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Politik

Zahlreiche Tote bei Kämpfen gegen Taliban

12. August 2018

Mehr als 80 Menschen wurden seit Freitag bei Kämpfen mit der islamistischen Taliban getötet. Besonders im Visier der Angreifer: der Regierungssitz sowie Polizei- und Geheimdienstzentralen in der Provinzhauptstadt Gasni.

Afghanistan Kämpfe in Ghazni (Foto: Reuters/M. Ismail)
Kontrolle am Checkpoint: Gasni liegt an einer strategisch wichtigen Verbindungsstraße zwischen Kabul und KandaharBild: Reuters/M. Ismail

"Die Situation ist momentan sehr ernst", sagte ein Sprecher der ostafghanischen Provinzhauptstadt Gasni. Umkämpft sind unter anderem eine Polizei- und Geheimdienstzentrale sowie der Sitz der Regionalregierung, wie der Provinzrat berichtete. Teile des Polizeihauptquartiers seien in Brand geraten. Die Gefechte dauerten noch an. Diese Einrichtungen hätten die Regierungstruppen aber bisher halten können.

Nach dem Überfall Hunderter islamistischer Talibankämpfer am Freitag kämpften nach wie vor nur Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter gegen die Extremisten; die Armee sei noch nicht vor Ort. Mindestens 80 Sicherheitskräfte wurden bisher getötet, heißt es. Die aktuelle Zahl wurde offiziell noch nicht bestätigt.

Widersprüchliche Information

Die Nachrichten über die Lage in Gasni bleibt weiter widersprüchlich. Ein Mitglied des Provinzrats sagte, in mehreren Stadtteilen werde gekämpft. Die afghanischen Truppen seien in der Defensive. "Keiner weiß, wie die Lage genau aussieht, weil es keine Kommunikationswege in die Stadt gibt", sagte er. Die meisten Telefonmasten in der Stadt wurden seit Beginn der Kämpfe am Freitag zerstört. Unklar ist, wie viele Menschen insgesamt bei den Kämpfen ums Leben kamen. Unter Berufung auf Krankenhauskreise berichtete der Sender 1TV, mehr als 90 Sicherheitskräfte und 13 Zivilisten seien ums Leben gekommen, mehr als 100 seien verletzt worden. Auch unter den Taliban habe es viele Opfer gegeben.

In vielen Stadtteilen Gasnis liefern sich Sicherheitskräfte Gefechte mit den TalibanBild: Getty Images/AFP/Z. Hashimi

Am Samstag hatte die Regierung noch verkündet, bedeutend Boden gegen die Taliban gutgemacht zu haben. 

Nach Angaben der örtlichen Behörden kontrollierten die Islamisten weite Teile der strategisch wichtigen Stadt, die rund 150.000 Einwohner hat. Gasni ist etwa 150 Kilometer von Kabul entfernt und liegt an einer wichtigen Nord-Süd-Straße, die die größten Städte des Landes verbindet: die Hauptstadt und Kandahar.

Für die afghanische Regierung würde der Verlust Gasnis an die Taliban eine große Niederlage bedeuten. Die Taliban hatten große Teile Afghanistans von 1996 bis zur US-geführten Intervention 2001 regiert. Seit dem Ende der NATO-Kampfmission Ende 2014 greifen sie wieder verstärkt an.

Verhandlungen mit Extremisten

Gleichzeitig werden die Hoffnungen auf eine neue Waffenruhe in Afghanistan geringer. Die Regierung in Kabul verhandelt derzeit mit den Taliban über eine neue Kampfespause zu den anstehenden Feiertagen. Präsident Aschraf Ghani hatte erklärt, eine Waffenruhe zum islamischen Eid-al-Adha-Fest sei wichtig. Eid-al-Adha findet in diesem Jahr voraussichtlich zwischen dem 21. und 25. August statt. Das Opferfest ist einer der wichtigsten Feiertage in der islamischen Welt.

Im Juni hatte eine kurze Waffenruhe die Hoffnungen auf Frieden am Hindukusch beflügelt. Überraschend hatten die Taliban damals einer dreitägigen Kampfpause zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan zugestimmt. Im ganzen Land kam es zu Verbrüderungsszenen zwischen Taliban-Kämpfern und Soldaten, die sich umarmten und miteinander das Ende der Fastenzeit feierten. Es war das erste Mal seit Beginn des Konfliktes 2001, das die Taliban in einen befristeten Friedenschluss eingewilligt hatten.

sam/AR (afpe, dpa, rtr)

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