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US-Engagement in Asien

Srinivas Mazumdaru9. Oktober 2013

Die Absage einer lange geplanten Asien-Reise von US-Präsident Obama stieß auf Stirnrunzeln in der Region. Obamas Abwesenheit könnte dem Einfluss Chinas in Südostasien Auftrieb geben, meinen Experten.

US-Präsident Barack Obama (Foto:REUTERS)
Bild: Reuters

Die Besuche Obamas in Indonesien, Malaysia, Brunei und den Philippinen sowie die Teilnahme an verschiedenen Regionalgipfeln hätten das "dauerhafte Engagement der USA" demonstrieren sollen, so hatte das Weiße Haus im Vorfeld verlauten lassen. Doch aufgrund des Haushaltsnotstands in den USA entschied der Präsident kurzfristig, die Reise abzusagen und Außenminister John Kerry zu beauftragen, ihn zu vertreten.

Gemischte Reaktionen in Asien

Bereits zwei mal zuvor konnte Obama Reisen nach Südostasien aufgrund innenpolitischer Probleme nicht antreten. Diese dritte Absage ließ in Südostasien Zweifel laut werden an der erklärten Absicht der USA, ihre Präsenz im asiatisch-pazifischen Raum zu verstärken. Er werde der Erwartung einiger südostasiatischer Staaten nicht gerecht, Chinas wachsendem Einfluss in der Region die Stirn zu bieten, so die Kritik, die verschiedentlich auf dem APEC Gipfel zu hören war, der vom 05. bis 08. Oktober in Bali stattfand. Manche Staatschefs zeigten Verständnis, andere, wie der Ministerpräsident Singapurs, Lee Hsien Loong, einer der Hauptbündnispartner der USA in Südostasien, waren enttäuscht. "Wir hätten lieber einen US-Präsidenten, der in der Lage ist, seine internationalen Pflichten zu erfüllen, anstatt durch innenpolitische Angelegenheiten behindert zu sein", sagte Lee nach seiner Ankunft in Bali. Ähnlich äußerten sich auch die Regierungsvertreter Indonesiens und Bruneis.

Patronas-Türme in Kuala Lumpur: Südostasien hat Priorität im geopolitischen Kalkül der USABild: Getty Images

Experten meinen jedoch, die Abwesenheit Obamas habe nur begrenzte Auswirkungen. Sie weisen darauf hin, dass die US-Administration den Handel und die sicherheitspolitische Bindungen mit den südostasiatischen Staaten weiter pflegen wird, entsprechend den außenpolitischen Prioritäten der USA und der strategisch-wirtschaftlichen Bedeutung der Region.

ASEAN im Zentrum der US-Interessen

Ohne US-Präsident Obama findet auch das das Gipfeltreffen des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) in Brunei statt. Dessen 10 Mitgliedsstaaten repräsentieren einen Markt mit einem Bruttosozialprodukt von insgesamt mehr als 2.2 Billionen US-Dollar und einer Bevölkerung von rund 620 Millionen Menschen. Die Region ist zum viertgrößten Exportmarkt für die USA herangewachsen mit einem Handelsvolumen von 198 Milliarden US-Dollar (im Jahr 2009 waren es noch 145 Milliarden). Die USA liegen zudem mit einer Investitionssumme von 165 Milliarden Dollar an der Spitze der ausländischen Investoren in Südostasien.

"Die ASEAN-Gipfel haben sich zum Treffpunkt der wichtigsten Wirtschaftsmächte entwickelt. Dort diskutieren ihre Vertreter Handel und Investitionen und treten miteinander in Wettstreit", sagt Ernest Bower, Südostasien Experte am "Center for Strategic & International Studies" (CSIS) in Washington gegenüber der Deutschen Welle. Für die USA seien diese Gipfel, wie auch die Staaten des Bündnisses, von zentralem Interesse.

