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Politik

Zusammenstöße vor US-Botschaft im Beirut

10. Dezember 2017

Nach der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch den US-Präsidenten ist es nun auch im Libanon zu Protesten gekommen. Neue Demonstrationen gab es zudem in Indonesien.

Libanon Proteste gegen US-Entscheidung zu Jerusalem
Bild: picture-alliance/AP Photo/B. Hussein

Die Demonstrationen unweit der US-Botschaft in der libanesischen Hauptstadt Beirut richteten sich gegen US-Präsident Donald Trump, der am Mittwoch in einem umstrittenen Alleingang Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hatte. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer gegen Protestierende ein, die sich vor der diplomatischen Vertretung versammeln wollten. Wie libanesische Medien berichteten, warfen die Demonstranten Steine, verbrannten Müll und skandierten "Amerika ist der Kopf des Terrors" oder "Gott segne Jerusalem".

Zu ernsthaften Zusammenstößen kam es laut Augenzeugen zunächst nicht. Sicherheitskräfte hätten alle Straßen, die zur Botschaft führten, abgesperrrt, berichtete der TV-Sender LBC. Nach Informationen der Zeitung "Annahar" wurden rund einen Kilometer von der Botschaft entfernt auch Barrieren aus Stacheldraht aufgestellt, um die Demonstranten auf Distanz zu halten.

Weltweite Proteste und Ausschreitungen

Zu den Protesten hatten unter anderem linke Gruppen aufgerufen. Im Libanon leben rund 400.000 palästinensische Flüchtlinge. Das Land erkennt das benachbarte Israel nicht an. Auch in anderen Ländern löste Trumps Entscheidung heftige, zum Teil gewaltsame Proteste auf.

Demonstranten verbrennen vor der mit Stacheldraht geschützten US-Botschaft in Beirut eine israelische FlaggeBild: picture-alliance/AP Photo/B. Hussein

Auch im Westjordanland kam es wieder vereinzelt zu Protesten, unter anderem im Bereich von Hebron und Tulkarem. Die Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte zuvor zu weiteren Protesten gegen Israel aufgerufen. Am Samstag war es laut israelische Armee an rund 20 Orten im Westjordanland und im Gazastreifen zu "gewaltsamen Ausschreitungen" gekommen. Bislang wurden vier Palästinenser bei Unruhen in den Palästinensergebieten und bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen getötet, hunderte erlitten Verletzungen.

Bei einer Messer-Attacke in Jerusalem wurde unterdessen ein Israeli schwer verletzt. Ein Polizeisprecher teilte mit, es handele sich um einen Anschlag am zentralen Busbahnhof. Der offenbar palästinensische Attentäter sei außer Gefecht gesetzt worden. Nach israelischen Medienberichten handelte es sich bei dem Opfer um einen Wachmann.

Demonstranten vor der US-Botschaft in Indonesiens Hauptstadt JakartaBild: Reuters/D. Whiteside

"Palästina ist in unseren Herzen"

In der indonesischen Hauptstadt Jakarta demonstrierten Tausende Menschen vor der US-Botschaft. Auf Spruchbändern war zu lesen: "Palästina ist in unseren Herzen." Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung. Der Vorsitzende der dortigen islamistischen Oppositionspartei, Sohibul Iman, erklärte, Indonesien trage große Verantwortung für die Palästinenser und müsse sich auf allen Ebenen für einen unabhängigen Staat einsetzen. Seine Partei hatte zu der Demonstration in Jakarta aufgerufen.

Im schwedischen Göteborg hatten Unbekannte am Samstagabend einen brennenden Gegenstand auf eine Synagoge geworfen. Verletzt wurde niemand. Die Polizei nahm inzwischen drei Tatverdächtige fest. Die örtliche jüdische Gemeinde brachte den Vorfall mit der Kontroverse um Trumps Alleingang in Zusammenhang. Auch in Frankreich demonstrierten am Samstag hunderte gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der am Sonntag Paris besucht.

Netanjahu wirft Europa "Doppelmoral" vor

Netanjahu warf Europa vor seiner Abreise vor, im Nahost-Konflikt mit zweierlei Maß zu messen. "Während ich Europa respektiere, bin ich nicht bereit, Doppelmoral von seiner Seite zu akzeptieren", sagte der 68-Jährige. Er höre "von dort Stimmen, die Präsident Trumps historische Stellungnahme verurteilen, aber ich habe keine Verurteilungen der Raketenangriffe auf Israel (aus dem Gazastreifen) oder der schrecklichen Hetze gegen uns gehört". In Paris werde er seinen "Freund, den französischen Präsidenten Emmanuel Macron," treffen. Anschließend werde er in Brüssel mit europäischen Außenministern zusammenkommen.

sti/hk/kle (dpa, afp)

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