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GlaubeAfrika

Zwei Afrikaner, die als nächster Papst gehandelt werden

24. April 2025

Mit dem Tod von Papst Franziskus ist auch die Hoffnung afrikanischer Katholiken auf einen Nachfolger aus Afrika verbunden. Die DW stellt zwei mögliche Anwärter vor: Peter Turkson (Ghana) und Fridolin Ambongo (Kongo).

Papst Franziskus und Kardinal Peter Turkson stehen beieinander und blicken in dieselbe Richtung aus dem Bild
Teilen sie die gleiche Vision? Papst Franziskus 2016 mit dem ghanaischen Kardinal Peter TurksonBild: Pacific Press Agency/IMAGO

Der Tod von Papst Franziskus am Ostermontag hat Katholiken auch in ganz Afrika in Trauer gestürzt. "Er war ein Papst, den ich liebte, so bescheiden", sagte Miranda Mosheshe in Nigerias Wirtschaftsmetropole Lagos. "Er hat so viel für den katholischen Glauben auf der ganzen Welt getan."

Mosheshe ist eine von vielen Katholikinnen, mit denen die DW seit dem Tod des Pontifex gesprochen hat. "Ich wünsche mir, dass Gott uns wieder einen Papst gibt, der Franziskus ähnelt", sagte sie.

In Afrika wächst die katholische Kirche so rapide wie nirgends sonst in der Welt. Statistiken des Vatikans zufolge lebt bereits jeder fünfte Katholik der Welt in Afrika - Tendenz steigend. Auch deshalb werden Rufe laut, dass die Kardinäle bei ihrem Konklave einen Afrikaner zum nächsten Papst wählen sollen.

Peter Turkson: Friedensstifter aus Ghana

Bevor sich die einflussreichsten Männer der katholischen Kirche Anfang Mai in die Sixtinische Kapelle zurückziehen, werden bereits zahlreiche Namen diskutiert. 108 der 135 wahlberechtigten Kardinäle - wahlberechtigt sind alle, die am Todestag des Papstes noch keine 80 Jahre alt waren - wurden erst von Franziskus nominiert; als wahrscheinlich gilt jedoch, dass die Wahl auf einen der erfahreneren fallen dürfte.

Einer, der immer wieder genannt wird, ist Kardinal Peter Turkson aus Ghana. Der langjährige Erzbischof von Cape Coast zog 2009 nach Rom, wo er zunächst dem Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden vorstand. Heute leitet er die Päpstliche Akademie der Wissenschaften und die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften.

Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson bringt jahrelange Erfahrung in den Gremien des Vatikan mitBild: Alessia Giuliani/Catholicpressphoto/IMAGO

"Es gibt Gemeinsamkeiten in der Persönlichkeit des Papsts und der von Kardinal Turkson", sagt Jacinda Tuoniba, eine Ordensschwester in der nordghanaischen Stadt Tamale. "Die Tugenden der Demut, Bescheidenheit, barmherzige Liebe für die Armen und Bedürftigen, insbesondere auch Barmherzigkeit gegenüber Mutter Erde, die für unser Leben geschaffen ist."

Ist Kardinal Turkson "papabile", also für das Papstamt tauglich? Selbstverständlich, findet Thaddeus Kuusah, ein Priester des Erzbistums Tamale. "Er hat alles, was man braucht, um die Kirche zu führen", sagte Kuusah der DW. Das habe Turkson etwa als Vermittler im Ghanaischen Nationalen Friedensrat nach den umstrittenen Wahlen von 2008 unter Beweis gestellt. "Gott selbst hat gesagt, selig sind die Friedensstifter. Wir beten, dass sein Geist das Kardinalskollegium erfüllt, um jemanden auszuwählen, der nach dem Willen des Herrn die Kirche führt."

Fridolin Ambongo: Prominente Stimme aus der lebendigen Kirche des Kongo

Die Zuschreibung des Friedensstifters ist auf jeden Fall eine, die an der afrikanischen Kirchenbasis gut ankommt. In der Demokratischen Republik Kongo gab es über die letzten Jahrzehnte diverse Konflikte. Hier hat die Nationale Bischofskonferenz CENCO sich immer wieder als Vermittler eingebracht. Mit 60 Millionen Katholiken - mehr als die Hälfte der Bevölkerung - ist die kongolesische Landeskirche eine der größten in Afrika.

