Zu Besuch im Deutschen Zollmuseum
5. August 2013Sommerzeit ist Ferienzeit. Millionen Deutsche brechen in den Urlaub auf. Während sie sich erholen, beginnt für die deutschen Zollbeamten eine arbeitsreiche Zeit. Sie kontrollieren, ob die aus dem Ausland zurückkehrenden Urlauber zollpflichtige oder gar illegale Gegenstände über die Grenze bringen. "Haben Sie etwas zu verzollen?" ist eine Frage, die vielen Touristen daher wohl vertraut ist.
Doch der deutsche Zoll erfüllt noch mehr Aufgaben. Er ist auch für die Bekämpfung der Schwarzarbeit zuständig - wenn Firmen ihre Arbeiter bezahlen, ohne Lohnsteuer und andere Abgaben für sie an den Staat abzuführen. Außerdem gehen die Beamten gegen Drogen- und Waffenschmuggel sowie die organisierte Kriminalität vor. "Wir haben sehr umfangreiche Aufgaben", sagt der Zollbeamte Lutz Hannemann.
In Hamburg gibt es die Möglichkeit, den Zollbeamten einmal über die Schulter zu blicken. Das Deutsche Zollmuseum, bei dem Lutz Hannemann im Besucherdienst tätig ist, präsentiert die Arbeit in einer modernen Dauerausstellung. Dabei können die Besucher aus dem In- und Ausland nicht nur Einblicke in die Jahrtausende alte Geschichte der Behörde nehmen, sondern auch erfahren, auf welche Weise der Zoll heute seine Aufgaben erfüllt. Vor allem erhalten die Besucher nützliche Tipps, wie sie sich selbst vor möglichen Unannehmlichkeiten bei der Rückkehr aus dem Urlaubsland schützen können.
Zollkontrollen für den Artenschutz
Ein schönes Souvenir als Urlaubserinnerung hat so mancher Tourist im Koffer, wenn er aus dem Flugzeug steigt: einen Armreif oder eine Koralle, vielleicht auch einen neuen Gürtel oder ein Paar Stiefel. Spätestens bei der Zollkontrolle kommt oft das böse Erwachen. Der deutsche Zoll ist nämlich auch mit der Einhaltung des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) betraut. Dieses und andere Abkommen sollen die Ausrottung bedrohter Tier- und Pflanzenarten verhindern - und gerade der Tourismus ist für die Natur eine Gefahr.
So kann der besagte Gürtel schnell überaus teuer werden - wenn er zum Beispiel aus der Haut eines geschützten Krokodils oder Alligators gefertigt wurde. "Das wird auf jeden Fall beschlagnahmt", sagt Lutz Hannemann. Exponate wie der Gürtel zeigen deutlich, worauf beim Souvenirkauf im Ausland geachtet werden sollte. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt sich vom Händler eine CITES-Unbedenklichkeitsbescheinigung aushändigen. Damit wird bestätigt, dass das Tier, aus dem zum Beispiel der Gürtel hergestellt wurde, aus einer Zuchtfarm stammt und nicht in freier Natur gewildert wurde.
Kampf gegen Produktpiraterie
Aber auch eine zweite "Touristenfalle" lauert auf kaufwillige Touristen im Ausland, wie das Zollmuseum anhand vieler Ausstellungsstücke darstellt. Wer die begehrten Sportschuhe, die daheim eine Unsumme kosten, zum Spottpreis im Ausland kauft, ist möglicherweise einem Betrug aufgesessen. Produktpiraten, die die Artikel von Markenherstellern billig nachmachen, setzen auf die Schnäppchenlust der Käufer. Die edelste Handtasche oder Kinderspielzeug können sich spätestens bei der Zollkontrolle als Plagiat entpuppen. "Man wird immer vom Preis geblendet, aber viel Spaß hat man hinterher mit diesen Produkten dann nicht", sagt Lutz Hannemann. Auch hier sind die Zollbeamten verpflichtet, den gefälschten Gegenstand zu beschlagnahmen. Zudem erwartet den Urlauber ein Bußgeld. Ob der Besucher nun ein Tier oder ein Markenplagiat mitbringt, ist rein formal unerheblich. "Illegal ist illegal, das ist ganz konsequent", erklärt Hannemann.
Letztlich dienen diese Maßnahmen Wirtschaft und Kunden. Bis zu acht Prozent des Welthandels entfallen nach Schätzungen des Zolls mittlerweile auf gefälschte Produkte, ein Milliardenschaden für die seriösen Hersteller. Aber auch die Käufer profitieren von der Aufmerksamkeit der Zollbeamten. Oft sind gefälschte Produkte billig hergestellt, bisweilen auch mit gesundheitsgefährdenden Stoffen. Da auch Medikamente und Lebensmittel verstärkt nachgemacht werden, ist besondere Vorsicht angeraten. "Ein Schnäppchen machen, ist nicht immer gut. Man weiß wirklich nicht, was drin ist und verarbeitet wurde. Gerade bei Schnaps kann das zu schwersten Vergiftungen führen", warnt Hannemann.
Kreative Verstecke für Drogen
Nach einem Besuch im Zollmuseum können die Normalbürger beruhigt sein. Wer darauf achtet, was er kauft, wird nie Probleme bei der Zollkontrolle bekommen. Ganz anders sieht es bei Personen aus, die aus kriminellem Antrieb handeln - wie zum Beispiel Waffen-, Drogen- oder auch Zigarettenschmuggler. An einer aufgeschnittenen alten Autokarosserie können die Besucher des Zollmuseums beliebte Verstecke in einem Auto entdecken. Im Tank verbirgt sich zum Beispiel Geld, im Hintersitz Medikamente und im Reserverad Zigaretten.
Ein Set mit Golfschlägern erweist sich in der Ausstellung als keineswegs harmloses Sportgerät, sondern als Drogenversteck. In den Bällen war Kokain versteckt. Der Schmuggler fiel dem Zollbeamten auf, weil er sich nach dem nächsten Golfplatz erkundigt hat - und das mitten im Winter.