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Zehnkämpfer Leo Neugebauer träumt von Olympia-Gold

1. August 2024

Er ist der Shooting-Star der deutschen Leichtathletik. Nach seiner Jahresweltbestleistung im Juni ist Leo Neugebauer Topfavorit beim olympischen Zehnkampf in Paris.

Zehnkämpfer Leo Neugebauer holt während der Collegemeisterschaften in Eugene zum Diskuswurf aus
Im Juni in Eugene warf Leo Neugebauer den Diskus so weit wie bisher kein anderer Zehnkämpfer in einem WettbewerbBild: Laci Perenyi/IMAGO

Knackt Leo Neugebauer ausgerechnet bei den Olympischen Spielen die magische Marke von 9000 Punkten? "Ich würde sagen, dass es definitiv drin ist, keine Frage", sagt der deutsche Zehnkämpfer. Der 24-Jährige ist beim Wettkampf in Paris an diesem Freitag und Samstag in der Favoritenrolle.

"Leo the German", wie sie ihn in den USA rufen und auch er selbst sich in den sozialen Medien nennt, hatte schließlich Anfang Juni für einen Paukenschlag gesorgt. Bei den US-Collegemeisterschaften der Leichtathletik in Eugene im Bundesstaat Oregon verteidigte Neugebauer nicht nur seinen Titel aus dem Vorjahr, sondern kratzte auch an den 9000 Punkten.

8961 Punkte bedeuteten einen neuen deutschen Rekord und Platz sechs in der ewigen Rangliste der Zehnkämpfer. Damit katapultierte sich Neugebauer an die Spitze der Weltjahresbestenliste - und machte sich zur deutschen Gold-Hoffnung für Paris. "Es war schon immer mein Traum, auf dem Podium zu stehen - besonders bei den Olympischen Spielen", sagte Neugebauer nach seinem Coup.

Erster Mehrkampf als Siebenjähriger

Der Zehnkämpfer wurde im Jahr 2000 in Görlitz geboren, der östlichsten Stadt Deutschlands. Neugebauer wuchs in einem Dorf nahe Stuttgart auf. Die Leichtathletik war ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. "Meine Mutter hat nie Sport gemacht. Mein Vater hat mal Fußball gespielt", sagt Neugebauer. Sein Vater stammt aus Kamerun und träumte von einer Karriere als Fußballprofi in Deutschland. Daraus wurde nichts. Terrance Neugebauer verdient sein Geld als LKW-Fahrer.

Terrance Neugebauer (Mitte) - hier bei der WM 2023 in Budapest - gehört zu den größten Fans seines SohnsBild: Laci Perenyi/IMAGO

Bereits mit sechs Jahren trat Leo Neugebauer einem Leichtathletik-Verein bei, kurz vor seinem achten Geburtstag bestritt er seinen ersten Mehrkampf: einen Dreikampf aus 50-Meter-Lauf, Weitsprung und Ballwurf. 2015 bestritt Neugebauer seinen ersten Zehnkampf. 2017 gab er sein internationales Debüt: Bei der U-18-Weltmeisterschaft in Kenias Hauptstadt Nairobi gewann er die Bronzemedaille.

Newcomer des Jahres 2023

Seit 2019 studiert Neugebauer an der Universität in Austin im Bundesstaat Texas Wirtschaftswissenschaften. "Mein Sportstipendium in den USA lieferte mir die professionellen Rahmenbedingungen", sagt Neugebauer. "Ich kann zweimal am Tag trainieren. Die Wege vom Stadion zur Uni und den Physiotherapeuten sind kurz."

Die professionellen Trainingsbedingungen zahlten sich aus. 2022 knackte der 1,98 Meter große Modellathlet erstmals die Marke von 8000 Punkten. 2023 verbesserte er bei den US-Collegemeisterschaften in Austin den deutschen Uralt-Rekord des früheren Weltrekordlers Jürgen Hingsen aus dem Jahr 1984 um vier Punkte auf 8836 Punkte. Dabei steigerte Neugebauer in sechs von zehn Disziplinen seine persönlichen Bestleistungen. Bei der Weltmeisterschaft 2023 in Budapest belegte er den fünften Platz. Die deutschen Sportjournalisten wählten ihn zum "Newcomer des Jahres".

Neugebauer: "Unerreichbar ist nichts"

Bei seinem Rekord-Wettkampf in Eugene war Neugebauer den Diskus so weit wie zuvor noch kein anderer Zehnkämpfer weltweit in einem Wettkampf: 57,70 Meter. Im abschließenden 1500-Meter-Lauf fehlte Neugebauer dann jedoch die Kraft, um als erster deutscher Zehnkämpfer und als fünfter Athlet weltweit die Schallmauer von 9000 Punkten zu durchbrechen. Den aktuellen Weltrekord in der Königsdisziplin der Leichtathletik hält der Franzose Kevin Mayer mit 9126 Punkten.

Es wäre ein Riesending, würde Neugebauer die 9000 Punkte nun in Paris schaffen, bei seinem ersten olympischen Wettkampf. Und dann noch als dritter Deutscher nach Willi Holdorf 1964 und Christian Schenk 1988 Gold in der Königsdisziplin der Leichtathletik gewinnen. "Beim Zehnkampf kann immer alles passieren, unerreichbar ist nichts", sagt Neugebauer. "Aber es wird sehr hart werden."

Der Artikel vom 8. Juni wurde am 1. August aktualisiert.