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Zu Besuch im Westen

Detlev Karg28. April 2003

Der Krieg im Irak ist fast vorbei, die Industriestaaten beraten über den Wiederaufbau. Japans Premier Koizumi, der den Krieg unterstützte, besucht darum Europa. Auch der Nordkorea-Konflikt dürfte dabei ein Thema sein.

Auf großer Tour: Junichiro Koizumi will als Vermittler auftretenBild: AP

Junichiro Koizumi sieht die Differenzen zwischen den europäischen Kriegsgegnern und den USA wegen der Irak-Krise als "vorübergehend" an. Wenn es auch eine vorübergehende Konfrontation zwischen beiden geben möge, sei er sicher, dass die Führer der USA und Europas sich über die Notwendigkeit einer internationalen Kooperation bewusst seien, sagte Koizumi am Donnerstag in Tokio vor seinem am Samstag (26.4.2003) beginnenden Besuch in Europa.

Auf Diplomatietour bei den europäischen Streithähnen

Koizumi reist zunächst nach London, dann weiter nach Madrid, Paris und Berlin, wo er am 30. April Bundeskanzler Gerhard Schröder trifft. In der Reihenfolge besucht er also die Kriegsbefürworter und dann die Gegner. Anschließend wird er noch zu EU-Gesprächen in Athen erwartet. Zur Frage einer möglichen Vermittlerrolle Japans erklärte Koizumi, er wolle sich nicht anmaßen zu sagen, dass sein Land eine Brücke oder Vermittler sein könne. Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte Japan kürzlich bei einem Treffen mit seiner Amtskollegin Yoriko Kawaguchi eine wichtige vermittelnde Rolle zwischen Kriegsgegnern und -befürwortern zugesprochen. Japanische Medien berichteten im Vorfeld zudem, ein Ziel der Reise sei es, Deutschland und Frankreich mit den USA auszusöhnen. Im Anschluss an die Europareise sei schließlich ein Besuch Koizumis in Washington geplant.

Japan in der Schlichterrolle

Vor seiner Abreise sagte Koizumi, ihm sei sehr an einer internationalen Zusammenarbeit gelegen. Er erwähnte aber nicht ausdrücklich die Vereinten Nationen. Im Moment seien die Vereinigten Staaten und Großbritannien in der Lage, die öffentliche Sicherheit im Irak herzustellen und die Wirren der unmittelbaren Nachkriegszeit zu beenden. Doch im Interesse einer Regierungsbildung für und durch das irakische Volk halte er es für wichtig, dass die internationale Gemeinschaft die Bemühungen der Iraker zum Wiederaufbau ihrer Nation und ihrer eigenen Regierung unterstütze.

Japan und die Nordkoreafrage

Auch Japan zählte, wenn auch ohne Truppen, zu den Unterstützern der USA. In Japan hat die Treue zu den Vereinigten Staaten seit Ende des Zweiten Weltkrieges Tradition, denn sie sind der Garant japanischer Sicherheit. Die Bevölkerung protestierte für japanische Verhältnisse ungewöhnlich heftig gegen die proamerikanische Haltung der Tokioter Regierung in der Kriegsfrage. Das Kabinett Koizumi aber blieb fest an der Seite Washingtons.

Die potentielle Bedrohung durch nordkoreanische Raketen schreckt die Japaner ebenso wie die Südkoreaner und beide Länder sind auf die USA angewiesen. In seinen Gesprächen will Koizumi darum neben dem Wiederaufbau des Iraks auch die Krise um Nordkorea ansprechen. Nach seiner Einschätzung werden die USA anders als im Falle des Iraks nicht den militärischen Erstschlag wagen. Darum setzt der japanische Premier auch hier auf vermittelnden Ausgleich. Er habe diese Angelegenheit mit Präsident Bush besprochen, und man sei sich einig, dass die Nordkorea-Krise durch politische und diplomatische Anstrengungen gelöst werden sollte.

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