Journalisten und Zeichner aus zehn verschiedenen Ländern sind das Thema Aus- und Einwanderung einmal ganz anders angegangen. Das Ergebnis ist ein mit Hashtags gespicktes "Alphabet des Ankommens".
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Von #Afghanistan bis #Zuwanderung - das "Alphabet des Ankommens"
Die Themen, die für Geflüchtete und Zugewanderte wichtig sind, lassen sich alphabetisch unter 51 Hashtags sortieren. Journalisten und Zeichner aus zehn Ländern haben sie zwölf Comicreportagen zugeordnet.
Bild: Marlene Goetz/Hannah Brinkmann
Comicreportagen in vier Sprachen
Das Projekt "Alphabet des Ankommens" entstand, wie vieles Gute, durch zufällige Begegnungen und ein gemeinsames Interesse. Deutsche und aus anderen Ländern stammende Texter und Grafiker fanden sich schnell zusammen. Das Ergebnis am Ende eines einwöchigen Workshops in Hamburg: zwölf ganz verschiedenartige Comicreportagen zu Themen der Neuankömmlinge - auf Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch.
Bild: Marlene Goetz/Hannah Brinkmann
"Von der Sahara in die U-Bahn"
Das "Alphabet des Ankommens" kombiniert Journalismus mit Comics, um das Thema Aus- und Einwanderung einmal anders anzugehen. E wie Ehrenamt, M wie Musik oder W wie Wohnsitz: Journalisten und Zeichner aus zehn verschiedenen Ländern berichten davon, wie Migration weltweit Menschen und Nationen prägt.
Bild: Ahmed Mohammed Omer/Alice Socal
"Von der Sahara in die U-Bahn"
Der Weg zum Neuanfang in einem fremden Land ist gefährlich und weit. Einmal angekommen, sucht der Eritreer Merhawi Baire den Kontakt. Aber wie funktioniert das, wenn man die sozialen Umgangsformen nicht kennt? Ahmed Mohammed Omer (Text) und Alice Socal (Zeichnungen) haben das Problem auf acht Seiten ihrer Comicreportage illustriert - auf Deutsch und Englisch.
Bild: Ahmed Mohammed Omer/Alice Socal
"Mit dem Trauma im Gepäck"
Wer vor Krieg und Verfolgung flieht, erleidet häufig seelische Schäden. Marlene Goetz (Text) und Hannah Brinkmann (Zeichnungen) haben sich mit diesen Traumata beschäftigt und eine Comicreportage über die Hamburger Flüchtlingsambulanz erstellt. Dort werden Minderjährige therapeutisch behandelt. Ein anderer Comic, "Fremdkörper", behandelt das Thema Diskriminierung - und Feminismus.
Bild: Marlene Goetz/Hannah Brinkmann
"Uncharted Waters"
Das Videospiel "Uncharted Waters" brachte einen jungen Indonesier nach Hamburg. Zwischen Jakarta und Hamburg liegen zwei Kontinente und sechs Meere, aber auch ungezählte Papierberge. Eine Reportage über die bizarre Welt der deutschen Bürokratie haben Jens Wiesner (Text) und Markus Köninger (Zeichnungen) aus seiner Geschichte gemacht. Es geht also ums Studium...
Bild: Jens Wiesner/Markus Köninger
Im Bürokratendschungel
... und ums Arbeiten: Arbeitserlaubnis, Niederlassungserlaubnis, jede Menge zu erbringende Nachweise - der vierseitige Comic schildert den bürokratischen Irrsinn humorvoll, aber auch sehr zutreffend. Im Durchschnitt begannen seit 1985 rund 2200 Indonesier pro Jahr ein Studium in Deutschland. Seit 2012 sind es doppelt so viele.
Bild: Jens Wiesner/Markus Köninger
"Zwischen den Saiten"
Um das Schicksal von Musikern im Exil geht es in der Comicreportage von Silke Weber (Text) und Simone Kesting (Zeichnungen). Ziad Khawam spielt Kanun, die arabische Zither. Was macht der Syrer mit dem in Deutschland unbekannten Instrument in seiner neuen Heimat Hamburg? Der Comic ist ein Lehrstück dazu, wie sich zwei Kulturen gegenseitig befruchten können.
Bild: Silke Weber/Simone Kesting
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Den Deutschen Comicverein gibt es erst drei Jahre, aber er hat schon viel für die Anerkennung von Comics und Graphic Novels in Deutschland erreicht. Die Berliner Senatsverwaltung zum Beispiel richtet zur Zeit ein Stipendium für Comic-Macher ein, was mit das Verdienst des Vereins ist.
Wie es so kommt: Als sich die Journalistin Lilian Pithan und der Projektkoordinator der Initiative Bürgerstiftung Axel Halling in Zusammenhängen begegnen, bei denen es um ganz andere Flüchtlingsprojekte geht, stellen sie fest, dass sie sich beide für Comics interessieren. In Deutschland ist Comicjournalismus noch nicht verbreitet - das sollte man ändern, finden beide. Und so war die Idee zu einem comicjournalistischen Workshop zum Thema Migration geboren.
Workshop in bunter Konstellation
Dieser fand dann tatsächlich eine Woche lang in den Räumen der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) vom 6. bis 12. März 2017 statt, organisiert vom Deutschen Comicverein. Über eine Ausschreibung über die üblichen Comic-Netzwerke wurden 12 Journalisten und zwölf Comiczeichner gesucht, um gemeinsam Reportagen zu entwickeln. Eine bunte Truppe fand sich zusammen: Geflüchtete, Einheimische, Deutsche und Nicht-Deutsche. "Woher jemand kam, war kein Thema, da wurde in der Arbeit gar nicht differenziert", berichtet Axel Halling. Die Themen wurden ausgewählt und dann jeweils zu zweit erarbeitet. "Diese Zusammenarbeit war nicht immer ganz einfach, das musste man lernen."
Vielsprachiges Ergebnis
Unter der künstlerischen Leitung von Comiczeichner Sascha Hommer entstanden so zwölf Comicreportagen. Auf einer eigens konzipierten Webseite wurden sie veröffentlicht, jetzt sind sie in Berlin zu sehen. Alle Reportagen sind auf Deutsch und Englisch vorhanden, einige noch zusätzlich in den Originalsprachen Französisch oder Arabisch. Die Bundeszentrale für politische Bildung wird das Ergebnis im November auch als Buch veröffentlichen und zudem für eine spätere arabische Ausgabe sämtliche Texte auf Arabisch noch einmal neu lettern lassen.