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UN-Truppen für Zentralafrika

Simone Schlindwein4. März 2014

Trotz unzähliger Truppen im Land fühlen sich die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik nicht sicher. Täglich kämpfen sie um ihr Überleben. Nun fordert auch UN-Generalsekretär Ban die Entsendung von Blauhelmen.

Französischer Sldat der Sangaris-Mission
Bild: Sia Kambou/AFP/Getty Images

Täglich werden Menschen in der Zentralafrikanischen Republik getötet. Täglich ereignen sich Übergriffe aufgehetzter Jugendbanden, Anti-Balaka genannt, gegen Muslime. Im Norden werden Christen von dem muslimischen Bündnis Seleka angegriffen. Das Rote Kreuz in der Hauptstadt Bangui sammelt jeden Tag ein Dutzend Leichen auf; zum Teil mit Macheten in Stücke gehackt oder bei lebendigem Leib verbrannt.

In der Hauptstadt Bangui liegen muslimische Viertel in unmittelbarere Nähe zu christlichen Stadtteilen. Oftmals sind es nur eine Handvoll Soldaten der Afrikanischen Union, die einen Puffer zwischen den aufgebrachten christlichen Jugendmilizen der Anti-Balaka und muslimischen Zivilisten bilden. In zahlreichen Kasernen sind noch immer Rebellen der muslimischen Seleka interniert. Am Eingang einer Kaserne im Norden Banguis halten lediglich fünf ruandische Soldaten der Mission der Afrikanischen Union Wache, damit sie nicht ausbrechen. In der Kleinstadt Sibut, praktisch an der Frontlinie zwischen Anti-Balaka-Milizen und Seleka-Rebellen, sind lediglich 300 afrikanische Friedenssoldaten stationiert. Sollte es zu erneuten Kämpfen kommen, können sie aufgrund der geringen Truppenstärke nicht eingreifen.

Zweifel an der Neutralität der Friedenstruppen

Ruandische Soldaten bewachen das Parlament in BanguiBild: DW/S. Schlindwein

Knapp 6000 Soldaten aus den umliegenden afrikanischen Ländern wurden im Auftrag der Afrikanischen Union mit der Mission MISCA in Zentralafrika stationiert. Knapp 2000 französische Truppen wurden unter UN-Mandat entsendet. Im Rahmen der Europäischen Union sollen weitere 1000 Soldaten geschickt werden. Doch noch immer fühlen sich die Einwohner in Bangui nicht sicher. Im muslimischen Viertel fürchten sich die Einwohner, zum Freitagsgebet zu erscheinen. Keine einzige Patrouille habe sich an jenem Vormittag in dem gefährdeten Stadtteil blicken lassen, beschwert sich ein muslimischer Anwohner. Zudem beschuldigt er die Franzosen, die christlichen Milizen zu unterstützen: "Wir leben hier im Terror. Jeden Tag greifen uns die Anti-Balaka an", erzählt er aufgeregt. "Man hat uns versprochen, die Franzosen seien für uns da. Aber wir werden trotzdem angegriffen." Von den Truppen der AU-Mission MISCA fühle er sich beschützt. "Sie tun ihre Arbeit.“

Nationale Armee praktisch nicht existent

Das Misstrauen gegenüber ausländischen Truppen einiger Länder ist groß. Die Muslime werfen den kamerunischen und kongolesischen, aber vor allem den französischen Truppen vor, Eigeninteressen zu vertreten und die christlichen Milizen zu unterstützen. Hingegen vertrauen sie den burundischen und ruandischen Soldaten. Diese wurden vor allem in den muslimischen Vierteln stationiert.

Kameruns Armee sichert den Stadtteil Borab in der Hauptstadt Bangui, der dem gestürzten Präsidenten François Bozizé nahe steht. Man sagt, Bozizé mobilisiere die Jugendbanden aus seinem Exil in Kamerun. Umgekehrt gelten die MISCA-Truppen aus Tschad solidarisch mit den Rebellen der Seleka. Das Image der internationalen Truppen als ein neutraler Vermittler haben die Militärs bei der Zivilbevölkerung bereits verspielt. Allein aus diesem Grund ist ein Einsatz von Truppenstellern aus Ländern, denen keine direkten Interessen nachgewiesen werden können, umso wichtiger.

UN-Generalsekretär Ban Ki MoonBild: picture alliance/Photoshot

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat am Montag (03.03.2014) in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat die Stationierung von 10.000 Blauhelmen und knapp 2000 UN-Polizisten gefordert. Lea Koyassoum Doumta, Vize-Präsidentin des zentralafrikanischen Parlaments, begrüßte diese Forderung. Für sie sei die Ankündigung eine große Erleichterung, sagte Doumta gegenüber der DW. "In unserem Land ist die Armee schier nicht existent. Die Blauhelme können aber der Bevölkerung versichern, dass sich das Land in einem Übergang befindet. Dann können wir auch bald Wahlen abhalten."

Übergangslösung dringend nötig

Französische Soldaten an einem Checkpoint in BanguiBild: DW/S. Schlindwein

Doch Ban Ki Moon erklärte auch, dass die Truppen frühestens im September in Zentralafrika ankommen können. Bis dahin muss also eine Übergangslösung gefunden werden. MISCA-Soldaten jenseits von Bangui beschweren sich derzeit über fehlende Ausrüstung wie Feldbetten, Lebensmittelrationen, Benzin für ihre Fahrzeuge und über eine mangelhafte Stromversorgung. Die Massenflucht der Muslime aus Bangui in den Norden hat den Konflikt weit ins Inland verlagert. Doch die wenigen Straßen sind nur mit Patrouillen befahrbar. Um Truppen schnell in Krisenherde im Busch zu verlegen, benötigen die UN Flugzeuge, Piloten und Luftsicherung. Auch medizinische Evakuierungseinheiten stehen für die MISCA-Einheiten nicht zur Verfügung. In den vergangenen Tagen wurde ein ruandischer Soldat in die Brust geschossen. Er musste mit einem kommerziellen Linienflug ins Krankenhaus nach Kongo-Brazzaville ausgeflogen werden.

Dass die Ankunft der Blauhelme noch mindestens sechs Monate dauert, wird die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik nicht beruhigen. Sie kämpfen täglich um ihr Überleben.

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