DW-Reisereporter Benjamin Restle wagte sich im Sommer an eine Alpenüberquerung. Dabei sind die Folgen des Klimawandels gerade hier besonders greifbar und mitunter gefährlich.
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Es ist ein Julimorgen kurz vor 9 Uhr als das Abenteuer Alpenüberquerung beginnt. Mein Vater, ich und eine Handvoll weiterer Bergsportbegeisterter sind extra ins österreichische Wildental gereist, um uns dieser Herausforderung zu stellen. Unsere Route wird uns etappenweise durch Tirol bis nach Norditalien führen. Unser Ziel: Die Kurstadt Meran, die "Perle Südtirols", die einst schon Österreichs Kaiserin Sissi bezauberte.
Unser Guide Ludwig Pittl, ein pensionierter Arzt mit strahlend blauen, wachen Augen und schelmischem Lachen, wird uns sechs Tage lang begleiten. Luggi, wie ihn Freunde nennen, stammt aus einem Dorf bei Innsbruck und wandert seit der Jugend.
Mit festgeschnürten Wanderschuhen, befüllten Wasserflaschen und leichten Tagesrucksäcken marschieren wir los. Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel. Das Tal strahlt in saftigem Grün. Frischgemähte Wiesen und dunkle Tannen prägen das Bild. Am Horizont erhebt sich eine mächtige Gebirgskette.
Die Stimmung ist ausgelassen, schnell kommen wir mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch. Viele sind Ruheständler, bringen Wandererfahrung mit, mein Vater und ich hingegen sind Bergsport-Novizen.
Wir biegen auf einen schattigen Schotterweg ab und folgen dem Lauf des Wildenbachs. Zu hören ist außer dem Rauschen des Wassers, dem Knirschen kleiner Steine unter unseren Schuhsohlen und sporadischem Vogelgezwitscher: nichts.
Stau am Berg
Doch lange haben wir dieses Idyll nicht für uns allein. Immer wieder begegnen wir anderen Wandergruppen und Ausflüglern auf E-Bikes. Kurze Zeit später, als wir den ersten Anstieg unserer Reise antreten, kommt es zum Stau. Dutzende Hobbywanderer, viele ebenfalls unter Aufsicht eines Guides, kämpfen sich langsam den Pass empor. Doch angesichts des schmalen Gebirgspfads und steil abfallender Hänge ist Überholen unmöglich.
Zur Mittagszeit erreichen wir schließlich eine Berghütte, am Fuß des Großen Widdersteins. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Von hier eröffnet sich ein weitläufiger Panoramablick auf die Lechtaler Alpen und hinein ins Tal. Zeit für ein kühles Getränk und eine Stärkung.
Klimawandel bedroht Bergtourismus
Doch tatsächlich ist die Zukunft solcher Berghütten zunehmend ungewiss. Schuld daran ist der Klimawandel, wie Tobias Hipp vom Deutschen Alpenverein sagt. Hipp ist Experte für Gletscher, Klimawandel und Naturschutz. Er promovierte zu den Auswirkungen des Klimawandels auf alpinen Permafrost.
Die Folgen der Erderwärmung seien im europäischen Alpenraum am "krassesten zu sehen." Das eindeutigste Beispiel sei das Gletscherschmelzen, "dort haben wir in den letzten zehn Jahren extreme Rückgänge von durchschnittlich 20, 30 Meter pro Sommer im Ostalpenraum, also in Österreich und Norditalien," so Hipp.
Berggletscher sind wichtige Wasserspeicher. Schmelzen sie ab, hat dies schwerwiegende Folgen. "Das hat natürlich Auswirkungen auf Berghütten und deren Wasserversorgung. Viele Quellen im Hochgebirge werden vom Gletscher gespeist, und dort hatten wir eine Wasserknappheit," sagt Hipp. Besonders sichtbar wird das Problem an der Pasterze, Österreichs längsten und größten Gletscher am Großglockner.
Doch auch Wanderwege und Klettersteige sind vom Klimawandel bedroht. Abschmelzende Gletscher beispielweise lassen Geröllhalden zurück, die zu vermehrtem Steinschlag führen können. Dieser bedroht auch tieferliegende Wanderrouten. Ebenso gefährlich ist das kontinuierliche Abschmelzen von Permafrost, das Gesteinsformationen wie Kitt zusammenhält. Weicht er auf, kann es zu massiven Bergstürzen kommen, wie unlängst am Fluchthorn an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Rund eine Million Kubikmeter Gestein brachen ab.
