Zieh dir was an, Mann!
31. Januar 2006Bei der Männermode für den Herbst/Winter 2006/2007 ist für jeden Typ etwas dabei. Die Studienleiterin für Modedesign an der Hamburger Modeakademie AMD, Susanne Müller-Elsner, hat vier verschiedene Strömungen ausgemacht: "Es gibt zum einen eine sehr formelle Mode mit Anzug und elegantem Schuh," meint sie, "dann ein sehr rockiges Thema mit Kettendetails und Elementen aus der Musikkultur der 1970er und 1980er Jahre". Außerdem sei der Military-Look mit abgewandelten Uniformen immer noch wichtig. "Und natürlich spielt das Thema Fußball im WM-Jahr 2006 auch in der Mode eine wichtige Rolle", verrät die Modeexpertin.
Blau ist das neue Schwarz
Farblich schwelgen die Designer in tiefen Blautönen wie Tinte, Petrol oder Graublau. Aber auch schlichte Brauntöne und Rotweinnuancen von Bordeaux bis Burgunder werden nächsten Winter angesagt sein. Stilbildend für diesen Farbtrend ist die italienische Designerin Donatella Versace, die sogar Lederjacken und –mäntel in verschiedenen Nuancen von Blau und Violett präsentierte. Ihre Entwürfe sind klassisch elegant und maskulin. Zum Pullover, ob Rollkragen oder Rundhals, knotet Versace ein Seidentuch. Lederblousons im Bikerstil wechseln sich mit voluminösen Trenchcoats und edlen Einreihern ab. Leder akzentuiert auch die Ellbogen von Sakkos oder die Rippen schmaler Strickoberteile.
Herzogen-Chic mit einem Hauch Anarchie
Auch bei Burberry gab es viel Violett und Blau zu sehen. Chefdesigner Christopher Bailey orientierte sich am Herzog von Windsor, der im 20. Jahrhundert wegen seiner Liebe zu einer geschiedenen Amerikanerin auf den Thron verzichtete und daraufhin als Mitglied des internationalen Jetsets vielen als modisches Vorbild galt. Bailey interpretiert den Stil des Herzogs neu mit Hemden in weiß-braunem geometrischem Druck, Seidenhemden mit Knittereffekt, bedruckten V-Pullis in Lila und verschiedenen Blautönen. Einen Hauch von Anarchie vermitteln Nietendetails am Gürtel, Schal oder Pullover. Der Trenchcoat, Markenzeichen des Londoner Traditionshauses, kommt im nächsten Jahr als gesteppte Variante mit Hahnentrittmuster oder aus Brokat. Dazu gibt es Mützen im Rippenstrick, je nach Geschmack mit Schirm oder Pompon.
Napoleon als Inspirationsquelle
Um einiges braver als üblich präsentierte sich die Kollektion der Italiener Domenico Dolce und Stefano Gabbana. Festgeschriebene Regeln der Männergarderobe werden dennoch umgangen, so schlagen Dolce und Gabbana edle Seidentücher an Stelle von Krawatten vor. Rollkragenpullover im voluminösen Rippenstrick werden zu Jeans getragen. Der Hosenbund sitzt dabei nicht mehr tief in der Hüfte, sondern rutscht ein paar Zentimeter in Richtung Taille. Der Clou des Défilées waren Modelle, die sich an Frankreichs Kaiser Napoleon orientierten, bedruckte und bestickte Uniformen wurden zu riesigen Lederschuhen kombiniert und mit einer Goldkette am Gürtel versehen.
Purismus und mehr Volumen
Bei Jil Sander dagegen geht es um Subtilität. Der neue Chefdesigner Raf Simons baut die gesamte Kollektion auf dem weißen Hemd auf, der schmalen schwarzen Hose und einem klassischen Schnürschuh. Darüber dann eine kleine Überraschung: Die Schulterlinie wird breiter, Sakkos und Mäntel fallen mit Volumen gerade am Körper herab. Zur Erinnerung: In den aktuellen Auslagen gibt der Handel eine taillierte Linienführung vor. Man darf in den Modellen des Belgiers also durchaus etwas Revolutionäres sehen.