Dietmar Schönherr gestorben
18. Juli 2014Dietmar Schönherr und seine dänische Ehefrau, die Schauspielerin und Sängerin Vivi Bach, waren für lange Jahre ein Traumpaar der deutschsprachigen Medien. In Zeiten, als es noch kein Internet und kein Privatfernsehen gab, sorgten wenige TV-Kanäle und die Boulevardpresse dafür, dass Prominente zu öffentlichen Figuren wurden. Schönherr gab den Medien durch seine zahlreichen Talente und sein sympathisches Auftreten in der Öffentlichkeit viel Gelegenheit dazu. Später wurde er dann selbst zu einem Medienmenschen, moderierte Fernsehshows und Talkrunden. Ruhm erntete er Mitte der 1960er Jahre durch sein Mitwirken in der populären Fernseh-Science-Fiction-Serie "Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion".
Populärer Fernsehdarsteller
Begonnen hatte der 1926 in Innsbruck geborene Schönherr wie so viele andere vor allem als Schauspieler, beim Film und auf der Bühne. Darüberhinaus arbeitete er früh als Journalist für den Österreichischen Rundfunk. Noch während des 2. Weltkrieges wurde er von Regisseur Alfred Weidenmann entdeckt, der ihm eine kleine Rolle in dem Propagandafilm "Junge Adler" gab. In den 1950er Jahren war er vielbeschäftigt in deutschen Unterhaltungsfilmen wie "Rosenmontag" oder "Schwarzwälder Kirsch". Auftritte in anspruchsvolleren Werken wie "Der längste Tag" waren seltener. Daneben spielte er immer wieder auf verschiedenen Bühnen des deutschsprachigen Theaters.
Doch die Schauspielerei vor Kameras und auf den Theaterbrettern genügte Dietmar Schönherr schon nach ein paar Jahren nicht mehr. Er wurde zu einem der ersten Showmoderatoren des deutschen Fernsehens. Gemeinsam mit Vivi Bach war er Teil eines überaus charmanten Gastgeberpärchens auf Deutschlands Fernsehbühnen. 1970 folgte ein großer Wurf: Die Show "Wünsch Dir was", wiederum im Duo mit seiner Ehefrau moderiert, wurde zu einem immensen Erfolg beim Publikum. Daran konnte er noch einmal anknüpfen, als er drei Jahre später als Moderator der ersten Talkrunde im deutschen Fernsehen auftrat: "Je später der Abend". Hier leistete er Pionierdienst für ein Format, das aus dem heutigen Fernsehprogramm nicht mehr wegzudenken ist.
Bekannte Stimme
Und auch Kino- und Fernsehzuschauern, denen der Name Dietmar Schönherr weniger sagte, war er überaus präsent. Schönherr wurde zu einem der gefragtesten Synchronsprecher. Hollywoodgrößen wie James Dean, Sidney Poitier oder Steve McQueen verlieh der Schauspieler sein akzentuiertes, aber auch weiches Timbre.
Seine Popularität in späteren Jahren konnte Dietmar Schönherr noch einmal steigern, als sich die bereits Mitte der 1960er Jahre gedrehte populäre TV-Staffel "Raumschiff Orion" zu einer Kultserie entwickelte, die Jahrzehnte später aufgrund ihres naiven Charmes auch nachwachsende Generationen von Zuschauern zu begeistern wusste. 2003 schaffte es ein Zusammenschnitt der Serie sogar noch einmal auf die große Kinoleinwand - und wurde zu einem beachtlichen Erfolg. Darüberhinaus trat Dietmar Schönherr zeitweise als Schlagersänger auf und schrieb Romane, Kinderbücher und viele Hörspiele.
Engagiert und sozial
Später setzte Dietmar Schönherr andere Akzente in seinem Leben. Der Schauspieler und Moderator, der einer alten österreichischen Adelsfamilie entstammte, engagierte sich für soziale Projekte - vor allem in Nicaragua. Schon während der Friedensbewegung in Deutschland zu Beginn der 1980er Jahre hatte er sich vehement für Abrüstung und Friedensinitiativen eingesetzt und seinen Prominentenstatus selbstbewusst eingesetzt.
Der mittelamerikanische Staat Nicaragua, zu der Zeit ein ideeller Fluchtpunkt für viele Linke in Deutschland, hatte es Schönherr angetan. Er reiste mehrfach dorthin und gründete soziale Einrichtungen und rief Projekte für den Aufbau des Landes ins Leben, unter anderem gemeinsam mit dem Dichter Ernesto Cardenal. Wie sein Schauspielkollege Karl-Heinz Böhm fand auch Dietmar Schönherr ein Lebensziel fernab der Heimat - und auch wohl fernab der leichten Fernsehunterhaltung, die ihn nicht mehr ausfüllte.
Ein ausgefülltes Leben
Jetzt ist Dietmar Schönherr im Alter von 88 Jahren auf Ibiza gestorben, ein gutes Jahr nach dem Tod seiner Ehefrau Vivi Bach. Er wird in Erinnerung bleiben als einer der charmantesten Darsteller der intelligenten deutschen Fernsehunterhaltung. Und als Mensch, der über den Tellerrand hinausschaute - auf Regionen und Länder, in denen es den Menschen nicht so gut ging wie in seiner Heimat.