Problem: Diskriminierung
9. November 2009Über die Hälfte der 30.000 Menschen, die die EU befragt hatte, sagen, dass die Diskriminierung auf Grund des Alters in ihren Ländern weit verbreitet sei. Das sei die große Neuigkeit bei der aktuellen Umfrage, sagt Claire Herrmann von der Europäischen Kommission.
Zu alt oder zu jung
58 Prozent der Befragten geben bei der aktuellen Umfrage an, in ihrem Land würden Menschen wegen ihres Alters diskriminiert. 2008 waren es noch 42 Prozent. Andere Ergebnisse aber ähneln sich: Beispielsweise sähen etwa gleich viele Menschen die Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft als verbreitetes Problem, sagt Herrmann.
Sie sieht die Wirtschaftskrise und deren Folge als Grund für diese Entwicklung. Und eine Mehrheit der Befragten befürchtet weitere negative Konsequenzen der Krise. "64 Prozent der Europäer glauben, dass die Wirtschaftskrise die Altersdiskriminierung noch verschlimmern wird", sagt Herrmann. 57 Prozent glauben, dass wegen der Krise die Diskriminierung wegen der Herkunft zunehmen werde und 56 Prozent befürchteten eine Zunahme der Diskriminierung wegen Behinderung.
Diskriminierung ist verboten
Eigentlich ist die Diskriminierung wegen Herkunft, Rasse, Religion, sexueller Orientierung, Behinderung und Alter in der EU verboten. Doch längst nicht jeder EU-Bürger ist sich dieser Rechte bewusst. Und daher ist es nicht nur Angst vor möglichen negativen Folgen einer Anzeige, sondern auch Unwissenheit, warum viele Diskriminierungsopfer schweigen. Auch die Polizei solle besonders für das Thema sensibilisiert werden, rät die Kommission den Mitgliedsstaaten.
In welchem Land am meisten Menschen diskriminiert werden und in welchem am seltensten, sei schwierig zu sagen, so die Kommission. Die Umstände in den jeweiligen Ländern seien zu unterschiedlich, als dass man Staaten direkt miteinander vergleichen könnte. "In Schweden beispielsweise ist das Niveau empfundener Diskriminierung sehr hoch. Ich glaube, das liegt daran, dass die Leute dort um die Probleme der Diskriminierung wissen. In anderen Ländern ist das nicht einmal ein Thema", erklärt Claire Herrmann die Unterschiede.
Das heißt: Wo kaum Fälle von Benachteiligung gemeldet werden, heißt das noch lange nicht, dass die Zustände dort besonders gut wären, sondern dass das Thema vielleicht totgeschwiegen wird. Ein ausgeprägtes Problem- und Rechtsbewusstsein dagegen kann zwar die Negativzahlen noch oben treiben, ist aber manchmal ein gutes Zeichen.
Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Julia Kuckelkorn