Modedesigner Giorgio Armani ist tot
4. September 2025
Der Name Armani steht für schlichte Eleganz. Hochwertig, raffiniert und einzigartig. Giorgio Armani wollte nie ein bunter Flamingo sein. Deshalb erfand er eine eigene Farbe und nannte sie "greige". Diese Kombination aus grau und beige wurde zu seinem Markenzeichen. Für ihn war sie eine Hommage an seine Heimatstadt Mailand, die er immer als "graue Stadt" beschrieb.
Giorgio Armani war über dreißig Jahre lang einer der Vorreiter der internationalen Modeszene. Manch einer nannte seinen Namen in einem Atemzug mit Coco Chanel. Die Französin schrieb mit dem kleinen Schwarzen Modegeschichte, Armani mit dem Anzug. Der italienische Modeschöpfer ist nun im Alter von 91 Jahren in Mailand im Kreise seiner Liebsten gestorben, wie das Modehaus Armani in den sozialen Medien mitteilte.
Giorgio Armani: Gegen Konformismus
Giorgio Armani wurde 1934 in Mussolinis Italien in der Provinzstadt Piacenza bei Mailand geboren. Sein Vater, der als Buchhalter bei einem Transportunternehmen arbeitete, kam in der Nachkriegszeit wegen seiner Nähe zum faschistischen Regime ins Gefängnis. Armanis Entwürfe wurden deshalb oft als Reaktion auf jede Art von Konformismus interpretiert, als Protest gegen Uniformen.
Armani sprudelte über vor innovativen Ideen. Sein großer Erfolg begann Anfang der 1970er-Jahre. Damals gelang es dem Modeschöpfer, dem klassischen Anzug alles Steife und Staatstragende zu nehmen: Er dekonstruierte ihn gewissermaßen, indem er das Futter entfernte, die Knöpfe verschob und ihm weichere Schultern verpasste.
Revolutionär, aber bodenständig
Nicht nur mit seinen Anzügen, auch mit anderen Entwürfen durchbrach Armani die typischen Silhouetten der Männer- und Frauenmode. Als er 1975 seine erste Frauenkollektion auf den Modemessen präsentierte, passte sein androgyner Ansatz perfekt in den Zeitgeist der damaligen Frauenbewegung. Er entwarf sehr feminine Anzüge für Frauen: mit weichen Linien, aber trotzdem ausdrucksstark – maßgeschneidert für die berufstätige Frau.
Sein Markenzeichen waren ein blauer Kaschmirpullover und eine einfache Flanellhose. "Die Essenz des Stils ist es, auf einfache Weise etwas Kompliziertes auszudrücken", beschrieb er einmal in einem Interview seine Lebensphilosophie. Auch wenn Armani öffentliche Auftritte vermied, war er über Jahrzehnte nicht nur der kreative Kopf seines Unternehmens, sondern auch alleiniger Manager mit einem Ruf für Minimalismus und Perfektionismus.
Die Managerrolle übernahm der Designer 1985 nach dem Tod seines Lebensgefährten und Geschäftspartners Sergio Galeotti. Den Architekten hatte Armani 1966 in Mailand kennengelernt. Galeotti war es, der den Modeschöpfer dazu ermutigte, sein erstes Büro in Mailand zu eröffnen und 1975 das Modehaus Giorgio Armani zu gründen.
Mode für die Leinwand
In Italien genoss der Designer, der einem Palazzo in Mailand lebte, Kultstatus: Er entwarf Flieger- und Polizeiuniformen und kleidete die Taxifahrer Mailands ein. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio trug das italienische Team Armani. In Mailand gehörte dem Designer außerdem ein eigenes Basketball-Team.
Schon ab den 1980er-Jahren war sein Blick auch nach Hollywood gerichtet. Denn der Modeschöpfer war ein großer Filmfan. Er verehrte den italienischen Regisseur Luchino Visconti genauso wie Alfred Hitchcock. Er schwärmte für die deutsche Schauspielerin Marlene Dietrich und den US-Schauspieler Cary Grant. Entsprechend früh begriff er, dass Hollywood für ihn eine perfekte Werbefläche darstellte und eröffnete dort als erster Designer eine Dépendance. 1976 entwarf er die Kostüme für den Film "Die Unbestechlichen" mit Dustin Hoffman und Robert Redford, 1980 für den Film "Ein Mann für gewisse Stunden" mit Richard Gere. 1981 gründete er seine Zweitmarke "Emporio Armani", die sich an eine jüngere Zielgruppe richtete.
Ausweitung des Imperiums
Mittlerweile ist mit seinem Namen nicht nur Mode verknüpft: Es gibt weltweit Armani-Hotels, hinzu kommen Parfums, Sonnenbrillen, Kaffee, Schokolade, Marmelade, Möbel, Teppiche, Lampen und vieles mehr. Selbst Autos hat Armani entworfen.
Giorgio Armani war zweifellos Italiens erfolgreichster Designer. Forbes schätze sein Vermögen 2022 auf knapp sieben Milliarden US-Dollar. Er zählte zu den zehn reichsten Italienern. Während der Corona-Pandemie, die Italien im Jahr 2020 sehr hart getroffen hat, spendete Armani rund zwei Millionen Euro unter anderem für Krankenhäuser in Mailand, Rom und Bergamo. Zudem stellte er die Produktion in seinen Fabriken um und ließ dringend benötigte Schutzkleidung für Ärztinnen und Krankenpfleger herstellen.
Zuletzt war es ruhig um ihn geworden: Armani war seit einiger Zeit krank. Im Juni musste er seine Teilnahme an den Schauen seiner Gruppe auf der Mailänder Männermodewoche absagen. Es war das erste Mal in seiner Karriere, dass er eine seiner Modenschauen verpasste.
Sich ganz zur Ruhe setzen und sich von der weltberühmten Modemarke zurückziehen, das wollte, das konnte Giorgio Armani dennoch nicht: Er habe bis zuletzt gearbeitet, hieß es in der Erklärung des Modehauses. Weltweit gehören zum Armani-Konzern heute rund 8.700 Beschäftigte, mehr als 2.000 Geschäfte, oft in besten Lagen, und ein Dutzend Fabriken. Nun liegt es an seinen Nachfolgern, den Erfolg der italienischen Modemarke fortzuführen.