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ZDF löscht Video - und erntet Spott

Michael Borgers1. April 2016

Die nächste Runde im Satire-Streit, eingeläutet von Jan Böhmermann: Der ZDF-Moderator nimmt sich den türkischen Präsidenten Erdogan vor, sein Sender löscht das Video - und die Netzgemeinde glaubt an einen Aprilscherz.

Jan Böhmermann (Foto: Imago/sepp spiegl)
Bild: Imago/sepp spiegl

Das Männermagazin GQ kürte Jan Böhmermann Anfang dieses Jahres zu "Deutschlands Meinungsmacher" Nummer eins. Noch vor "Zeit"-Herausgeber Giovanni Di Lorenzo, noch vor Politmagazin-Moderatorin Anja Reschke, noch vor "SZ"-Redakteur Heribert Prantl. Allesamt gestandene, politische Journalisten. Der Satiriker habe in den vergangenen Monaten gleich mehrfach für Aufsehen gesorgt in sozialen wie traditionellen Medien, hieß es in der Begründung. Ob "Varoufake" oder die Gangsterrap-Satire "Ich hab Polizei". Böhmermann verschaffe "relevanten Themen mit den Mitteln der Unterhaltung eine besondere Aufmerksamkeit".

Und das ist ihm jetzt einmal mehr gelungen - und das gleich zweimal innerhalb einer Ausgabe seines "Neo Magazin Royals". Über das vorab veröffentlichte Video "Be Deutsch" berichteten wir bereits. In der Gesamtsendung griff Böhmermann dann auch noch den Streit mit der türkischen Regierung über ein Satire-Video des NDR-Magazins "extra 3" auf - und Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan an, und zwar so, wie es sich für einen TV-Clown, wie der 35-Jährige gerne bezeichnet wird, gehört: noch eine Schippe drauf, unter der Gürtelline, und mit der Betonung darauf, dass man das so eigentlich nicht machen dürfe.

Beispielsweise hieß es in der ersten Strophe "Sackdoof, feige und verklemmt ist Erdogan, der Präsident". Danach gab Böhmermann noch Tipps, wie man gegen solche Schmähkritik vorgehen könne, um die Kritik aus der Mediathek entfernen zu lassen, und empfahl, sich an "unsern Scherzanwalt Dr. Witz in Berlin" zu wenden.

Video "entspricht nicht Ansprüchen" des ZDF

So wurde das Video im linearen Fernsehen ausgestrahlt, so stand es für Stunden im Netz - und wurde nun von eben dort entfernt, vom ZDF. "Die Parodie im 'Neo Magazin Royale' vom 31. März zum Umgang des türkischen Präsidenten mit Satire entspricht nicht den Ansprüchen, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stellt", begründete der Sender im Internetdienst Twitter sein Vorgehen.

In den sogenannten Sozialen Netzwerken, wo eine große Fangemeinde Böhmermann und seiner Sendung folgt, erntet der TV-Sender für sein Vorgehen weitgehend nur ungläubiges Staunen. Viele fragen das ZDF, ob es sich - am 1. April - um einen Aprilscherz handelt. Andere gehen noch weiter und sprechen von Zensur:

Das ZDF sei bekannt dafür, bei seinen Satire-Formaten breite Schultern zu haben und den Protagonisten große Freiräume zu geben, verteidigte Programmdirektor Norbert Himmler den Sender. Doch dieser Fall habe die Grenzen der Ironie und der Satire "klar überschritten". Deswegen habe man in Absprache mit Jan Böhmermann beschlossen, die Passage aus der Sendung herauszunehmen.

Der TV-Mann schreibt derweil auf seiner Facebook-Seite, er habe gemeinsam mit dem ZDF eindrucksvoll gezeigt, "wo die Grenzen der Satire bei uns in Deutschland sind". Sollte er, so Böhmermann, "bei der gebührenfinanzierten Erfüllung meines pädagogischen Auftrags die Gefühle eines lupenreinen Demokraten verletzt haben, bitte ich ergebenst um Verzeihung".

Zustimmung für den Schritt seines Haussenders klingt anders.

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