Zusammenstöße im Westjordanland und Ostjerusalem
14. Februar 2022Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten im Westjordanland ist ein 17-jähriger Palästinenser getötet worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte am Morgen mit, dass der Jugendliche in einem Dorf in der Nähe von Dschenin gestorben sei.
Die israelische Armee hatte dort nach eigenen Angaben das Obergeschoss eines Gebäudes abgerissen. Die Begründung: Dort wohne ein "Terrorist", den die israelischen Sicherheitsbehörden beschuldigen, im Dezember einen Religionsstudenten in einer israelischen Siedlung in dem besetzten Gebiet erschossen zu haben.
Abriss als übliches Vorgehen
Der Armee zufolge brachen wegen des Abrisses "heftige Unruhen" aus, an denen sich "hunderte Palästinenser" beteiligten. Einige davon warfen demnach Sprengsätze auf die Soldaten. Diese hätten daraufhin das Feuer eröffnet. Todesopfer vermeldete die Armee nicht. Wie die "Jerusalem Post" berichtet, wurden mindestens 18 Palästinenser verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich.
Die israelischen Streitkräfte zerstören regelmäßig die Häuser von Palästinensern, die beschuldigt werden, Angriffe auf Israelis im Westjordanland oder in Ost-Jerusalem verübt zu haben. Diese Praxis wird von Kritikern als eine Form der Kollektivstrafe verurteilt. Israel behauptet, dass dadurch weitere potenzielle Angreifer abgeschreckt werden könnten.
Politikerbesuch führt zu Protesten
Zu Ausschreitungen kam es am Sonntag auch in Ost-Jerusalem im Zuge eines Besuchs des umstrittenen israelischen Abgeordneten Itamar Ben Gvir. Zwölf Menschen wurden nach Polizeiangaben beim Vorgehen gegen "einen gewalttätigen Aufstand" im Viertel Scheich Dscharrah festgenommen.
Ben Gvir hatte in dem palästinensischen Stadtviertel ein Zelt als "Büro" aufgestellt, bei den Protesten dagegen wurden dutzende Menschen verletzt. Der jüdische Nationalist wirft der Polizei vor, jüdische Siedler in Scheich Dscharrah nicht ausreichend vor gewaltbereiten Palästinensern zu schützen.
Scheich Dscharrah gilt als ein Zentrum des palästinensischen Widerstands gegen israelische Landnahme. Palästinensern droht im annektierten Ostjerusalem oft die Zwangsräumung, die Grundstücke gehen dann an jüdische Siedler. Mittlerweile leben mehr als 200.000 Menschen in völkerrechtlich illegalen israelischen Siedlungen in Ostjerusalem.
Die Palästinensische Autonomiebehörde im israelisch besetzten Westjordanland verurteilte den Besuch des Politikers als "provokanten und eskalierenden Schritt, der Gewalt auszulösen droht, die nur schwer zu kontrollieren sein wird".
Es kommt regelmäßig zu Gewalt zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern in dem von Israel besetzten Westjordanland. Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Die meisten israelischen Siedlungen in den Gebieten gelten völkerrechtlich als illegal.
ust/sti (dpa, afp)