1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zu wenig Regen: Was tun gegen Dürre in Deutschland?

Katharina Schantz
16. Mai 2025

Selten war es im Frühjahr so trocken wie 2025. Landwirtschaft, Grundwasser und sogar Verbraucherpreise leiden darunter, Pflanzen und Ökosysteme geraten frühzeitig unter Stress. Was kann man dagegen tun?

Risse im trockenen Boden eines Weizenfeldes
Zu wenig Regen: Risse im trockenen Boden eines WeizenfeldesBild: Sina Schuldt/dpa/picture alliance

Eine alte Bauernweisheit besagt: "Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun' und Fass". Aber der Regen, der dafür nötig wäre, ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Es ist deutlich zu trocken. Im Zeitraum von Anfang Februar bis Mitte April fiel in knapp 100 Jahren noch nie so wenig Regen wie 2025. Im März waren es fast 70 Prozent weniger Niederschlag als üblich und es gab so viele Sonnenstunden wie sonst nur im Sommer.

Die Folgen: Immer wieder war die Waldbrandgefahr erhöht, in Thüringen, und Nordrhein-Westfalen wurden erste Brände gemeldet. Auf Europas wichtigster Binnenwasserstraße, dem Rhein, konnten Schiffe aufgrund des niedrigen Wasserstands teilweise nur mit 25 Prozent ihrer üblichen Fracht fahren. Dadurch verteuerten sich die Transportkosten spürbar, Experten warnten vor höheren Verbraucherpreisen. Der Deutsche Städtetag rief dazu auf, sparsam mit Trinkwasser umzugehen.

Außergewöhnliche Dürre im ganzen Boden

Besonders im Norden und Nordosten des Landes und in Teilen Bayerns breiten sich auf dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung tiefrote Flecken aus - das bedeutet Trockenheit im gesamten Boden, außergewöhnlich dürr sind aber vor allem die oberen 25 Zentimeter des Bodens. "Der ist vor allem wichtig für die Landwirtschaft und die Nutzpflanzen wie Getreide, Grünland, die ja nur sehr flach wurzeln", erklärt Borchardt. Mit zunehmender Erderwärmung wird das in Zukunft häufiger so sein, bestätigen auch der Deutsche Wetterdienst und das Umweltbundesamt.

Grundwasser: Die Ampel steht auf Gelb

Ein Alarmzeichen, sagen Experten. Denn wenn der Boden trocken ist, weist er Wasser ab - genau wie das Wasser beim Gießen einer trockenen Zimmerpflanze von der Erde abperlt. So kann Regen, selbst wenn er fällt, schlecht einsickern. Besonders bei Starkregen ist das ein Problem. "Starkregenereignisse tragen so gut wie nicht zur Grundwasserneubildung bei, sie fallen bei Trockenheit sozusagen auf versiegelte Flächen, denn auf ausgetrockneten Böden fließt das Wasser oberflächlich ab in Bäche und Flüsse."

Für das Grundwasser war die Trockenheit der vergangenen Monate besonders verheerend. Das bildet sich vor allem von November bis März neu, erklärt Borchardt, weil die Pflanzen dann noch nicht wachsen und demnach wenig Wasser brauchen. "In Sachsen haben mittlerweile 80 Prozent der Messstellen einen deutlich abgesunkenen Grundwasserspiegel," sagt Borchardt. "Die Ampel steht auf Gelb."

Um den Boden wenigstens temporär wieder zu befeuchten, reiche schon ein Tag Landregen - also sanfter, anhaltender Regen - meldet das Helmholtz-Institut. Damit hingegen Niederschlag im Grundwasser ankommt, bräuchte es mehrere Wochen stetigen Regen. Der darf aber nicht mehr lange auf sich warten lassen, gibt Borchardt zu Bedenken. "Wenn wir im Sommer Regen bekommen, kommt kaum ein Tropfen im Grundwasser an."

Pflanzen geraten unter Trockenstress

Vor allem die Natur benötigt ihn dringend. "Jetzt wollen die Pflanzen austreiben und blühen und dafür brauchen sie natürlich Wasser", sagt Verena Graichen von der Umweltorganisation BUND. Bekommen sie das nicht, geraten sie frühzeitig unter Trockenstress, wie schon jetzt flachwurzelnde Bäume wie die Birke. Pflanzen seien dann anfälliger für Schädlinge und Stürme, sagt Graichen. Das begünstige einen Teufelskreis: "Wenn Wälder oder Moore durch Trockenstress geschwächt sind, können sie weniger Kohlenstoff binden, was wiederum den Klimawandel anheizt."

