Zehntausende bei Pride-Parade und Gegendemo in Seoul
1. Juli 2023
50.000 Menschen demonstrierten in Südkoreas Hauptstadt für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und queeren Menschen. Tausende hielten dagegen - und hatten zumindest bei der Location die besseren Karten.
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Rund 50.000 Menschen haben in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wieder bei einem Straßenfest für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und queeren Menschen (LGBTQ) demonstriert. Höhepunkt des Fests war die jährliche "Seoul Queer Parade", bei der die Teilnehmer trotz brütender Hitze durch die Innenstadt der Zehn-Millionen-Metropole zogen. Viele Teilnehmer kamen in bunten Kostümen und schwenkten Regenbogenfahnen. Organisiert wurde das Straßenfest in der Nähe des Rathausplatzes von der südkoreanischen LGBTQ-Gemeinschaft. Fest und Parade waren von starken Sicherheitsvorkehrungen der Polizei begleitet.
Erstmals seit 2015 konnten die Teilnehmer einer der größten Pride-Paraden in Asien sich nicht auf dem bisherigen für die Feierlichkeiten genutzten Platz direkt vor dem Rathaus von Seoul versammeln - dort fand eine Kundgebung tausender Gegendemonstranten statt. Diese riefen "Keine gleichgeschlechtliche Ehe" und hielten Schilder mit Aufschriften wie "Die Ehe ist ein Bund zwischen Mann und Frau" hoch.
Diplomatische Vertretungen üben sich in Solidarität
Im vergangenen Monat hatten Abgeordnete ein Gesetz zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ins südkoreanische Parlament eingebracht, das nun in einem Ausschuss beraten wird. In den vergangenen 15 Jahren waren zahlreiche Versuche gescheitert, Gesetze gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten zu verabschieden. Vor allem konservative und christliche Gruppen üben Druck in dieser Frage aus.
Zahlreiche Botschafter und Botschafterinnen anderer Länder erklärten sich daher mit den Teilnehmern des queeren Fests solidarisch. "Indem wir uns an diesem Festival beteiligen, wollen wir unsere unerschütterliche Unterstützung für die koreanische LGBTQ-Gemeinschaft zum Ausdruck bringen", sagte der deutsche Botschafter Michael Reiffenstuel in einem Youtube-Video. Mit anderen Gesandtschaften organisierte die deutsche Botschaft auch einen Informationsstand, der sich neben knapp 60 anderen Ständen verschiedener Gruppen, Organisationen und Verbände befand.
sti/se (afp, dpa)
Pride Month: Stolz und Vorurteil
Rom, Toulouse, Tel Aviv, Pristina, Sao Paulo und Los Angelos: Während des "Pride Month" protestiert die queere Community weltweit für ihre Rechte und wehrt sich gegen weiterhin existierende Diskriminierung.
Bild: Michael Dwyer/AP Photo/picture alliance
Sao Paulo hisst Regenbogenflagge
Unter einer gigantischen Regenbogenflagge sind am Sonntag (11.6.) Millionen Menschen bei der "Pride Parade" durch Sao Paulo gezogen. Nach Angaben der Veranstaltender ist das Event mit vier Millionen Teilnehmenden die größte Gay-Pride-Parade der Welt und wird in Brasilien bereits seit 27 Jahren gefeiert.
Bild: MIGUEL SCHINCARIOL/AFP
Tierisch bunt
Ein verkleideter Hund ist bei der Parade in der brasilianischen Metropole ebenfalls dabei. Diesjähriges Motto: "Wir wollen eine Sozialpolitik für LGBT+, ganz und nicht nur zur Hälfte". LGBTQ ist eine Abkürzung für unterschiedliche sexuelle Identitäten. L steht für lesbisch, G für schwul (vom englischen „gay“), B für bisexuell, T für transgeschlechtlich und Q für queer.
Bild: MIGUEL SCHINCARIOL/AFP
Lächeln für den Laufsteg
Nicht nur in Sao Paulo in Brasilien, auch in den USA fanden in mehreren Großstädten Paraden statt: In Los Angeles lockte die "L.A. Pride" Tausende von Menschen auf den Hollywood Boulevard. In den USA ist das Thema politisch umstritten: Konservative Politiker versuchen etwa, Drag-Shows oder geschlechtsangleichende Operationen für Teenager zu verbieten - teilweise mit Erfolg.
Bild: ROBYN BECK/AFP
Biden bittet ins Weiße Haus
US-Präsident Joe Biden lud am Samstag zu einer "Pride Month"-Feier ins Weiße Haus. "Ihr werdet geliebt. Ihr werdet gehört. Und ihr gehört dazu", sagte Biden. Seine Worte richtete er explizit auch an Transgender-Kinder. Nach dem Erlass diskriminierender Gesetze insbesondere gegen Transgender in mehreren US-Staaten ist der Rückhalt der Regierung ist ein wichtiges Zeichen für die Community.
Bild: BRENDAN SMIALOWSKI/AFP
Tel Aviv, my love!
Tel Aviv gilt als Hochburg der Toleranz im Nahen Osten: Rund 150.000 Menschen feierten vergangene Woche gemeinsam in der israelischen Stadt am Mittelmeer. Dieses Jahr finden die Pride-Feiern jedoch auch hier vor dem Hintergrund massiver innenpolitischer Spannungen statt. Die LGBTQ-Gemeinschaft befürchtet durch geplante Reformen eine Verschlechterung ihrer Rechte.
Bild: SHIR TOREM/REUTERS
Raven unterm Regenbogen
Auch in Frankreich zog es Mitglieder der queeren Community am Wochenende auf die Straßen: Bei der Pride Parade in Toulouse wurde nicht nur die Vielfalt, sondern auch das zehnjährige Jubiläum der Ehe für alle in Frankreich gefeiert.
Bild: CHARLY TRIBALLEAU/AFP
Konfettiregen unterm Kreuz
Für die queere Community Italiens war die "Roma Pride" in diesem Jahr besonders wichtig, denn die rechtskonservative Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte mehrfach erklärt, gegen die "LGBT-Lobby" vorgehen zu wollen. Kurz vor der Parade strich die Regionalregierung in Rom kurzerhand alle zugesagten Hilfen. Dennoch feierten und protestierten am Samstag Tausende Menschen in der Ewigen Stadt.
Bild: YARA NARDI/REUTERS
Küss mich in Pristina!
Inniger Moment: Ein Pärchen küsst sich unter einer Wolke von Seifenblasen bei der Pride Parade in Pristina. Die Teilnehmenden setzen sich während des "Pride Month" für mehr Freiheit und Gleichberechtigung in der kosovarischen Gesellschaft ein. Während Homosexualität in West-Europa größtenteils akzeptiert wird, lehnen in Osteuropa viele Menschen die queere Community ab.