Die 72. Ausgabe des wichtigsten Filmfestivals der Welt prunkt mit großen Namen: Quentin Tarantino ist dabei, Pedro Almodóvar oder auch Alain Delon. Deutsche wurden kaum berücksichtigt. Dafür ein paar Regisseurinnen…
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Tarantino & Mehr: Höhepunkte in Cannes
21 Filme konkurrierten im Wettbewerb des Filmfestivals um die Goldene Palme. Leonardo DiCaprio und Brad Pitt waren im neuen Tarantino-Film zu sehen. Doch auch die Nebensektionen des Festivals boten filmische Highlights.
Bild: picture-alliance/dpa/Invision/V. Le Caer
Auftritt der Hollywood-Stars
Das Staraufgebot in Cannes war in diesem Jahr beachtlich: Lieblinge der Fotografen waren natürlich die ganz Großen der US-amerikanischen Filmindustrie. Hollywoodstars Brad Pitt (re) und Leonardo Di Caprio machten im eleganten Smoking eine genauso gute Figur wie in Jeans beim Bummeln am Strand. Doch ihr Film "Once Upon a Time in Hollywood" ging leer aus.
Bild: picture-alliance/dpa/Invision/V. Le Caer
Tarantino rockt die Croisette
Ihr Regisseur Quentin Tarantino war ebenso unbestrittener Stargast in Cannes: Wenn ein neuer Kinofilm von Tarantino Weltpremiere feiert, hält die Kinowelt kurz den Atem an - gespannte Erwartung bei Publikum und Jury gleichermaßen. Doch abschließend überzeugen konnte der Film des Kult-Regisseurs zumindest die Jury nicht...
Bild: Reuters/J.-P. Pelissier
Goldene Palme für "Parasite" aus Südkorea
Sondern ein Film aus Südkorea - einer von zwei asiatischen Filmen im diesjährigen Wettbewerb. Regisseur Bong Joon-ho (Südkorea) begeisterte mit "Gisaengchung" ("Parasite"/unser Foto) die Jury und bekam die Goldene Palme. Der Film zeigt in tragikomischer Weise, auf welche Ideen eine Familie kommt, deren Oberhaupt arbeitslos geworden ist.
Bild: 2019 CJ ENM Corporation, Barunson E&A
Frauenpower in Cannes: Mati Diop
Über die mangelnde Berücksichtigung von Regisseurinnen ist viel geredet worden. 2019 waren vier Filmemacherinnen im Wettbewerb dabei, bei 21 Filmen keine sehr hohe Quote. Dafür eine hohe Auszeichnung: Das mit Spannung erwartete Filmdebüt von Mati Diop "Atlantique" (unser Bild) bekam den Großen Preis der Jury. Der Film spielt in Dakar und erzählt von Flucht und Hoffnung auf ein besseres Leben.
Bild: Les Films du Bal/Cinekap/FraKas/Arte France Cinéma/Canal Plus internation
Geheimnis im Herzen Brasiliens: "Bacurau"
Südamerika wurde 2019 von nur einem Film aus Brasilien vertreten. Das Regie-Duo Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles präsentierte in Cannes "Bacurau": Ein Dokumentarfilmregisseur reist ins Herz Zentral-Brasiliens und stößt er auf ein kleines Dorf, dessen Bewohner sich höchst seltsam verhalten. Dafür gab es den Preis der Jury, den allerdings musste sich der Film mit "Les Misérables" teilen.
Bild: Victor Jucá
Deutsches Staraufgebot in zweiter Reihe
Kein deutscher Regisseur hat es in diesem Jahr mit einem Film in den Wettbewerb von Cannes geschafft, nur die deutsch-amerikanische Co-Produktion "A Hidden Life" ("Ein verborgenes Leben") mit einer Riege prominenter Darsteller. August Diehl (hier mit Bruno Ganz) spielt den österreichischen Bauern Franz Jägerstätter, der aus Gewissensgründen den Kriegsdienst bei der Wehrmacht verweigert.
Bild: Iris Productions/Reiner Bajo
Alte Bekannte I: Ken Loach
Ein alter Bekannter des Festivals ist der britische Regisseur Ken Loach. Er gehört zu den wenigen Filmemachern, die schon zwei Goldene Palmen in Cannes gewinnen konnten. Loach präsentierte seinen Film "Sorry We Missed You". In gewohnter Manier beschäftigt er sich mit der Wirtschaftsmisere der "kleinen Leute": Ricky Turner (Kris Hitchen) versucht sich als selbständiger Fahrer eines Lieferservices.
Bild: Joss Barratt
Alte Bekannte II: Die Dardenne-Brüder
Zum weltweit exklusiven Kreis der doppelten Goldene-Palme-Gewinner gehört auch das belgische Brüder-Paar Jean-Pierre und Luc Dardenne. Ihr neues Werk "The Young Ahmed" greift ein heißes Eisen auf: religiöser Fanatismus. Ein junger Schüler plant seinen Lehrer zu ermorden. Dafür gab es in Cannes 2019 den Preis für die beste Regie.