Wenn nicht bald Regen fällt, leidet vor allem die Landwirtschaft. "Was die Pflanzen richtig unter Stress setzen würde, wäre eine Frühsommertrockenheit, wenn die Fruchtbildung einsetzt," mahnt Meike Mieke vom Landesbauernverband Brandenburg. "Dann wird’s schlimm für die Landwirte. Momentan hofft man einfach: Es wird schon alles werden." Aber die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes sind nicht vielversprechend: die Bodenfeuchte soll weiter abnehmen.

Wie Deutschland mit Wasser umgeht, wird offiziell gemessen. Wenn mehr als 20 Prozent des Wassers verbraucht werden, welches sich im Laufe eines Jahres natürlich regeneriert, spricht man von Wasserstress. Die Zahlen geben zunächst Entwarnung: Die Wassernutzung ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. 2022 wurden nur knapp 10 Prozent der Ressource genutzt.

Problem Niedrigwasser

Blickt man auf die Zahlen, so hat der Energiesektor den größten Durchsatz. 6,6 Milliarden Liter Flusswasser wurden 2022 abgeleitet, um thermische Kraftwerke zu kühlen, meldet das Statistische Bundesamt. Aber: Das Wasser wird fast unverändert zurückgeleitet. Niedrigwasser in Flüssen ist dabei problematisch - bei der verehrenden Trockenheit im Sommer 2018 mussten Kraftwerke gedrosselt werden, erklärt Borchardt.

Einen Lichtblick bringt hier die Energiewende, weil immer mehr thermische Kraftwerke abgestellt werden: "Die Transformation der Energieversorgung hin zu Erneuerbaren bewirkt, dass wir bis zur Jahrhundertmitte kaum noch einen Bedarf für die Kühlung der Energieversorgung haben", sagt Kirschbaum. Ein Bonuspunkt grüner Energie: Solar- und Windkraftanlagen müssen nicht gekühlt werden.

An zweiter Stelle steht die Trinkwasserversorgung. Viel Wasser fließt auch in das verarbeitende Gewerbe: Rund fünf Milliarden Liter Fluss- und Grundwasser werden vor allem in der Chemie- und Metallindustrie und zum Herstellen von Papier verwendet - der Großteil auch hier zur Kühlung. In Zukunft werden auch Serverzentren einen wachsenden Bedarf an Kühlwasser haben.

Für die Landwirtschaft reicht der Regen noch

Für die Landwirtschaft hat bisher der Regen gereicht. Nur ein verschwindend kleiner Teil der Flächen wird in Moment bewässert.

Trockener Boden: Wenn weniger Regen fällt, müssen wir mehr bewässern, um überhaupt anbauen zu könnenBild: Patrick Pleul/dpa/picture alliance

Das Problem ist: Mit voranschreitendem Klimawandel wird sich das ändern. Prognosen sagen, dass bis 2100 für das Anbauen von Lebensmitteln bis zu viermal so viel Wasser gebraucht wird - weil weniger Regen fällt und vor allem, weil Wasser bei zunehmender Hitze schneller verdunstet. "Mit anderen Worten: Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass für alle Wünsche genug Wasser da ist", resümiert Borchardt.

Wie Wasser sparen?

Wenn Trockenperioden immer häufiger werden, wer kann dann in Zukunft Wasser sparen, und wie? "An erster Stelle steht der Wasserrückhalt in der Fläche," sagt Bernd Kirschbaum vom Umweltbundesamt. Das kann beispielsweise geschehen, in dem Flüssen, Wäldern und Auen wieder mehr Raum gegeben wird.

"Ein mäandernder Flussverlauf, der etwa bei Regen mehr Wasser aufnimmt und sich bei Trockenheit zusammenzieht, kann das Wasser viel besser in der Landschaft halten", erklärt Graichen. Auch in Städten kann Entsiegelung und Begrünung von Flächen helfen, dass das Wasser besser versickert.

Großes Einsparpotenzial sieht Kirschbaum auch in Betrieben. "Auf großen Betriebs- und Dachflächen kann Regenwasser gesammelt, über bestimmte Filter aufbereitet und dann in technischen Prozessen wieder als Betriebswasser genutzt werden. Genauso ist es mit den dort anfallenden Abwässern."

Für die Landwirtschaft schlägt Graichen Investitionen in Tröpfchenbewässerung und dürreresistente Pflanzen vor. "Kichererbsen und Linsen können mit weniger Wasser auskommen als Beeren."

Mali – Wie eine Unternehmerin die Wüstenbildung stoppen will

05:30

This browser does not support the video element.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen