Verspätungen, Ausfälle und verärgerte Kunden: Die Deutsche Bahn wird ihr schlechtes Image nicht los. Um das zu ändern, will die Bundesregierung offenbar Milliarden zusätzlich in das Schienennetz investieren.
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"Heute circa zehn Minuten später" - ein Satz, mit dem sich Kunden der Deutschen Bahn schon fast abgefunden haben. Im Jahr 2018 war jeder vierte Fernzug des bundeseigenen Konzerns verspätet. Grund dafür sind oft Rückstaus auf den Schienen oder Mängel an den Fahrzeugen. Die Gesamtzahl der unpünktlichen Züge dürfte noch höher liegen. Denn die Bahn spricht erst dann von einer Verspätung, wenn der Zug mindestens sechs Minuten zu spät kommt.
Milliarden für marodes Schienennetz
Angesichts der Probleme bei der Deutschen Bahn will die Bundesregierung einem Medienbericht zufolge so viel Geld wie noch nie ins 34.000 Kilometer lange Schienennetz des Konzerns stecken. Wie die "Bild am Sonntag" (BAMS) meldet, plant das Bundesfinanzministerium, zwischen 2020 und 2029 insgesamt rund 50 Milliarden Euro in die Modernisierung der Trassen zu investieren. Für die sogenannten Ersatzinvestitionen soll es dem Bericht zufolge künftig einen Zehn-Jahres-Plan geben. Demnach würden die Zuschüsse für das Schienennetz ab 2020 auf 4,6 Milliarden Euro, ab 2025 auf 5,6 Milliarden Euro pro Jahr ansteigen. Bislang wird die Summe alle fünf Jahre neu verhandelt. Aktuell überweist der Bund jährlich 3,5 Milliarden Euro an die Bahn.
Zehn Dinge, die jeder Deutsche über Züge wissen sollte
Fahrkarten, Reservierungen, Wagenreihung: Diese zehn Grundkenntnisse und Insidertipps braucht man für die Reise mit der Deutschen Bahn, Deutschlands Eisenbahn in Staatsbesitz.
Bild: Deutsche Bahn AG
Haben Sie das mitbekommen?
Beim Warten auf den Zug wird man immer wieder mit Lautsprecherdurchsagen konfrontiert. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie kein Wort davon verstehen. Die Akustik der Bahnhöfe ist schlecht, sodass die Sorge, etwas Wichtiges zu verpassen, durchaus berechtigt ist. Nicht umsonst heißt es im Volksmund "Ich verstehe nur Bahnhof", wenn man zum Ausdruck bringen will, rein gar nichts verstanden zu haben.
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Die Zugtypen unterscheiden
Schon Kindergartenkinder wissen, dass die ICE-Züge der Bahn das Nonplusultra sind, die Schnellsten auf der Schiene. Sie erreichen bis zu 300 Kilometer pro Stunde. Der Intercity (IC) ist ebenfalls weiß und rot, aber nicht ganz so modern und mit höchstens 200 km/h weniger schnell unterwegs. Zwischen kleineren Orten sind Regionalbahn (RB) oder Regionalexpress (RE) das Mittel der Wahl.
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Nicht jeder Zug kommt pünktlich
Die Deutschen gelten als effizient und pünktlich. Ausgerechnet ihre Bahn widerlegt das Klischee - ein echter Schlag ins Kontor. Sich darüber zu beschweren bietet immer wieder die Chance, mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen - vereint im Zorn. Knapp 75 Prozent der Züge im Fernverkehr sollen nach Bahn-Angaben 2018 mit höchstens fünf Minuten Verspätung ihr Ziel erreicht haben.
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Ticket nicht vergessen
Ein wichtiger Hinweis: Kaufen Sie Ihr Ticket bevor Sie in einen Zug steigen. Wenn jedoch der Fahrscheinautomat am Bahnhof außer Betrieb war, ist es erlaubt, beim Schaffner nachzukaufen. Dann müssen Sie aber mit einem Aufpreis rechnen.
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In der Gruppe ist es günstiger
Auf Strecken der Regionalbahn gibt es interessante Angebote für Gruppen bis zu fünf Personen. Solch eine Fahrkarte kann sich schon ab zwei Leuten lohnen. Je mehr es sind, desto günstiger wird es anteilig. Deshalb finden sich auf dem Bahnsteig manchmal spontan einander fremde Menschen mit dem gleichen Fahrziel zu Gruppen zusammen. Manch ein Kontrolleur guckt dann skeptisch.
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Fahrräder können zum Problem werden
Immer mehr ICE-Züge verfügen über Abstellflächen für eine begrenzte Anzahl von Fahrrädern. Auch in anderen Zügen, vom Intercity bis zu den Regionalbahnen, gibt es Waggons mit Stellplätzen. Im Sommer kann es beim Wochenendausflug heikel werden, einen Platz zu finden - und sein Fahrrad aus der Masse der anderen Zweiräder zu fischen. Wichtig: Sie benötigen ein zusätzliches Fahrrad-Ticket.
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Entschuldigung, das ist mein Platz
Ein Zugticket garantiert keinen Sitzplatz. In Fernzügen sind Reservierungen gegen Aufpreis möglich. Ist ein Platz reserviert, werden Fahrgäste ohne Reservierung per Anzeige darauf hingewiesen - manchmal ist sich aber nicht mal die Bahn sicher, ob ein Platz nun vergeben ist oder nicht. Kein Grund zur Panik: Ein Passagier mit Reservierung wird Sie wissen lassen,ob Sie seinen Platz blockieren.
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An der richtigen Position warten
Auf der Suche nach ihrem reservierten Waggon rennen Touristen nach Eintreffen eines ICE oft neben dem Zug her. Erfahrene Reisende warten da längst vor der richtigen Tür, weil sie auf den Plan mit der Wagenreihung geguckt haben. Der gibt an, welches Abteil an welcher Stelle halten wird. Dieses Wissen kann aber schnell unnütz werden, denn die Bahn hält sich leider nicht immer daran.
Bild: DW/Elizabeth Grenier
Keine Notwendigkeit für laute Gespräche
Bei der Reservierung gibt es verschiedene Auswahlmöglichkeiten: Bevorzugen Sie einen Platz am Gang oder an einem Tisch? Wer es still möchte, wählt den Ruhebereich, in dem Telefonate verboten sind. Das wiederum sehen viele Zugreisende als Ansporn, in anderen Abteilen umso lauter zu reden. Dort müssen Sie damit rechnen, sehr private Details und sterbenslangweilige Business-Gespräche mitzuverfolgen.
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Nehmen Sie ein Familienabteil
Wer mit Kindern reist, sollte um den Ruhebereich natürlich einen Bogen machen. Die Familienbereiche im ICE könnten eine gute Wahl sein. Oder Sie gehen direkt ins Kleinkindabteil - dieses sollte man aber im Vorfeld reservieren.
Bild: Deutsche Bahn AG/O. Oliver Lang
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Ein Bahn-Sprecher verwies gegenüber der Zeitung auf die noch laufenden Verhandlungen. "Wir können uns dazu deshalb im Detail nicht äußern", sagte er der BAMS. "Grundsätzlich aber wäre eine Verlängerung der Laufzeit von fünf auf zehn Jahre für uns sehr von Vorteil", fügte der Sprecher hinzu. "Wir würden zusätzliche Planungssicherheit gewinnen, könnten unsere Baumaßnahmen noch besser koordinieren und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Bahnverkehr weiter reduzieren."
Immer noch nicht genug
Die Bahn steht derzeit unter Druck, pünktlicher und kundenfreundlicher zu werden. Vorstandschef Richard Lutz hatte zuletzt mehr Geld für den Konzern angemahnt. Die Hauptprobleme seien fehlende Gleise und eine Infrastruktur "im Rentenalter", eine bessere Bahn gebe es allerdings "nicht zum Nulltarif", sagte er Anfang der Woche der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Letztlich muss aber der Bundestag den Investitionen noch zustimmen. SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert (SPD) sagte der "Bild am Sonntag", er halte eine Finanzierungszusage für zehn Jahre für sinnvoll. "Allerdings reichen die zugesagten Mittel immer noch nicht aus, um den riesigen Investitionsstau abzubauen."