Bild: Christine Plenus
Wunderkind mit Erfahrung: Xavier Dolan
Obwohl gerade erst 30, kennt auch der kanadische Regisseur Xavier Dolan das Festival gut. Unter anderem gewann sein Film "Mommy" 2014 den "Preis der Jury“. Dolans Opus "Matthias & Maxime" bewarb sich 2019 um die Goldene Palme. Der Film erzählt vom Leben und Leiden einer Gruppe junger Menschen. Multitalent Dolan schrieb, inszenierte und produzierte den Film - und spielt eine Hauptrolle!
Bild: Shayne Laverdiere
Einmal mehr: Solo für Isabelle Huppert
Die französische Schauspielerin Isabelle Huppert, die eigentlich ein Abonnement auf große Auftritte in Cannes hat, gehörte auch in diesem Jahr wieder zu den Stars auf dem Roten Teppich. Sie spielt in der internationalen Co-Produktion "Frankie" des Amerikaners Ira Sachs eine Schauspielerin, die beim Arzt die Diagnose bekommt, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat.
Bild: 2019 Photo Guy Ferrandis / SBS Productions
Heimatlos: Elia Suleiman
Mit einem der brennendsten Themen unserer heutigen Zeit beschäftigt sich der palästinensische Regisseur Elia Suleiman in "It must be Heaven". In der französisch-kanadischen Komödie spielt Suleiman selbst einen Mann auf der Suche nach Heimat. Er reist nach Paris, New York und Doha und stößt überall auf und an Grenzen: solche, die tatsächlich existieren und solche in den Köpfen der Menschen.
Bild: Carole Bethuel
Exotik außerhalb des Wettbewerbs: "Rocketman"
Doch das Filmfestival Cannes ist mehr als der Wettbewerb und der Run auf die Goldene Palme. In Nebenreihen und Spezial-Vorstellungen feiern Filme Weltpremiere, auf die die Kinowelt schon lange wartet. Musikfans dürften in diesem Jahr auf ihre Kosten kommen: in "Rocketman", einem Bio-Picture über den legendären Aufstieg der Pop-Legende Elton John - im Film verkörpert von Taron Egerton.
Bild: Imago Images/Paramount Pictures - Marv Studio
Anfänge eines Sportgenies: "Maradona"
Exzentrisch auf einem ganz anderem Gebiet war und ist der Fußballer Diego Armando Maradona. Ihm hat der oscarprämierte britische Regisseur Asif Kapadia ("Amy") seinen neuen Dokumentarfilm gewidmet. Schwerpunkt in "Maradona": Seine Anfangszeit in den 1980er Jahren in Europa, als der argentinische Superstar als Spieler des "SSC Napoli" eine ganze Stadt mit seinen Fußball-Künsten elektrisierte.
Bild: El Grafico
Kreis schließt sich: Legendäres Schauspiel-Paar
1966 holte der französische Regisseur Claude Lelouch Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant für seinen Film "Ein Mann und eine Frau" vor die Kamera und gewann die Goldene Palme in Cannes - und später auch zwei Oscars. 2019 kehrte Lelouch mit 81 Jahren an die Croisette zurück und zeigte seinen aktuellen Film "Les plus belles anees d'une vie". Wieder dabei: Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant!
Bild: Valérie Perrin
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1. Der Eröffnungsfilm
Die US-amerikanische Independent-Ikone Jim Jarmush eröffnet am 14. Mai das Festival. Mit "The Dead Don't Die" präsentiert der Regisseur einen nicht ganz ernst gemeinten Zombie-Film. Billy Murray und Adam Driver spielen ein leicht trotteliges Polizisten-Gespann, das es mit jeder Menge blutiger Untoter zu tun bekommt. Mit dabei in dem satirischen Horrorstreifen sind auch Tilda Swinton und Danny Glover sowie die Musik-Veteranen Iggy Pop und Tom Waits. Auf dem Roten Teppich dürfte es zum Festival-Auftakt also eng werden.
2. Der Wettbewerb
Anschließend bewerben sich zwanzig weitere Filme um die Goldene Palme. Das Festival hat wie immer große Namen dabei, viele Stammgäste aus früheren Jahren, aber auch ein paar Neulinge. Spaniens Großmeister Pedro Almodóvar präsentiert sein neues Melodrama, aus Belgien kommen die zweifachen Palmen-Gewinner Jean-Pierre und Luc Dardenne. Aus Großbritannien kommt Altmeister Ken Loach, die USA werden von Terrence Malick vertreten, Kanada von Regie-Wunderkind Xavier Dolan. Frankreich ist diesmal, mit Ausnahme von Abdellatif Kechiche ("Blau ist eine warme Farbe"), mit weniger bekannten Namen dabei. Die Konkurrenz komplettieren Filme aus China und Südkorea, Brasilien und Palästina.
3. Quentin Tarantino
Erst ein paar Tage vor Festival-Beginn konnten die Veranstalter voller Stolz den lang erwarteten Film von Regie-Star Quentin Tarantino vermelden. Dessen neues Epos "Once Upon a Time in Hollywood" wurde erst in diesen Tagen auf dem Schneidetisch fertig. Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Margot Robbie sind die Hauptakteure in einem Drama, das in den späten 1960er Jahren angesiedelt ist und um die Filmmetropole Hollywood in Zeiten der Hippie-Bewegung kreist.
