Zur Person: Tony Blair
4. Mai 2005Nach massiver Kritik an seiner Irak-Politik in den letzten zwei Jahren wirkt der inzwischen 52-jährige britische Premierminister Tony Blair deutlich gealtert. Infolge eines Krankenhausaufenthalts wegen Herzrhythmusstörungen im vergangenen Jahr ist nach eigener Aussage dieser Wahlkampf sein letzter. Nichtsdestotrotz ist die Energie, die Blair in den Wahlkampf investiert, beachtlich. Mit seinem Charisma und seiner Rhetorik überstrahlt er nach wie vor seine Gegner.
Reformen statt Irak
Seine Innenpolitik stellt Blair in den Mittelpunkt des Wahlkampfes. Irak versucht er als Thema tunlichst zu vermeiden. Blair propagiert unentwegt sein Reformmodell mit New Labour: eine Leistungsgesellschaft für die Willigen ganz unabhängig von der gesellschaftlichen Herkunft sowie ein soziales Netz für die Hilfsbedürftigen.
Blair kann seit 1997 auf beachtliche Erfolge verweisen. Durch die Einführung von Regionalparlamenten in Schottland und Wales und die Abschaffung des Sitz- und Stimmrechts des Erbadels im Oberhaus hat er die Demokratie in Großbritannien modernisiert. Er hat sich auch um den Frieden in Nordirland verdient gemacht. In der Europapolitik hat er die Isolation der Thatcher/Major Jahre beendet, ohne dass er allerdings seine eher euroskeptischen Landsleute für den Euro oder für die EU-Verfassung begeistern konnte.
Wirtschaftliche Erfolge
Die wirtschaftlichen Erfolge stellen aber alle anderen Themen in den Schatten. Stetiges Wirtschaftswachstum bescherte Blair die Steuereinnahmen, die er braucht um den Wohlfahrtsstaat zu modernisieren. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig, dass Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben werden müssen.
Ein Desaster erlebt Blair allerdings mit seiner Entscheidung für den Irak-Krieg. Die Gefahr von irakischen Massenvernichtungswaffen hat sich in Luft aufgelöst, und damit auch die Glaubwürdigkeit Blairs.
Aber für Blair war der Angriff auf die Konservativen und die Liberaldemokraten immer die beste Abwehr. Blair ist sich sicher: "Der Grund, warum sie immer wieder über mich oder über den Irak reden, ist der, dass sie absolut nichts anzubieten haben in Bezug auf die Wirtschaft, das Gesundheitssystem, das Bildungswesen, den Kampf gegen Kriminalität oder die Zukunft dieses Landes."