1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikSüdkorea

Entspannung zwischen Südkorea und Japan

15. März 2023

Das Verhältnis zwischen Tokio und Seoul ist angesichts der japanischen Kolonialgeschichte noch immer belastet. Doch angesichts gemeinsamer Bedrohungen gibt es positive Signale aus beiden Ländern.

Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol und Japans Premierminister Fumio Kishida
Schon 2022 haben sich Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol und Japans Premierminister Fumio Kishida bei der UN-Vollversammlung in New York getroffenBild: Ahn Jung-won/Yonhap/AP/picture alliance

In den schwierigen Beziehungen zwischen Japan und Südkorea mehren sich die Zeichen einer Annäherung der beiden Länder - auch angesichts der zunehmenden Bedrohung durch das Regime in Nordkorea. "Ich glaube, wir müssen den Teufelskreis gegenseitiger Feindseligkeit beenden und zusammenarbeiten, um die gemeinsamen Interessen unserer beiden Länder zu verfolgen", sagte Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol in einem Interview. Die wachsende Zusammenarbeit sei Teil eines historischen "neuen Kapitels" für die beiden Länder.

Besuch aus Seoul in Tokio

Yoon wird am Donnerstag nach Tokio reisen und als erstes südkoreanisches Staatsoberhaupt seit zwölf Jahren Japans Ministerpräsidenten Fumio Kishida treffen. Im Vorfeld erfuhr die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zudem aus Regierungskreisen, dass Kishida im Sommer einen Gegenbesuch in Seoul erwäge.

Ein Regierungssprecher in Tokio äußerte die Erwartung, dass Yoons Besuch in Tokio zu einer Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen beitragen werde. Südkorea sei Japans "wichtiger Partner", mit dem man hinsichtlich verschiedener Herausforderungen in der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeite. Auch das Präsidialamt in Seoul äußerte die Hoffnung, der zweitägige Besuch werde helfen, die "unglückliche Geschichte" zwischen beiden Ländern zu überwinden. Es sei ein "wichtiger Meilenstein" zur Verbesserung der Beziehungen.

Schwieriger Umgang mit der Vergangenheit

Südkoreas konservative Regierung hatte zuletzt Pläne zur Beilegung des jahrzehntelangen Streits um die Entschädigung ehemaliger koreanischer Zwangsarbeiter unter der Kolonialherrschaft Japans (1910 bis 1945) verkündet. Der Vorschlag sieht vor, dass private Gelder - vornehmlich von südkoreanischen Unternehmen - in einen öffentlichen Fonds fließen, um Zwangsarbeitsopfer oder Hinterbliebene zu entschädigen. Japans Ministerpräsident Kishida hatte Südkoreas Entscheidung begrüßt und gesagt, sie werde zur Wiederherstellung "gesunder Beziehungen" beitragen. In Südkorea selbst ist der Entschädigungsplan hingegen umstritten. Opfer kritisieren, dass er weit hinter ihrer Forderung nach einer vollständigen Entschuldigung und direkter Entschädigung durch die beteiligten japanischen Unternehmen zurückbleibe.

In Seoul ist es bereits zu Protesten gegen die Pläne der Regierung gekommenBild: Kim Hong-Ji/REUTERS

Präsident Yoon verteidigt das Vorhaben und erklärt, dass engere Beziehungen zu Japan unerlässlich seien, um eine Reihe von außenpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Beide Länder müssten "in dieser Zeit von Mehrfachkrisen mit eskalierenden nordkoreanischen Nuklear- und Raketenbedrohungen und unterbrochenen globalen Lieferketten zunehmend zusammenarbeiten", sagte Yoon im Interview. Südkorea werde Nordkorea "unter keinen Umständen als Nuklearstaat anerkennen“.

Der japanische Kabinettschef Hirokazu Matsuno ging auf Yoons Äußerungen ein und sagte, dass Tokio bestrebt sei, die "strategische Zusammenarbeit" mit Südkorea sowie trilateral mit den USA zu stärken. Er hoffe auf einen "offenen Austausch" zwischen den Staats- und Regierungschefs der beiden Länder.

Nordkorea feuert erneut ballistische Raketen ab

Erst am Dienstag hat Nordkorea nach Angaben aus Seoul zwei ballistische Raketen abgefeuert - kurz nach dem Beginn der größten gemeinsamen Militärübungen Südkoreas und der USA seit Jahren. Die nordkoreanischen Raketen seien ins Ostmeer, das auch als Japanisches Meer bekannt ist, abgefeuert worden, teilte das südkoreanische Militär mit. "Unsere Armee hat die Überwachung und Aufmerksamkeit wegen eventueller weiterer Raketenstarts verstärkt."

Engere Kooperation Japans und Südkoreas angesichts gemeinsamer Bedrohungen aus der Nachbarschaft

Die USA und Südkorea erklärten das zehn Tage dauernde Manöver "Freedom Shield" ("Freiheitsschild") zur Reaktion auf das "veränderte Sicherheitsumfeld" in der Region aufgrund der verstärkten Aggressionen Nordkoreas in den vergangenen Monaten. Nordkorea hatte das Manöver stark kritisiert, wenige Stunden vor dessen Beginn feuerte das international isolierte Land nach eigenen Angaben bereits von einem U-Boot aus zwei strategische Marschflugkörper ab. Die militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt drastisch verschärft. Die kommunistische Führung in Pjöngjang droht immer wieder mit einer militärischen Eskalation in der Region.

cwo/fab (afpe, ape, dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen