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Zehnte Zinserhöhung der EZB in Folge

14. September 2023

Die Euro-Währungshüter lassen sich von der aktuellen Konjunkturschwäche nicht bremsen. Sie legen im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation erneut nach.

Frankfurt am Main | Die Europäische Zentralbank EZB
Bild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Die schwächelnde Konjunktur unterbricht die Serie von Zinserhöhungen im Euroraum vorerst nicht: Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent an. Der EZB-Rat beschloss damit am Donnerstag in Frankfurt die zehnte Zinserhöhung in Folge seit Juli 2022.  "Die Inflation geht weiter zurück. Es wird jedoch nach wie vor erwartet, dass sie zu lange zu hoch bleiben wird", begründeten die Währungshüter die Zinserhöhung.

Mit den höheren Zinsen versucht die Notenbank, die hartnäckig hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Weil teurere Kredite zugleich eine Last für die Wirtschaft sind, waren zuletzt Forderungen nach einer Zinspause lauter geworden. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der vorherigen Sitzung des EZB-Rates Ende Juli für die September-Sitzung sowohl eine weitere Zinserhöhung als auch eine Unterbrechung der beispiellosen Serie von Anhebungen nicht ausgeschlossen. Lediglich einer Zinssenkung erteilte die Französin bereits damals eine Absage.

Das "hartnäckige Biest" Inflation

Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Bei diesem Niveau sehen die Währungshüter Preisstabilität gewahrt. Doch von dieser Zielmarke ist die Teuerung nach wie vor weit entfernt. Im August schwächte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Währungsraum der 20 Länder nicht weiter ab. Die jährliche Inflationsrate verharrte einer erste Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge bei 5,3 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs, in dessen Folge die Preise für Energie und Nahrungsmittel in die Höhe schnellten, zeitweise zweistellig gewesen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde, hier auf einer Pressekonferenz Ende Juli 2023Bild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Höhere Inflationsraten zehren an der Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Menschen können sich für ihr Geld weniger leisten. Das bremst den privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der Konjunktur ist. Die jüngsten Daten zeigten, "wie hartnäckig das Biest Inflation" sei, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel kürzlich dem Handelsblatt. "Wir sind zwar ein gutes Stück bei der Inflationsbekämpfung vorangekommen. Unseren Zielwert für die Inflation haben wir aber längst noch nicht erreicht." Immerhin gab es in den jüngsten Inflationsdaten einen Hoffnungsschimmer: Die Kernteuerung im Euroraum - das ist die Rate ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie und Lebensmittel - ging von 5,5 Prozent im Juli auf 5,3 Prozent im August zurück.

Inflation wird länger über dem Zielkorridor liegen

"Zum Glück hat sich die EZB heute zu einer weiteren Zinserhöhung durchgerungen. Dafür verdient sie Lob", sagte Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank. Seiner Meinung nach ist es fraglich, ob die Leitzinsen bereits hoch genug sind, um das tiefsitzende Inflationsproblem zu lösen. Vermutlich seien weitere Zinsschritte notwendig. "Aber die EZB-Ratsmitglieder dürften wegen der fallenden konjunkturellen Frühindikatoren bald kalte Füße bekommen und die Zinsen in den kommenden Monaten nicht weiter erhöhen. Die Inflation wird im Durchschnitt der kommenden Jahre wohl deutlich über dem Ziel von zwei Prozent liegen." 

Friedrich Heinemann vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung nannte die heutige Entscheidung "wichtig und wertvoll". "Diese Entschlossenheit in der Inflationsbekämpfung ist vor allem ein Signal an die Lohnpolitik: Tarifverhandlungen sollen sich darauf verlassen können, dass spätestens 2025 die Rückkehr zur Preisstabilität gelingt und die Löhne keine Aufschläge für zukünftige Inflation benötigen", so die Einschätzung des Ökonomen. 

Martin Wansleben, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), sagte, mit der Entscheidung der EZB werde "die Durststrecke für Unternehmen in Deutschland noch länger" - auch wenn die Botschaft zur Bekämpfung der zu hohen Inflation wichtig sei. Dennoch würden die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen noch schlechter.  

hb /dk (dpa/rtr)

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