Insel Maui.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance/dpa
Ein einstiges Urlaubsparadies…
Eigentlich war Lāhainā ein malerisches Touristenziel. Bis zu zwei Millionen Besucher aus aller Welt besuchten jährlich den kleinen Ort am Fuße der West Maui Mountains mit ihren dicht bewachsenen Bergen. Dort genossen sie ihren Urlaub am Meer oder in einem der Cafés und Restaurants am Strand. Die historische "Front Street" wurde 2011 sogar zu einer der zehn schönsten Straßen der USA gewählt.
Bild: Ron Dahlquist/Design Pics/Pacific Stock/picture alliance
…und was davon übrigblieb
Am Morgen nach der Feuersbrunst ist davon nichts mehr zu sehen. "Gnadenlose Sonne" bedeutet der Name des Ortes in hawaiischer Sprache, und tatsächlich zeigt diese, als sie hinter den Bergen Mauis aufsteigt, das ganze Ausmaß der Zerstörung in der ehemaligen Inselhauptstadt. Der Sachschaden geht in die Milliarden. Der Wiederaufbau von Lāhainā wird wohl Jahre dauern.
Bild: Rick Bowmer/AP Photo/picture alliance
Die Hilfe rollt an
Zahlreiche Menschen haben sich in eine Notunterkunft in Wailuku auf der anderen Seite der Berge retten können. Dorthin bringen Bewohner der Insel Maui den Überlebenden dringend benötigte Hilfsgüter. Hawaiis Gouverneur rief die Bevölkerung des Bundesstaates auf, private Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, und auch US-Präsident Biden hat Gelder für eine schnelle Nothilfe zugesagt.
Bild: Marco Garcia/REUTERS
Wieder unter Kontrolle
Auch auf der Hauptinsel Hawaii hatte es gebrannt. Auf Maui aber hatte eine lange Dürre in Verbindung mit starken Winden durch einen in der Nähe vorbeiziehenden Hurrikan in unheilvoller Kombination die Feuersbrunst verursacht. In den ersten Stunden war die Feuerwehr nahezu machtlos, mittlerweile seien alle Feuer im Bundesstaat offiziellen Stellen zufolge aber wieder unter Kontrolle.
Bild: Hawaii National Guard/REUTERS
Gestrandet
Unterdessen versuchen tausende Touristen die Insel wieder zu verlassen. Der kleine Flughafen ist dem Ansturm jedoch nicht gewachsen. Mehrere Flüge von und nach Maui sind kurzfristig abgesagt worden. Nun will das US-Verkehrsministerium dabei helfen, Urlauber auf die westlich von Maui gelegene Insel Oahu auszufliegen, wo sie zunächst in einer Notunterkunft untergebracht werden sollen.
Bild: Patrick T. Fallon/AFP
Spenden statt reisen?
Von Reisen nach Maui wurde unterdessen dringend abgeraten. "Dies ist kein sicherer Ort", warnte Vize-Gouverneurin Sylvia Luke. Per Notfall-Erklärung sollen Touristen von der Insel ferngehalten werden. Unterdessen rief der auf Maui wohnende US-Schauspieler Jason Momoa auf Instagram Touristen und andere auf Hawaii beheimatete Hollywoodstars zu Spenden für die Überlebenden der Katastrophe auf.
Bild: Rick Bowmer/AP/picture alliance
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Große Zerstörung in Lahaina
Besonders schlimm getroffen ist die Kleinstadt Lahaina im Westen der Insel Maui. Sie ist laut Green zu 80 Prozent zerstört. Tausende Menschen wurden obdachlos. Viele sprangen auf der Flucht vor den Flammen ins Meer. Der lokale Feuerwehr-Chef Bradford Ventura hat bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sich die Brände überraschend schnell ausgebreitet hätten und dass es zuvor "nahezu unmöglich" gewesen sei, schnell genug Evakuierungen anzuordnen.
Inzwischen konnten erste Bewohner in Lahaina in ihr Zuhause zurückkehren. Er warnte aber vor dem Zustand der Häuser, sagte der Gouverneur. "Sie werden einen Grad an Zerstörung sehen wie nie zuvor in ihrem Leben."