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Weitere Opfer bei Protesten

25. März 2008

Die Proteste in Tibet dauern an und kosten weiteren Menschen auf tibetischer und chinesischer Seite das Leben - doch China provoziert die Tibeter erneut. Die weltweite Debatte um einen Boykott der Olympiade geht weiter.

Diese Polizisten üben "Ausschreitungs-Kontrolle" in der chinesischen Provin Yunnan (25.3. 2008, Quelle: AP)
Niederschlagung will gelernt sein: diese Polizisten üben "Ausschreitungs-Kontrolle"Bild: AP

Protibetische Proteste haben in der westchinesischen Provinz Sichuan mindestens zwei weitere Menschen das Leben gekostet. Bei einem der Opfer handelt es sich um einen Polizisten, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag (25.3.2008) meldete. Mehrere weitere Polizisten seien verletzt worden. Tibetischen Aktivisten zufolge wurde auch ein buddhistischer Mönch getötet, ein weiterer wurde schwer verwundet.

Sie sollen sich "patritosch bilden" - Tibetische Mönche im Kloster Taibaling in der chinesischen Provinz YunnanBild: AP

Die Unruhen begannen am Montag zunächst mit einem friedlichen Protestzug von Mönchen und Nonnen in Garze, einer überwiegend von Tibetern bewohnten Präfektur der Provinz Sichuan. Zur Gewalt kam es nach Angaben des im indischen Dharamsala ansässigen Tibetischen Zentrums für Menschenrechte und Demokratie, als bewaffnete Polizisten die Menge auflösen wollten.

Tibeter sollen sich "patriotisch bilden"

Der Minister für öffentliche Sicherheit, Meng Jianzhu, wies die Sicherheitskräfte in Tibet zu weiterer Wachsamkeit an. Die bei Mönchen höchst unpopulären Kampagnen zur "patriotischen Bildung" sollten ausgebaut werden, zitierte die Zeitung "Tibet Daily" Meng. Die "Dalai-Clique" plane neue Sabotageakte, erklärte er. Meng war am Montag das erste ranghohe Regierungsmitglied aus Peking, das nach dem Beginn der Proteste nach Lhasa reiste. Der Dalai Lama bekräftigte unterdessen im indischen Exil seine Ablehnung von Gewalt. "Wir respektieren das chinesische Volk und seine Kultur immer", sagte er.

Xinhua berichtete weiter, im Bezirk Aba hätten sich 381 Menschen, die an Protesten beteiligt gewesen seien, den Behörden gestellt. 13 Menschen seien am Montag in Lhasa wegen der Teilnahme an einem Protest am 10. März bei Jokhang festgenommen worden, schrieb "Tibet Daily". Sie hätten "reaktionäre Slogans" gesungen und eine "reaktionäre Flagge" mitgeführt.

Neue Proteste in Nepal

Auch in Nepal gab es neue Proteste von Tibetern. In der Hauptstadt Kathmandu löste die Polizei trotz scharfer Kritik der Vereinten Nationen eine Demonstration gewaltsam auf. Die Aktion fand vor dem Visabüro der chinesischen Botschaft statt. Insgesamt 71 Protest-Teilnehmer wurden der Polizei zufolge in verschiedene Strafanstalten gebracht. Bereits am Montag hatten die Behörden mehr als 400 Menschen in Nepal festgenommen.

In Nepal wurden protibetische Proteste niedergeschlagenBild: AP

Die Bundesregierung in Berlin drängt China unterdessen zu direkten Gesprächen mit der tibetischen Führung. "Der Dalai Lama und die chinesische Regierung müssen sich aufeinander zu bewegen", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg. "Die Bundesregierung sieht keine Alternative zum direkten Dialog zwischen dem Dalai Lama und der Regierung in Peking." Die Regierung in Peking müsse Klarheit über die Lage in Tibet schaffen. "Ohne Transparenz wird es nicht möglich sein, neues Vertrauen in der Welt zu gewinnen."

Bundesregierung gegen Olympia-Boykott

Die Bundesregierung stellte sich hinter die Ablehnung eines Boykotts der Spiele durch deutsche und internationale Sportverbände. Eine Boykott-Debatte könne auch von den entscheidenden Fragen ablenken, wie auf friedlichem Weg eine politische Lösung des Konflikts erreicht werden könne, sagte Steg. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nach Stegs Angaben zu einer weiteren Begegnung mit dem Dalai Lama bereit, kann diesen aber bei seinem Deutschland-Besuch im Frühjahr nicht treffen. Ein neues Treffen könne es "bei passender Gelegenheit" geben, sagte Steg. Sein Empfang im Kanzleramt im vergangenen Jahr hatte eine schwere Krise zwischen Deutschland und China ausgelöst, da China den Dalai Lama des Separatismus bezichtigt.

Mit ungewöhnlich deutlichen Worten kritisierte Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner das chinesische Vorgehen. "Die Gewalt muss auf beiden Seiten aufhören, aber vor allem muss die Repression aufhören, weil man jetzt nicht nach Tibet fahren kann." Besonders wichtig sei es, Journalisten den Zugang nach Tibet zu ermöglichen, um den Informationsfluss über die dortige Situation zu gewährleisten.

China empört über Proteste in Griechenland

China reagierte empört auf die Proteste von Menschenrechtlern bei der Entzündung des Olympischen Feuers. "Nicht China, sondern diese Elemente des Chaos und der Sabotage sollten sich schämen", sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Am Vortag hatten kurz vor dem Entzünden der Fackel im antiken Stadion von Olympia drei Demonstranten eine Polizeisperre durchbrochen, während Chinas Olympia-Chef Liu Qi eine Rede hielt. Chinesische Medien erwähnten den Vorfall in ihrer Berichterstattung über die Zeremonie nicht. Die Fackel soll auf ihrer Reise nach China auch zweimal durch Tibet getragen werden. (mg)

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