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Zahmer Meinungsaustausch

Nina Werkhäuser1. September 2013

In ihrem einzigen Fernsehduell haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr SPD-Herausforderer Peer Steinbrück um die Gunst der Wähler geworben. Die Debatte verlief ähnlich ruhig wie der gesamte bisherige Wahlkampf.

TV-Duell von Kanzlerin Angela Merkel gegen Spitzenkandidat Peer Steinbrück (SPD), Foto: Reuters
Bild: Reuters

"Deutschland steht heute besser da als vor vier Jahren", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Beginn der Fernseh-Debatte. Das sei das Verdienst der von ihr geführten Bundesregierung aus Union und FDP. Diese habe Arbeitsplätze geschaffen und das Land gut durch die Krise geführt, so die selbstbewusste Bilanz der Amtsinhaberin, die in dunkelblauem Blazer und einer Halskette in den Farben Schwarz, Rot und Gold auftrat.

Die Kritik ihres SPD-Herausforderers Peer Steinbrück ließ Merkel an sich abperlen – etwa den Vorwurf, die Regierung habe in den letzen vier Jahren 100 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Man müsse Deutschland ja nicht schlechter malen als es sei, gab die Bundeskanzlerin pauschal zurück. Sie will nach dem 22. September das Regierungsbündnis mit der FDP fortsetzen.

Nach dem Duell ist vor der Wahl

01:26

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In der 90-minütigen Fragerunde mit vier Moderatoren konzentrierte Steinbrück sich auf sozialpolitische Themen. Mit Nachdruck forderte er einen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro, damit Beschäftigte mit einem Vollzeitjob nicht noch zusätzlich auf staatliche Hilfe angewiesen sind. In dieser Frage vertritt die SPD eine dezidiert andere Position als die CDU, und genau diese Punkte suchte der Sozialdemokrat herauszustellen. Denn in den Umfragen liegt Steinbrück weit hinter Merkel zurück.

Harsche Worte fand der SPD-Kanzlerkandiat für Merkels Politik gegenüber Griechenland. "Man darf den Griechen nicht immer nur die Konsolidierungskeule über den Kopf ziehen", kritisierte Steinbrück. Das Land brauche Wachstumsimpulse, sonst komme es nicht wieder auf die Beine. Wenn Griechenland demnächst ein drittes Hilfspaket brauche, dann zeige das, dass die Strategie der Bundesregierung gescheitert sei. Merkel konterte, es sei die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder gewesen, die der Aufnahme Griechenlands in die Eurozone zugestimmt habe. Und das, obwohl das Land die notwendigen Voraussetzungen seinerzeit nicht erfüllt habe.

Chance für den Herausforderer

Das TV-Duell war für Steinbrück eine Chance, sich potenziellen Wählern zu präsentieren, was er auf betont ruhige Art und Weise tat. Nachdem etliche verbale Ausrutscher die Anfangsphase seiner Kanzlerkandidatur geprägt hatten, trat Steinbrück diesmal betont diplomatisch auf, argumentierte aber hart in der Sache.

Bildschalte mit Katharina Kroll

01:40

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Die Kanzlerin, erfahren in TV-Duellen, blieb in ihren Ausführungen oft allgemein, hatte aber über weite Strecken das Heft in der Hand und liess sich auch von den vier Moderatoren nicht unterbrechen.

Auf den Straßen war es am Sonntag Abend fast so ruhig wie bei Spielen der Fußball-Nationalmannschaft - Millionen Deutsche schauten sich das Duell im Fernsehen an. Viele sind noch unentschieden, welcher Partei sie am 22. September ihre Stimme geben werden.

Am Ende verbuchten sowohl CDU als auch SPD die Fernsehdebatte als Erfolg für sich. Meinungsforscher weisen darauf hin, dass es noch drei Wochen bis zur Wahl sind - und der Effekt eines solchen TV-Auftritts zumeist nach wenigen Tagen verpuffe.