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Zwarte Piet - zwischen Tradition und Rassismus

Sabrina Pabst12. November 2014

Sinterklaas kommt in die Stadt, und mit ihm der Streit. Das traditionelle Fest in den Niederlanden sei rassistisch. Jetzt soll es multikulturell und bunt werden. Die konservativen Populisten sind entsetzt.

Die bunt kostümierten "Zwarte Pieten" laufen durch die Straße und verteilen Süßigkeiten an Kinder. (Foto: DW)
Bild: DW

Er trägt eine bunte Pumphose, riesige goldene Ohrringe, hat dicke rote Lippen, und braune gekräuselte Haare: Der "Zwarte Piet". So gekleidet ziehen die schwarzen Peter jedes Jahr durch zahlreiche niederländische Städte und Dörfer zusammen mit Sinterklaas, wie der Nikolaus in den Niederlanden heißt und verteilen Süßigkeiten an Kinder, die ihre Schuhe vor Türen oder Kamine stellen. Deren Augen leuchten am Abend des 5. Dezember, denn dann ist Bescherung.

In den Niederlanden seien die "Zwarten Pieten" Tradition, sagen die Einen. Ein negatives Stereotyp des schwarzen Menschen, behaupten andere. Denn: Der "Zwarte Piet" ist pechschwarz geschminkt.

"Negatives Stereotyp des schwarzen Menschen"

Alle Jahre wieder entbrennt vor dem niederländischen Sinterklaas die Debatte aufs Neue: Ist die Tradition des "Zwarte Piet" Rassismus? Ja, meinen seine Gegner. Unter ihnen ist der Amsterdamer Künstler Quinsy Gario. Er hat zu Protesten gegen den Einzug von Sinterklaas und seinen schwarzen Helfern aufgerufen. Nicht nur die Verkleidung der Pieten sei unangemessen. "Da sitzt ein weißer Mann auf einem Pferd, der von vielen schwarzen Menschen begleitet wird. Da sind noch lustige Burschen, die noch immer singen und tanzen, und sich etwas dumm verhalten. Und das ist das Stereotyp."

Niederlande: umstrittener Nikolaus

05:52

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Für Quinsy Gario steht fest: Der fiktionale Charakter "Zwarte Piet" ist ein Symbol der grausamen Sklavenzeit und der alltäglichen Diskriminierung. Für ihn und andere schwarze Niederländer aus den früheren Kolonien Surinam und den Atillen ist der "Zwarte Piet" purer Rassismus. Deswegen hat er auch am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Klage gegen das "koloniale Relikt" eingereicht. Auch von einem UN-Menschenrechtsausschuss bekam er Recht. Erst im Juli urteilte das Amsterdamer Verwaltungsgericht, dass der Zwarte Piet ein "negatives Stereotyp des schwarzen Menschen" sei. Doch nun kommt alles anders: Das Verwaltungsgericht des Landes in Den Haag urteilte, der Nikolaus dürfe auch weiterhin von den schwarz-angemalten Pieten begleitet werden.

Alle Jahre wieder: Die Schlacht um "Zwarte Piet"

Viele Niederländer verstehen die Aufregung um den Zwarten Piet nicht. Sie wollen die Tradition und das "unschuldige Kinderfest" beibehalten. Die selbsternannte Lobbygruppe "Pieten Gilde" kämpft dafür, dass eine urholländische Tradition nicht verändert wird, nur weil eine Minderheit das will.

Zwarte-Piet-GegnerBild: DW/C. Nasman

Vor allem in den Medien streiten Gegner und Befürworter um "Zwarte Piet". Der Kulturhistoriker René Cuperus spricht von einem regelrechten Kulturkampf, der das gesamte Sinterklaas-Fest bedrohe. Politisch korrekt oder nicht, "wer Zwarte Piet erhalten will, klammert sich an ein Land, das es nicht mehr gibt", meint der holländische Bestseller-Autor Robert Vuijsje, der in seinen Büchern über multikulturelles Zusammenleben schreibt. Es seit Zeit für ein "Piet-Makeover", fordern auch Moderator Marc-Marie Huijbregts sowie Talkshow-Gastgeber Paul de Leeuw.

Bunte Pieten ziehen durch die Stadt

Der Professor Friso Wielenga des Zentrums für Niederlande-Studien der Universität Münster findet die Diskussionen um "Zwarte Piet" festgefahren. Auf der einen Seite gebe es die Niederländer, die an der Tradition zur Identitätsbildung festhalten wollen und denen, die sich durch "Zwarte Piet" diskriminiert fühlen und die Tradition verändern wollen, weil sie meinen, dass die niederländische Identität eine rassistische sein. Doch die Figur des Pieten hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, meint Wielenga: "Zwarte Piet ist eine witzige Figur, der Sinterklaas auf den Arm nimmt, tanzt und für Spaß sorgt." Ein möglicher Wandel könne aber nur langsam stattfinden, damit er von der Gesellschaft akzeptiert wird. Wielenga geht davon aus, dass in diesem Jahr Sinterklaas bunt wird und rote, orangene oder grüne Pieten durch die Straßen ziehen werden. So ist das Nikolausfest in den Niederlanden gerettet - zumindest in diesem Jahr.

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