Zwei deutsche Firmen unter den 100 teuersten der Welt
29. Dezember 2023Zwei deutsche Unternehmen haben 2023 den Sprung unter die 100 teuersten börsennotierten Konzerne der Welt geschafft: Der Softwarehersteller SAP landete nach Berechnungen des Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY zum Stichtag 27. Dezember mit gut 181 Milliarden Dollar (rund 162,6 Milliarden Euro) Börsenwert auf Rang 61 (Vorjahr: 106). Siemens kletterte mit einem Börsenwert von knapp 148 Milliarden Dollar nach EY-Angaben vom Freitag binnen Jahresfrist von Rang 115 auf Rang 88. Zum Jahresende 2022 war kein deutscher Konzern unter den Top 100 platziert.
Auf Platz eins wie ein Jahr zuvor: Der Tech-Konzern Apple mit einem Börsenwert von inzwischen mehr als drei Billionen Dollar. Es folgen Microsoft (rund 2,8 Billionen Dollar) und die saudi-arabische Ölgesellschaft Saudi Aramco (gut 2,1 Billionen Dollar). Das wertvollste europäische Unternehmen ist der Auflistung zufolge derzeit der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk auf Rang 16 (460 Milliarden Dollar). Die Dänen haben mit der Entwicklung der Abnehmspritze Wegovy Furore gemacht
Insgesamt erhöhte sich im Jahresverlauf der Börsenwert der 100 teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt den Berechnungen zufolge um 29 Prozent und erreichte mit gut 36,5 Billionen Dollar einen neuen Höchststand. Im Schnitt haben die "Top 10" an den weltweiten Börsen um 29 Prozent an Wert gewonnen, zusammen sind sie nun 36,5 Billionen Dollar wert. Darunter findet sich mit der Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway von Anlage-Guru Warren Buffett nur ein US-Unternehmen, das nicht aus der Technologiebranche kommt.
Investorenlieblinge aus USA
"In diesem Jahr hat vor allem das Thema Künstliche Intelligenz die Fantasie der Anleger und damit die Börsenkurse beflügelt", ordnete der Vorsitzende der EY-Geschäftsführung, Henrik Ahlers, die Ergebnisse ein. "Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, haben sich zu Lieblingen der Investoren entwickelt."
Der Grafikchip-Spezialist Nvidia etwa hat den Börsenwert in diesem Jahr mehr als verdreifacht. Mit 1,22 Billionen Dollar sprangen die Amerikaner von Platz 17 auf Platz sechs der Rangliste. Der Facebook-Konzern Meta hat seine Marktkapitalisierung fast verdreifacht und arbeitete sich mit 920 Milliarden Dollar von Rang 24 auf sieben vor. Apple-Aktien legten um 45 Prozent, Microsoft um 55 Prozent zu.
Der Boom in der Tech-Branche führte der Analyse zufolge insgesamt dazu, dass sich die Dominanz der USA weiter verfestigte: 62 (Vorjahr: 61) der 100 teuersten Unternehmen der Welt haben ihren Sitz in den USA, unter den zehn aktuell teuersten Unternehmen der Welt sitzen neun in den Vereinigten Staaten.
Europa gewinnt etwas an Gewicht
Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen hat der Analyse zufolge im zu Ende gehenden Jahr auf niedrigem Niveau etwas zugelegt: 19 europäische Unternehmen konnten sich unter den Top 100 platzieren und damit drei mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings: Im Jahr 2007 vor der weltweiten Finanzkrise hatten noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt ihren Sitz in Europa und nur 32 in den USA.
"In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wir einen dramatischen Bedeutungsverlust Europas gesehen, während die USA an Europa vorbeigezogen sind", stellte Ahlers fest. Der europäische Kapitalmarkt sei aktuell "viel zu fragmentiert", gerade für junge, aufstrebende Unternehmen seien die Hürden für die Beschaffung von Kapital über die Börse zu hoch.
International abgehängt
Die wertvollsten deutschen Unternehmen kommen zwar selbst im europäischen Vergleich nicht unter die "Top 10", sind wenigstens aber wieder unter den 100 teuersten Börsenwerten vertreten. Ahlers hält den KI-Boom für eine Chance auch für Unternehmen aus Europa. "Gerade für einen Standort wie Deutschland kann KI angesichts von Fachkräftemangel und demographischem Wandel positive Wachstumsimpulse bringen." Beim Thema KI müsse sich Deutschland nicht verstecken.
Auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 100 Milliarden Dollar kommen auch die Deutsche Telekom (120 Milliarden, Platz 116) und der Münchner Versicherungsriese Allianz (105 Milliarden, Platz 131). Die Autobauer Porsche AG (Platz 181), BMW (233) und Volkswagen (261) finden sich auf den hinteren Plätzen, das Maß der Dinge in der Branche ist der US-Rivale Tesla, der mit 831 Milliarden Dollar mehr als zehnmal so hoch bewertet wird wie Porsche.
dk/hb (dpa, rtr)