Zwar hat es immer schon Stein- und Bergstürze gegeben. Doch scheint die Klimaerwärmung deren Intensität und Häufigkeit nur zu verstärken.
Friedl Knönauer, ein passionierter Alpinist vom Bund Naturschutz in Bayern e. V., vermutet deshalb, dass zukünftig "in bestimmten Gebieten gewisse Wanderwege und Klettersteige nicht mehr zu halten sind." Sein Ansatz ist so pragmatisch wie fatalistisch: "Diese klimatische Erhitzung bringt Veränderungen, und wir müssen uns anpassen." Knönauer hält wenig davon, in die Natur einzugreifen, um unpassierbare Routen etwa anhand von Hängebrücken wieder begehbar zu machen. "Man soll die Natur Natur sein lassen."
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Schlussetappe
Auf unserer Wanderung indes deutet wenig auf die gestiegenen Gefahren des Bergtourismus hin. Außer einem einsamen Schild entlang des Meraner Höhenwegs, das vor Steinschlag warnt, lassen sich die Folgen der Klimaerwärmung auf das alpine Ökosystem und den Tourismus leicht ausblenden.
Entsprechend euphorisch fühlen wir uns am letzten Tag unserer sechstägigen Wanderreise, auf der wir 45 Kilometer gelaufen sind und auch einige Strecken mit Bus und Taxi zurückgelegt haben. Wir sind auf der Zielgeraden nach Meran. Und als wir den technisch wie konditionell anspruchsvollen Aufstieg von rund 500 Höhenmetern nach einigen Stunden gemeistert haben, erreichen wir erschöpft, schweißnass, aber überglücklich das auf 1200 Metern gelegene Gasthaus Talbauer. Bei Kaltgetränken genießen wir den weitläufigen Ausblick über Meran und ins Etschtal.
Anschließend geht es mit der Seilbahn hinab, wo wir uns in Merans malerischer Altstadt mit einer Kugel Eis für die Strapazen belohnen. Wir haben es geschafft.
Korrekturhinweis: Am Veröffentlichungstag wurde der Tippfehler Eschtal (das gibt es auch) in Etschtal (das war gemeint) geändert.
Die grenzenlose Schönheit der Alpen
Wenn es um die Alpen geht, kann man gar nicht genug Bilder zeigen und Orte nennen, so atemberaubend schön ist die Natur. Wir stellen eine Auswahl vor.
Bild: Ralph Goldmann/picture alliance
Die Alpen – international und wunderschön
Die Alpen erstrecken sich in der Mitte Europas über acht Länder: Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Liechtenstein, Monaco, Italien und Slowenien. Sie sind eine beliebte Ferienregion – im Sommer zum Wandern, im Winter zum Ski fahren. Es gibt bizarre Felsformationen, kristallklare Seen, saftige Wiesen und schöne Städte zu bewundern. Wer Glück hat, lernt auch die Tierwelt kennen.
Bild: Nicola Colombo/Zoonar/picture alliance
Die Zugspitze, Deutschland
Wer an die Alpen denkt, denkt vermutlich zuallererst an hohe Gipfel und fantastische Ausblicke. Beides vereint die Zugspitze, mit 2962 Metern Deutschlands höchster Berg. Er liegt südwestlich von Garmisch-Partenkirchen und reicht bis Österreich hinein. Drei Bergbahnen führen hinauf, eine Aussichtsplattform bietet ein spektakuläres Panorama. Im Winter ist die Zugspitze ein beliebtes Skigebiet.
Idylle pur bietet der Königssee in Bayern. Er liegt zu Füßen des Watzmanns, dieser Berg ist das Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes. Mit umweltfreundlichen Elektrobooten können Ausflügler lautlos über den See gleiten und die Halbinsel St. Bartholomä besuchen (Bild). Der Königssee ist nur ein Beispiel für die rund 4000 glasklaren Bergseen im Alpenraum.
Bild: Rico Ködder/Shotshop/picture alliance
Breitachklamm, Deutschland
Neben Idylle und Bergpanoramen kann man in den Alpen auch jede Menge Abenteuer erleben, zum Beispiel auf Wanderungen durch die vielen Schluchten. In der Breitachklamm in Oberstdorf wandert man auf gesicherten Stegen über das tosende Wasser der Breitach. Wer hier laufen möchte, muss allerdings 7,50 Euro Eintritt zahlen. Die Schlucht ist von 9-17 Uhr geöffnet.