Indonesiens Präsident Susilo Bambang (re.) und Chinas Präsident Xi Jinping auf dem APEC Gipfel in BaliBild: Reuters

Die wichtigsten Seehandelsrouten verlaufen durch Südostasien. "Mehr als vierzig Prozent des weltweiten maritimen Handels und etwa die Hälfte der globalen Öl- und Gastransporte gehen über diese Routen" sagt John Brandon, Leiter der Regionalen Kooperationsprogramme bei der auf Asien-Pazifik Organisation "Asia Foundation". Auch dies sei von zentraler Bedeutung für das geopolitische Kalkül Washingtons. "Ziel der amerikanischen Außenpolitik sei schon länger, die wichtigen Meerespassagen zu sichern, um einen reibungslosen Handel zu gewährleisten und zur regionalen Stabilität beizutragen."

Doch die Kritik wächst: Trotz wachsender Wirtschaftsverbindungen und wiederholter Rufe nach einer Freihandelszone zwischen den USA und den zehn ASEAN-Staaten habe Washington bisher nur mit Singapur ein solches Abkommen geschlossen. "Die Regierungschefs der ASEAN-Staaten sind der Ansicht, dass die USA bisher keine zukunftsgewandte aktive Handels-und Investitionspolitik in ihrer Region betreiben. Dieser Mangel schränkt ihrer Meinung nach das US-Engagement in Südostasien ein und verhindert weitere Investitionen", heißt es in einem Bericht des "Center for Strategic and International Studies".

Wachsende Konkurrenz aus China

Das Fehlen Obamas auf den Südosasien-Gipfeln könnte dem Einfluss Chinas in der Region Auftrieb geben, meinen Experten. "Obamas Abwesenheit hat dem chinesischen Präsident Xi Jinping erlaubt, sich effektiv als wirtschaftlicher und politischer Führer im Asien-Pazifik Raum zu positionieren", sagt Rajiv Biswas, Asien-Ökonom beim internationalen Informations- und Analyse-Unternehmen IHS. "Die Realität ist, dass sich Asiens Wirtschaft bereits China zugewandt hat."

China ist größter Wirtschaftspartner vieler asiatischen Länder. Gleichzeitig wachsen Pekings Direktinvestitionen in Asien und schaffen wirtschaftlichen - und auch politischen - Einfluss. Laut Biswas ist der Handel der ASEAN-Staaten mit China exponentiell angewachsen, von 55 Milliarden US-Dollar im Jahr 2002 auf 400 Milliarden zehn Jahre später.

Chinas Territorialansprüche haben dazu geführt, das einige Staaten Südostasiens eine stärkere US-Militärpräsenz in der Region wünschenBild: picture-alliance/dpa

Xi Jinping unterzeichete kürzlich in Indonesien eine Reihe von Wirtschaftsabkommen im Wert von rund 30 Milliarden Dollar und reiste dann weiter zum APEC-Gipfel. In Malaysia hatte Xi zuvor eine "umfassende strategische Partnerschaft" angekündigt , die auch die militärischen Verbindungen zu Kuala Lumpur stärken soll. "China will standhaft den regionalen Frieden und die Stabilität im Asien-Pazifik Raum aufrecht erhalten und das Fundament legen für eine 'win-win' Situation, die allen beteiligten Ländern gerecht wird", so Xi auf dem APEC Wirtschaftsforum.

Stärkere US-Präsenz?

Peking beansprucht jedoch gleichzeitig den größten Teil des Südchinesischen Meeres für sich. Dies hat bereits zu Territorialstreitigkeiten mit verschiedenen ASEAN-Mitgliedsstaaten geführt. Eine Reihe von Zwischenfällen hat Sorgen geweckt, dass die Konflikte in Gewalt umschlagen könnten. Daher befürworten manche Anrainerstaaten, allen voran die Philippinen, eine stärkere US-Präsenz in der Asien-Pazifik-Region. Auch andere südostasiatische Staaten wünschen sich, dass Washington dort weiterhin als ausgleichende Kraft wirkt und versprechen sich durch die US-Militärpräsenz mehr Sicherheit und Stabilität.

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