4. Die Deutschen
Das Nachbarland Frankreichs hat es in Cannes traditionell schwer. Deutsche Regisseurinnen und Regisseure werden von den Festival-Machern an der Côte d'Azur eher selten eingeladen. Das Palmen-Rennen 2019 findet also wieder einmal ohne deutsche Filmemacher statt. Im Wettbewerb ist Deutschland 2019 immerhin mit Geld vertreten: Vier Co-Produktionen entstanden mit deutscher Finanzierung. Der deutschsprachige Film ist insofern aber dabei, als dass die Österreicherin Jessica Hausner mit "Little Joe" für den Wettbewerb eingeladen wurde. In einer Nebenreihe läuft außerdem Werner Herzogs neuer Film "Family Romance, LLC", den er in Japan mit Laiendarstellern gedreht hat.
5. Die Jury
Der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu steht in diesem Jahr an der Spitze einer prominent besetzten Jury, die am 25. Mai den Sieger der Goldenen Palme verkünden wird. Mit in der Jury dabei sind die Schauspielerinnen Elle Fanning (USA) und Maimouna N'Diaye (Burkina Faso) sowie jede Menge Regie-Prominenz: Alice Rohrwacher (Italien), Enki Bilal und Robin Campillo aus Frankreich, Kelly Reichardt (USA) und der Grieche Yorgos Lanthimos.
6. Die Nebenreihen und Specials
Auch Cannes hat seine Nebenreihen und Sondervorführungen, wo all das Neue aus der Welt des Films gezeigt wird, was aus verschiedenen Gründen nicht im Wettbewerb um die Palmen gelandet ist. Als Welturaufführungen ist zum Beispiel das Elton-John-Bio-Picture "Rocket Man" angekündigt. Und auch der neue Film von Altmeister Claude Lelouch (81) "Les plus belles années d'une vie" mit dem legendären Schauspieler-Paar Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant wird zu sehen sein. In der Neben-Sektion "Un certain regard" laufen immerhin Filme von so prominenten Regisseuren wie Bruno Dumont und Christophe Honoré.
7. Goldene Ehren-Palme
Auf Prominenz setzt natürlich auch der Ehrenpreis des Festivals. Die Goldene Ehren-Palme von Cannes geht in diesem Jahr an die Schauspielikone Alain Delon. Der 1935 geborene Darsteller ist seit den späten 1950er Jahren im Kino präsent, drehte über 80 Filme. Er gehört zu den ganz großen Schauspielern des europäischen Kinos. Zu seinen großen Erfolgen gehören Filme wie "Nur die Sonne war Zeuge", "Der eiskalte Engel" und "Der Leopard". Mit der Ehrung solle "die wunderbare Präsenz des legendären Schauspielers in der Geschichte des Films" gewürdigt werden, teilte das Festival mit.
8. Der Netflix-Streit
Das Festival an der Côte d'Azur hat sich in den letzten Jahren zum Vorreiter im Kampf gegen die Teilnahme von Filmen des Streaming-Portals "Netflix" gemacht. Im Gegensatz zu den Festivals in Berlin und Venedig zeigt Cannes im Wettbewerb keine Produktionen, die anschließend nicht im Kino laufen. Cannes versteht das auch als Solidaritätsbekundung für das Kino. So standen neue Filme von Regiestars wie Martin Scorsese oder Steven Soderbergh nicht auf der Einladungsliste. Außer Konkurrenz laufen immerhin zwei Teile der neuen Serie des auch in Hollywood populären Dänen Nicolas Winding Refn: "Too Old to Die Young" - produziert vom Amazon-Konzern.
9. Die Frauen
Als "feministische Großoffensive" bezeichnete eine deutsche Tageszeitung in nicht ganz ernst gemeinter Manier die Tatsache, dass das Festival in diesem Jahr im Wettbewerb vier Filme von Frauen dabei hat. Für Cannes-Verhältnisse ist das viel, hatten sich die Festival-Chefs in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. "Im Männer-Club von Cannes könnte man das als Fortschritt bezeichnen", spottete die "Süddeutsche Zeitung" im Vorfeld. Außer der Österreicherin Jessica Hausner sind die drei französischen Regisseurinnen Mati Diop, Céline Sciamma und Justine Triet im Palmen-Rennen vertreten.
10. Der Abschlussfilm
Französisch geht's dann auch zum Abschluss des Festivals zu. Auf großes Interesse dürfte dann der neue Film des erfolgreichen Regie-Duos Olivier Nakache und Éric Toledano, "Hors Normes" ("The Specials"), stoßen. Neben den Schauspiel-Profis Vincent Cassel und Reda Kateb wirken viele Laien mit. In der Sozialkomödie geht es um autistische Jugendliche. Nakache/Toledano landeten 2011 mit "Ziemlich beste Freunde" einen Welthit und drehten vor zwei Jahren die wunderbar beschwingte Hochzeits-Satire "Das Leben ist ein Fest".