Bild: K. Kreder/imageBROKER/picture alliance
Schloss Neuschwanstein, Deutschland
Es ist Deutschlands berühmtestes Schloss: Neuschwanstein bei Füssen. Gebaut wurde es von Ludwig II. von Bayern, der sogenannte Märchenkönig wollte sich in eine Traumwelt flüchten. Er verbrachte allerdings nur wenige Tage hier. Heute verzaubert Neuschwanstein Millionen Besucher - nicht nur durch seine prächtige Architektur, sondern auch durch seine malerische Lage in den Bergen.
Bild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance
Krimmler Wasserfälle, Österreich
Und nun auf ins Nachbarland Österreich. Mit einer Fallhöhe von rund 380 Metern gehören die Krimmler Wasserfälle im Nationalpark Hohe Tauern zu den höchsten Wasserfällen Europas. Eine Wanderung bis nach oben dauert etwa eine Stunde, auch hier muss ein Ticket gelöst werden. Der Sprühnebel soll sich positiv auf das Immunsystem auswirken – ein Besuch ist besonders gut für Allergiker und Asthmatiker.
Bild: Rudolf Brandstätter/picturedesk.com/picture alliance
Eisriesenwelt, Österreich
Auch unter der Erde gibt es spannende Orte in den Alpen. Die Eisriesenwelt Werfen im Tennengebirge bei Salzburg gilt mit einer Gesamtlänge von 42 Kilometern als die größte Eishöhle der Welt. Führungen dauern 75 Minuten und werden von Mai bis Ende Oktober angeboten. Wer hierher möchte, muss gut zu Fuß sein und sich warm anziehen. Die Temperatur in der Höhle bleibt meist unter dem Gefrierpunkt.
Bild: Barbara Gindl/APA/dpa/picture alliance
Charles Kuonen Hängebruecke, Schweiz
Die Charles Kuonen Hängebrücke bei Randa ist mit knapp 500 Metern die längste Hängebrücke in den Alpen. Durch Trittgitter können die Fußgänger bis zu 85 Meter in die Tiefe sehen - nichts für schwache Nerven! Die Brücke ist Teil des Europaweges von Grächen nach Zermatt und überspannt das Grabengufer vom Lärchberg auf das Höüschbiel. Sie ist von Mai bis Oktober geöffnet und kostenfrei.
Bild: Fischer/Bildagentur-online/picture alliance
Luzern, Schweiz
In den Alpen gibt es nicht nur wunderschöne Naturlandschaften zu entdecken, sondern auch idyllische Bergdörfer und Städte. Zum Beispiel Luzern am Vierwaldstättersee mit seinen historischen, mit Fresken geschmückten Häusern. Wer hier ein paar Tage verbringt, kann in den Bergen ringsum wandern, eine Bootsfahrt auf dem See machen, durch die Stadt schlendern, gut essen und shoppen gehen.
Bild: Micha Korb/picture alliance
Matterhorn, Schweiz
Das Matterhorn zählt wegen seiner einprägsamen Form zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten der Schweiz. Am Gletscher des Viertausenders erstreckt sich auch ein Sommerskigebiet, das allerdings im letzten Jahr - wegen Schneemangels - zeitweise geschlossen werden musste. Wanderer genießen auf dem 5-Seenweg wunderschöne Aussichten auf das Schweizer Wahrzeichen.
Italiens markantestes Bergmassiv befindet sich in den Dolomiten. Die Drei Zinnen gehören zu den spektakulärsten Kletterregionen Südtirols und gehören zum Weltnaturerbe der UNESCO. Südtirol generell ist eine sehr beliebte Touristenregion, die abwechslungsreiche Natur und italienische Lebenskultur bietet.
Bild: Bernd Juergens/CHROMORANGE/picture alliance
Bleder See, Slowenien
Der Bleder See ist vermutlich der romantischste Ort in Slowenien. Mit einer Länge von 2 und einer Breite von knapp 1,5 Kilometern ist der See in den Julischen Alpen im Norden von Slowenien nicht gerade groß, umso beeindruckender ist aber seine Kulisse. Er bietet das perfekte Postkartenmotiv mit seiner kleinen Insel und dem Bergpanorama im Hintergrund.
Bild: Sieghart Mair/Zoonar/picture alliance
Les Trois Vallées, Frankreich
In den Alpen gibt es über 600 Skigebiete! Das größte befindet sich in Frankreich. Val Thorens/Orelle, Les Menuires/Saint Martin, Courchevel und Meribél bilden zusammen das Skigebiet Les Trois Vallées mit mehr als 180 Liften und 600 Kilometer Pisten. Neben endloser Abfahrten gibt es hier auch jede Menge Luxushotels und Gourmetrestaurants, um es sich gut gehen zu lassen.