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Gesellschaft

Ü-Ei-Story: Ziemlich hohl?

Robert Schwartz
24. November 2016

Nach einem Bericht des britischen Blattes "The Sun" verpacken in Rumänien Familien in Heimarbeit Spielzeug für Überraschungseier. Auch Kinder sollen dabei zur Arbeit gezwungen werden. Doch es gibt Zweifel an der Story.

Überraschungseier von Ferrero
Bild: picture alliance/dpa/N. Bachmann

In Rumänien erhitzt ein möglicher Fall illegaler Kinderarbeit die Gemüter: Die britische Boulevardzeitung "The Sun" schreibt, dass mehrere arme Familien im Nordwesten des Landes Plastik-Spielzeug für Kinder-Überraschungseier in Heimarbeit zusammensetzen. Erzählt wird die Geschichte einer Familie, die für einen Zulieferer des italienischen Ferrero-Konzerns bis zu 13 Stunden täglich für einen geringen Lohn arbeitet. Auch die drei Kinder der Familie im Alter zwischen sechs und elf Jahren sollen beim Zusammenbau der Plastik-Einzelteile regelmäßig eingesetzt werden. Für jeweils 1000 der beliebten Überraschungen soll der Zulieferer umgerechnet 4,45 Euro gezahlt haben. Im Handel kostet ein Überraschungsei von Ferrero etwa 80 Cent.

Rumänische Behörden ermitteln

Nach der Veröffentlichung des Berichts hat die rumänische Polizei Ermittlungen aufgenommen. Auch das Jugendamt wurde eingeschaltet. Untersucht wird, ob die Familie ihre Kinder zur Arbeit gezwungen und somit ausgebeutet hat. Die Zulieferer-Firma wurde in die Ermittlungen einbezogen. Inzwischen hat ein Sprecher von Ferrero angekündigt, die Verträge mit der Fabrik zu kündigen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen. Kinderarbeit sei bei Ferrero verboten, alle Zulieferer würden strengen Kontrollen unterzogen, hieß es aus dem Konzern. Der Zulieferer ließ verlauten, es gebe weder illegale Beschäftigung noch würde der Mindestlohn bei der Bezahlung der Arbeiter unterschritten.

Mutter: Journalisten haben behauptet, einen "Werbefilm" zu drehen 

Die Mutter der Kinder wies die Geschichte der britischen Boulevardzeitung im rumänischen Radio-Sender DigiFM als Inszenierung zurück. Man habe ihr gesagt, die britischen Journalisten würden einen Werbefilm für Überraschungseier drehen. Sie habe nicht alles verstanden, was ihr auf Englisch gesagt wurde. Die Kinder seien gebeten worden, sich auch hinzusetzen, um "schöne Bilder" aufzunehmen. Ihre Familie sei auf die Heimarbeit angewiesen, um ihr karges Einkommen aufzubessern. Sie selbst sei seit Monaten krank und beziehe eine geringe Rente. Ihre Kinder gingen regelmäßig zur Schule und würden nicht zur Arbeit gezwungen. Die Frau sagte auch, die Journalisten hätten ihrem Mann einen Job in Großbritannien in Aussicht gestellt. 

Erfundene Story über Waffenverkäufe an Terroristen in Rumänien

Lukratives Geschäft: Statisten erhielten 2.000 Euro für ihren "Auftritt" in der Waffenhandel-ReportageBild: picture-alliance/Berliner_Kurier

In Rumänien hat dieser Fall für Aufregung gesorgt: Es ist nicht das erste Mal, dass britische Medien Horror-Geschichten aus diesem Land veröffentlichen, die sich nachher als Enten erwiesen. So berichtete der TV-Sender "Sky News" im Sommer von Mafia-Gangs, die angeblich Waffen an Terroristen verkauften. Die rumänische Polizei nahm sofort die Ermittlungen auf und erklärte anschließend, die Geschichte sei frei erfunden. Die Journalisten hätten Statisten für ihre Rollen als Waffenverkäufer bezahlt, bei den Schusswaffen habe es sich um Sammlerstücke gehandelt. Mehrere Personen wurden festgenommen, die nach eigenen Angaben 2000 Euro für ihren "Auftritt" bekommen hätten.

Rumänische Journalisten vermuten schon seit längerem, dass ihre britischen Kollegen die Stimmung in Großbritannien gegen mögliche Armutseinwanderer aus Rumänien anheizen. Umso wichtiger ist es, dass die Behörden in diesem Fall den Sachverhalt schnell aufdecken. Kinderarbeit ist im EU-Land Rumänien verboten. Aber unlauteren Arbeitsmethoden einiger Boulevardmedien sollte auch ein Riegel vorgeschoben werden.

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