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Zwangsurlaub bei Volkswagen

18. August 2016

Erst der Diesel-Skandal, nun ein erzwungener Produktionsstop. VW kann über einen Mangel an schlechten Schlagzeilen nicht klagen: Tausende Arbeiter in Kurzarbeit, weil Teile fehlen. Rätselraten um die Hintergründe.

Deutschland Volkswagen Fabrik in Wolfsburg
Bild: Reuters/I. Fassbender

Der Streit mit einem Lieferanten wächst sich für Volkswagen zu einem Desaster aus. Weil ein Zulieferer keine Teile mehr an die Bänder liefert, muss der vom Abgasskandal schwer erschütterte Konzern voraussichtlich mehr als 20.000 Mitarbeiter in Zwangsurlaub schicken. Für Teile der Produktion in den Werken Wolfsburg, Braunschweig, Kassel und Zwickau werde Kurzarbeit geprüft, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies am Donnerstag im Landtag in Hannover. Dies sei an den Standorten inzwischen intern bekannt gemacht worden. Der Zwangsurlaub sei zunächst für fünf Tage geplant.

Allein im Stammwerk von Volkswagen in Wolfsburg will der Konzern offenbar für mehr als 10.000 Beschäftigte Kurzarbeit anmelden. Details würden derzeit mit der Bundesagentur für Arbeit geklärt. Am Donnerstag waren nach VW-Angaben 8000 Mitarbeiter des Passat-Werks in Emden in Kurzarbeit gegangen, weil Zulieferteile fehlen.

Weil Teile von Zulieferern nicht kommen, können in den Werken keine Autos gebaut werden. Das gilt auch für den Golf, das in Deutschland am meisten verkaufte Auto.

VW-Beschäftigte in WolfsburgBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Über die Hintergründe des Engpasses schweigt sich Volkswagen aus. Es geht offenbar um einen Streit mit einem Firmenkonsortium, das Sitze und Getriebe für den Bau von VW-Modellen liefert. In einer Mitteilung des Autobauers heißt es lediglich: "Ein Lieferant von Volkswagen hat die vertraglich vereinbarte Belieferung mit Bauteilen ausgesetzt. Dies führt zu einem Engpass in der Produktion."

Warum eskalierte der Streit?

Medienberichten zufolge geht es bei dem Zulieferer um zwei Tochterunternehmen der Firma Prevent. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur dpa aus Justizkreisen ist ein gescheitertes Projekt mit dem Sitzteile-Zulieferer aus Sachsen Stein des Anstoßes. Warum der Streit aber derart eskalierte, ist unklar.

Auch der Zulieferer wollte sich zu den Hintergründen nicht äußern und verweist auf laufende Verfahren vor Gericht: "Unsere Unternehmensgruppe befindet sich in einer juristischen Auseinandersetzung mit Volkswagen und ist in diesem Zusammenhang auch zur Vertraulichkeit verpflichtet“, sagte Alexander Gerstung aus der Geschäftsführung von ES Automobilguss im sächsischen Schönheide. Die Firma gehört zur Prevent-Gruppe.

Produktion des VW-GolfBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Geld aus der Arbeitslosenkasse?

Volkswagen hat sechs deutsche Fabriken. Allein im Stammwerk in Wolfsburg bauen 72.500 Beschäftigte mehr als 800.000 Autos im Jahr. Die sogenannte Kurzarbeit ist in Deutschland ein Mittel, um vorübergehende Produktionsflauten zu bewältigen, ohne Personal zu entlassen. Betroffen sind unter Umständen nur Teile der Belegschaft einer Fabrik, die dann nur zeitweilig oder gar nicht arbeiten. Unter bestimmten Bedingungen erhalten sie dann Lohn aus der Arbeitslosenversicherung.

ar/wen, tko (dpa, rtr afp)

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