Ungeachtet eines Verbots haben in Kuala Lumpur Protestierende den Rücktritt von Najib Razak gefordert. Er steht wegen angeblich unterschlagener Milliarden unter Druck. Das Geld soll in Kunst und Wohnungen geflossen sein.
Anzeige
U-Bahn-Stationen und Busbahnhöfe waren schon in den frühen Morgenstunden überlaufen. Viele Menschen, die sich an dem Protestmarsch in der Hauptstadt beteiligten, trugen gelbe T-Shirts - das Markenzeichen der Demokratiebewegung Bersih, zu deutsch "sauber", die zu den Protesten aufgerufen hatte. Die Demonstranten sammelten sich um den Platz der Unabhängigkeit, der von der Polizei abgesperrt war. Dort trafen sie auf Unterstützer der Regierung in roten T-Shirts, die eine ebenso verbotene Gegenkundgebung abhielten. Die staatliche Agentur Bernama meldete, dass ungefähr 7000 Polizisten im Einsatz seien.
Razzien und Festnahmen
Die Polizei durchsuchte nach eigenen Angaben ein Büro von Bersih und nahm die Cheforganisatorin Maria Chin Abdullah aufgrund von Ermittlungen gegen "schädliche Aktivitäten gegen die parlamentarische Demokratie" fest. Auch 14 weitere Menschen, darunter mindestens zwei weitere Vertreter der Organisation und ein Politiker der Regierungspartei, wurden wegen ihrer Verbindung zu den Demonstrationen und "um Unruhen zu vermeiden" festgenommen.
Mehr als drei Milliarden US-Dollar sind aus dem Staatsfonds 1MDB unter der Leitung von Ministerpräsident Najib Razak verschwunden. Millionenbeträge auf seinen persönlichen Konten erklärte er als Spenden aus Saudi-Arabien. Staatsanwälte in Singapur, der Schweiz und den USA ermitteln. Nach Informationen des "Wall Street Journal" sollen Verwandte und Vertraute des Regierungschefs mit unterschlagenen Geldern aus dem Fonds unter anderem Luxuswohnungen in New York und Gemälde von Van Gogh gekauft haben.
Im Juli kündigte das US-Justizministerium an, Vermögenswerte in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar zu beschlagnahmen, die vermutlich mit veruntreuten Geldern aus dem Fonds bezahlt wurden. In den US-Dokumenten ist von Beweisen für die Verwicklung eines hochrangigen malaysischen Regierungsvertreters die Rede - Najib wird dabei nicht namentlich erwähnt. Ein malaysischer Regierungsvertreter räumte mittlerweile aber ein, dass Najib gemeint ist.
Najib: "Bersih ist betrügerisch"
Der 63-jährige Najib hat die Korruptionsvorwürfe stets zurückgewiesen und von einer "Verschwörung" gesprochen. Najib sagte, Demonstrationen würden ihn nicht einschüchtern. Auf seinem Blog nannte er Bersih "betrügerisch" und unterstellte der Gruppe, ein Instrument oppositioneller Parteien zu sein, um die "demokratisch gewählte Regierung abzusetzen". Er versucht seine Macht zu festigen, indem er unter anderem die Medien einschränkt.
Bereits im August 2015 hatten zehntausende Demonstranten Najibs Rücktritt gefordert, damals hatte Bersih, das Bündnis für freie und faire Wahlen, zwei Tage lang in Kuala Lumpur demonstriert. Die seit dem Jahr 1957 regierende Nationale Front steht seit langem wegen Korruption und Vetternwirtschaft sowie Najibs autoritären Regierungsstils in der Kritik.
Zunar: Karikaturen gegen die Korruption
Mit spitzer Feder zeichnet der Cartoonist Zunar gegen die Missstände in seinem Heimatland Malaysia an. Dafür drohen ihm jetzt bis zu 43 Jahre Haft. Doch Zunar lässt sich davon nicht abschrecken.
Bild: Getty Images/AFP/M. Rasfan
Karikaturist in Ketten
Immer wieder hat der malaysische Karikaturist Zunar Probleme mit den malaysischen Behörden. Wegen seiner regierungskritischen Zeichnungen wurde er schon mehrfach verhaftet. Trotzdem will er weitermachen: "Sie können meine Hände anketten, meine Beine, meinen Nacken oder meinen ganzen Körper", sagt Zunar. "Aber ich werde nicht aufhören, zu zeichnen."
Bild: Zunar
Razak als Räuber
Zunars Hauptzielscheibe ist der malaysische Premierminister Najib Razak. Er ist in einen gigantischen Finanzskandal verwickelt, bei dem über 2,6 Milliarden US-Dollar aus dem malaysischen Investmentfonds 1MDB einfach versickert sind. Knapp 700 Millionen US-Dollar fanden sich plötzlich auf Razaks Privatkonten wieder - offiziell deklariert als "Wahlkampfhilfe" aus Saudi Arabien.
Bild: Zunar
Spitzenverdiener
Damit sieht Zunar in Razak den größten Kleptokraten der Welt. Er verdrängt sogar Simbabwes Präsidenten Mugabe auf Platz zwei. Offiziell besitzt der greise afrikanische Staatschef ein Privatvermögen von gerade einmal 10 Millionen US-Dollar. Doch so gut wie jedes Jahr verschwinden auf unerklärliche Weise Millionenbeträge aus dem Staatshaushalt Simbabwes.
Bild: Zunar
Justiz an der Leine
Große Sorgen darum, juristisch belangt zu werden, muss Malaysias Premier Razak sich kaum machen, kritisiert Zunar: "Wir haben einen Justizminister, einen Obersten Richter und einen Justizpalast - aber wir haben keine Gerechtigkeit", sagt er. Stattdessen halte der Premierminister die Justiz des Landes an der kurzen Leine.
Bild: Zunar
Hinter Gittern
Bei ihrem Kampf gegen kritische Stimmen beruft sich Malaysias Regierung auf ein Gesetz aus der britischen Kolonialzeit: Der "Sedition Act" von 1948 verbietet jeglichen öffentlichen Diskurs mit "aufrührerischer" Tendenz. Heute wird er vor allem angewandt, um regierungskritische Künstler, Journalisten und Publizisten wie Zunar zum Verstummen zu bringen.
Bild: Zunar
Handel statt Wandel
Zunars Spott richtet sich aber auch gegen US-Präsident Obama. Dem, so vermittelt der Cartoonist in dieser Zeichnung, seien ein Freihandelsabkommen und damit verbundene gute Handelsbeziehungen mit Malaysia wesentlich wichtiger als die Situation der politischen Gefangenen im Land.
Bild: Zunar
Rastloser Regierungskritiker
Zunar hat mittlerweile tausende solcher Karikaturen gezeichnet. Seit Jahrzehnten kämpft er mit Stift und Tusche gegen die Missstände im eigenen Land an. Und trotz aller Haftandrohungen denkt der heute 54-jährige überhaupt nicht daran, aufzugeben. Seine Karikaturen veröffentlicht Zunar nun im Netz, auf Facebook, Twitter und auf seiner Website www.zunar.my - urheberrechtsfrei.