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"Zu viele Billigimporte aus Raubbau"

Das Interview führte Geraldo Hoffmann24. Januar 2006

In Genf wird gerade über ein neues Abkommen für den Handel mit Tropenholz verhandelt. Der jetzige Vertrag läuft Ende 2006 aus. DW-WORLD sprach mit Martin Kaiser, Koordinator für Internationale Waldpolitik bei Greenpeace.

Umstritten: Tropenholz-ImporteBild: dpa - Bildarchiv

DW-WORLD: Was steht bei der Konferenz in Genf auf dem Spiel?

Martin Kaiser: In Genf verhandeln gerade die Tropenholz produzierenden Länder mit den Abnehmerländern - vor allem den großen Marktregionen Europa, USA, Japan und China - darüber, aus welchen Quellen tropisches Holz auf die Märkte kommen darf. Wir haben ja das Problem weltweit, dass Holz aus tropischen Urwäldern, aber auch aus anderen Urwäldern zum Teil illegal geschlagen und zu Gartenmöbeln, aber auch Fenster und Türen verarbeitet wird. Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden.

Worüber wird konkret verhandelt und wo gibt es Differenzen?

Eine grundsätzliche Frage ist, ob man sich auf eine gemeinsame Definition von Legalität und nachhaltiger Nutzung einigen kann. Allein daran wird vermutlich diese Konferenz scheitern. Ein zweiter ganz wesentlicher Punkt ist die Frage, ob tatsächlich der Import von Holz aus Urwaldzerstörung in Regionen wie Europa oder Nordamerika gesetzlich verboten wird. Vermutlich wird es auch dazu keine Einigung geben, was den letzten Urwäldern weltweit nicht weiterhelfen wird.

Was hat der Vertrag von 1994, der Ende dieses Jahres ausläuft, bisher gebracht?

Wesentlicher Bestandteil des Vertrages war 1994, dass man gesagt hat, bis zum Jahr 2000 soll alles Holz, das aus den Tropenländern exportiert wird, aus einer guten nachhaltigen Waldbewirtschaftung stammen. Das Tropenholzabkommen hat selber mittlerweile zugestanden, dass dieses Ziel völlig verfehlt wurde; leider hat auch Greenpeace nicht die Hoffnung, dass die Konferenz in Genf jetzt irgendetwas beschließen wird, was die ganze Situation verbessern wird.

Zeigt der Druck von Seiten der Konsumentenländer Wirkung gegen den Raubbau?

Greenpeace protestiert immer wieder gegen UrwaldzerstörungBild: AP

Es gibt immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher, die nach Holz aus einer guten Waldbewirtschaftung fragen, und das hat natürlich auch zunehmend wirtschaftliche Relevanz. Aber es gibt leider immer noch viel zu viele Billigimporte aus Raubbau, die bei uns auf den Markt kommen. (…)
Ich meine, die Staatengemeinschaft, die Regierungen sind aufgefordert, wirklich alles daran zu setzen, dass der Handel mit Raubbauholz unterbunden und gesetzlich verboten wird. Greenpeace ist sehr skeptisch, was den Ausgang dieser Konferenz angeht, aber fordert, dass endlich die Regierungen dem kriminellen Handel einen Riegel vorschieben.

Kommen die Nicht-Regierungs-Organisationen in Genf überhaupt zu Wort?

Die Beteiligungsmöglichkeiten bei dem internationalen tropischen Holzabkommen sind sehr begrenzt, aber Greenpeace hat über seine Kampagnen immer wieder auch seine Forderungen formuliert und jetzt ist es wirklich Zeit, dass die Regierungen handeln.

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