Ihr entstammt auch einer der prominentesten Katholiken Afrikas: Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa, leitet das Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM). Als Vertrauter des verstorbenen Papsts gehörte er zum Beraterstab von Franziskus. Anfang 2023 machte Franziskus auf einer Reise Station in Kinshasa und feierte mit Ambongo eine der größten Messen seines Pontifikats - und mit hunderttausenden, vielleicht sogar einer Million Gläubigen.

2023 versammelten sich Gläubige in Kinshasa auf einem Flugplatz zur Messe mit Papst FranziskusBild: Moses Sawasawa/AP Photo/picture alliance

In manchen Fragen wie in der Gleichstellung von Frauen vertritt Ambongo liberale Positionen. Größere Bekanntheit erlangte er jedoch Ende 2023, als er sich öffentlich gegen den päpstlichen Erlass "Fiducia supplicans" stellte, der die Segnung homosexueller Paare regelt. Als oberster Kirchenvertreter Afrikas lehnte Ambongo die Entscheidung ab - und erntete darauf milde Reaktionen aus Rom und Applaus aus weiten Teilen Afrikas.

Als die DW den Generalsekretär der kongolesischen Bischofskonferenz CENCO, Donatien Nshole, nach einem möglichen afrikanischen Papst fragte, hob dieser hervor, dass die katholische Kirche "universalen" Charakter habe und "Platz für alle" biete. Nshole sagte, er wünsche sich "einen Papst, der im Herzen ein Hirte ist, egal, woher er kommt".

Fridolin Ambongo Besungu ist seit 2019 Kardinal - und steht der afrikanischen Bischofskonferenz vorBild: Vandeville Eric/ABACA/picture alliance

Manche Gemeindemitglieder in Kinshasa werden - angesprochen auf Ambongos Chancen - direkter: "Es wäre ein Sieg für alle Afrikaner, zeigen zu können, dass Afrika das Zeug dazu hat, die Kirche anzuführen", sagte Hugues Tamfufu der DW. Alle Christen würden ihm bei einer Wahl zum Papst applaudieren. Dabei unterstützt Tamfufu ausdrücklich Ambongos restriktive Linie zur Segnung homosexueller Paare: "Er sagte Nein, das werden wir Afrikaner nicht akzeptieren. Er war sehr deutlich."

Wie groß sind die Chancen der Afrikaner?

Hinter vorgehaltener Hand rechnen Experten jedoch nicht unbedingt mit einem afrikanischen Nachfolger für Franziskus. In der Vatikanhierarchie gilt der Zenit des 76-jährigen Turkson als überschritten. Auch dem 65-jährigen Ambongo könnte sein Alter zum Verhängnis werden - denn einen verhältnismäßig jungen Kardinal zu wählen, birgt für viele das Risiko eines zu langen Pontifikats.

Auch die harte Haltung der Afrikaner gegen die Segnung Homosexueller könnte sich als Nachteil erweisen: Mit nur 18 der 135 wahlberechtigten Kardinäle sind die afrikanischen Kardinäle leicht zu überstimmen.

Bischöfe nach der Papstmesse in Kinshasa im Februar 2023Bild: Alexis Huguet/AFP

Dazu kommt der weltweite Missbrauchsskandal, dessen Aufarbeitung gerade in Afrika kaum voran kommt. Über sexualisierten Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche wird aus Sorge um ihr öffentliches Bild nach wie vor kaum gesprochen.

Papstwahlen waren schon immer für Überraschungen gut. Alfred Adewale Martins, der Erzbischof von Lagos, riet im DW-Gespräch dazu, "alles und nichts" zu erwarten. Indem er 108 neue Kardinäle ernannte, habe Franziskus selbst den Ausgang deutlich offener gemacht: "Die Tatsache, dass er Kardinäle aus weit entfernten Orten erwählte, ist an sich ein Zeichen, dass es für jeden möglich ist und der nächste Papst von überall kommen kann." In Afrika gebe es bemerkenswerte Vielfalt - "das kann niemand unter den Teppich kehren".

Mitarbeit: Wendy Bashi (Kinshasa), Olisa Chukwumah (Lagos), Maxwell Suuk (Tamale)

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