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Politik

Zeichnete Smartwatch Ermordung auf?

13. Oktober 2018

Donald Trump, Heiko Maas und erst recht die türkische Regierung: Sie alle beschäftigt das Schicksal das saudi-arabischen Journalisten. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei Jamal Khashoggis Hightech-Uhr.

Demonstranten vor dem mutmaßlichen Ort des Geschehens - dem saudi-arabischen Konsulat in Istanbul  (Foto: Reuters/O. Orsal)
Demonstranten vor dem mutmaßlichen Ort des Geschehens - dem saudi-arabischen Konsulat in Istanbul Bild: Reuters/O. Orsal

US-Präsident Donald Trump hat Saudi-Arabien mit ernsten Konsequenzen gedroht, falls der prominente Journalist Jamal Khashoggi tatsächlich in dem Konsulat des Landes in Istanbul ermordet sein sollte. In einem solchen Fall stehe viel auf dem Spiel, sagte Trump dem Fernsehsender CBS. Dies gelte vielleicht besonders, weil Khashoggi Journalist sei. "Wir werden der Sache auf den Grund gehen und es wird eine harte Bestrafung geben", sagte Trump. Auf die Frage, ob der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman die Tötung des Journalisten angeordnet habe, antwortete Trump: "Bislang weiß das niemand, aber wir werden es sicher herausfinden. Wir wären sehr wütend und ungehalten, wenn das der Fall wäre." Trump lehnte dennoch einen Stopp der US-Waffenlieferungen an Saudi-Arabien unter Verweis auf die Arbeitsplätze in der amerikanischen Rüstungsindustrie erneut ab.

"Wir können uns nicht damit abfinden" 

Khashoggi hatte am 2. Oktober das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betreten, um Papiere für seine geplante Hochzeit mit einer Türkin abzuholen. Seither wird der regierungskritische Journalist vermisst. Türkische Regierungs- und Geheimdienstkreise streuen seit Tagen die These, dass Khashoggi im Konsulat ermordet wurde. Die Regierung in Riad weist diesen Vorwurf kategorisch zurück. Der Journalist schrieb für westliche Medien wie etwa die "Washington Post".

Noch einmal das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul - aus eher bedrückender Perspektive Bild: Reuters/M. Sezer

Bundesaußenminister Heiko Maas forderte Saudi-Arabien ebenfalls auf, den Fall aufzuklären. Die Sorge um den 59 Jahre alten Khashoggi wachse mit jedem Tag der Ungewissheit, sagte Maas der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Er habe der saudi-arabischen Seite klar gemacht, dass sie alles tun müsse, um den Fall aufzuklären. "Wir können uns nicht damit abfinden, dass Journalisten weltweit immer öfter wegen ihrer Arbeit bedroht und angegriffen werden", mahnte Maas. "Das gilt auch für Saudi-Arabien. Das ist nicht akzeptabel. Das gilt auch für Journalisten im Exil."

Was beweist Kashoggis Apple-Watch? 

Aufzeichnungen der Apple-Watch Khashoggis deuten einem türkischen Medienbericht zufolge darauf hin, dass er gefoltert und ermordet wurde. "Der Zeitraum, in dem Khashoggi verhört, gefoltert und ermordet wurde, wurde von der Apple-Watch aufgenommen", berichtete die türkische Zeitung "Sabah" unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Khashoggis Uhr habe die Daten auf sein iPhone überspielt, das seine Verlobte beim Warten vor dem saudi-arabischen Konsulat in Istanbul bei sich gehabt habe.

Die Ermittler gingen davon aus, dass der Journalist die Aufnahmefunktion aktiviert habe, ehe er die diplomatische Vertretung betreten habe, berichtete die Zeitung. Nach Khashoggis Tod hätten saudi-arabische Geheimagenten bemerkt, dass die Aufnahme weiter laufe. Sie hätten seinen Fingerabdruck benutzt, um das Telefon zu entsperren, und einige, aber nicht alle Daten gelöscht. Die verbliebenen Aufnahmen seien später auf Khashoggis Handy gefunden worden.

Auch in den USA - wie hier vor der Botschaft Saudi-Arabiens in Washington - erinnern Menschen an Jamal Kashoggi Bild: picture-alliance/AA/S. Allahverd

IT-Experten halten es allerdings für sehr unwahrscheinlich, dass Khashoggis Uhr die Vorkommnisse im Innern des Konsulats in seine Daten-Cloud hochladen konnte. Die meisten Modelle der Apple-Watch dürften nicht weiter als neun bis 15 Meter von dem iPhone entfernt sein, über das die Informationen in die Datenwolke übertragen würden. Neuere Modelle könnten Daten zwar direkt in die Cloud schicken, sie benötigten dazu aber entweder eine Verbindung zu einem WLAN oder eine Art von Mobilfunk-Verbindung, die in der Türkei nicht existiere.

"Wir haben noch keine Kooperation gesehen"

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu klagte derweil über mangelnde Zusammenarbeit der saudi-arabischen Regierung hinsichtlich der Ermittlungen zu Khashoggi. Saudi-Arabien müsse dem türkischen Staatsanwalt und den Ermittlern endlich Zugang zum Konsulat geben, verlangte Cavusoglu: "Wir haben noch keine Kooperation zum Wohl der Ermittlungen und zur Aufklärung der Sache gesehen. Die wollen wir sehen." Das Versprechen hatte die Regierung in Riad schon vor Tagen gegeben, bisher aber nicht erfüllt.

sti/qu (afp, dpa, rtr)

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