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Politik

Bundeswehr bringt 125 Menschen in Sicherheit

17. August 2021

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat Deutschland damit begonnen, Staatsbürger und gefährdete Ortskräfte auszufliegen. Eine zweite Maschine der Bundeswehr nahm in Kabul 125 Menschen auf.

Deutschland | Bundeswehr | Evakuierung von Deutschen in Afghanistan
Ein Transporter vom Typ Airbus A400M der Bundeswehr Bild: Moritz Frankenberg/dpa/picture alliance

Mit der Landung eines zweiten Transportflugzeugs auf dem Flughafen von Kabul hat die Bundeswehr ihre Evakuierungsmission in Afghanistan fortgesetzt. "Wir nehmen alles mit, was vom Platz her in unsere Flugzeuge passt", sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in Berlin. Dies betreffe deutsche Staatsbürger, gefährdete Afghanen und auch Staatsbürger verbündeter Nationen.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden 125 Menschen an Bord genommen. Der Transportflieger vom Typ A400M machte sich anschließend auf den Weg nach Taschkent in Usbekistan.

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, sagte, die Sicherungsposten rund um den Flughafen ließen nur noch nicht-afghanische Staatsbürger durch. Ein nächtliches Ausgehverbot schränke die Bewegungsfreiheit noch weiter ein.

Zahlreiche Afghanen warten vor dem abgeriegelten Flughafenbereich in Kabul Bild: AP/picture alliance

Die ersten Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kabul sind nach ihrer Evakuierung aus Afghanistan nun zurück in Deutschland. Sie landeten mit einer Linienmaschine auf dem Berliner Hauptstadtflughafen in Schönefeld.

Der außenpolitische Experte der Grünen, Omid Nouripour, sprach mit Blick auf die hektischen Evakuierungsbemühungen von einem großen Versagen der Bundesregierung. Der Deutschen Welle sagte der Grünen-Politiker weiter - auch mit Blick auf den ersten Flug der Bundeswehr aus Kabul - , das Ansehen Deutschlands in der Welt nehme Schaden. Man sehe, dass man von Deutschland "keine Unterstützung" bekomme, "wenn man sie brauche."

Erstes Flugzeug nahm sieben Menschen mit

In der Nacht war - Stunden später als ursprünglich geplant - ein erstes Transportflugzeug der Luftwaffe in der afghanischen Hauptstadt gelandet. Die Maschine vom Typ A400M setzte Fallschirmjäger ab, die die Rettungsaktion absichern sollen. Dann nahm sie "zu Schützende" an Bord und startete nach kurzer Zeit wieder, wie das Bundesverteidigungsministerium per Twitter mitteilte.  

Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen konnte das Flugzeug nur sieben Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausfliegen. "Aufgrund der chaotischen Umstände am Flughafen und regelmäßiger Schusswechsel am Zugangspunkt war gestern Nacht nicht gewährleistet, dass weitere deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen ohne Schutz der Bundeswehr überhaupt Zugang zum Flughafen erhalten würden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts.

Der Airbus A400M ist offiziell für 114 Passagiere ausgelegt. Es heißt aber, dass während der Evakuierungsaktion bis zu 150 Menschen mit ihm transportiert werden könnten. Bei den Ausgeflogenen handelte es sich um fünf Deutsche, eine Person aus einem anderen europäischen Land und eine afghanische Ortskraft, die für die Bundeswehr oder ein Bundesministerium tätig war oder ist.

Kramp-Karrenbauer: "So viele wie möglich rausholen"

Der Flug erfolgte laut Kramp-Karrenbauer unter äußerst schwierigen Umständen. "Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allen Dingen durch die Menschenmengen", sagte sie im ARD-Fernsehen. Man habe es geschafft, "in einer wirklich halsbrecherischen Landung unsere Maschine zu Boden zu bringen".

"Der Auftrag der Bundeswehr ist klar: so lange es irgendwie geht, so viele wie möglich rausholen", betonte Kramp-Karrenbauer. Insgesamt 600 deutsche Soldatinnen und Soldaten hätten am Flughafen Stellung bezogen, um die Rettungsflüge abzusichern. Die Schutzsuchenden sollen zunächst in die usbekische Hauptstadt Taschkent ausgeflogen und dann mit  Charterflugzeugen nach Deutschland gebracht werden.

Maas setzt auf US-Verhandlungen mit Taliban

Die Bundesregierung will sich zudem in Gesprächen mit Taliban-Vertretern um Ausreisemöglichkeiten für einheimische Ortskräfte in Afghanistan bemühen. Der deutsche Botschafter in Kabul, Markus Potzel, sei in die katarische Hauptstadt Doha gereist, wo US-Vertreter mit Taliban-Repräsentanten im Gespräch sind, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas in Berlin. Der Diplomat wolle in seinen Gesprächen in Doha darauf hinwirken, "dass auch Ortskräfte sich an den Flughafen begeben können und auch ausgeflogen werden können", sagte Maas. 

Drama am Airport

Reporter und Augenzeugen hatten am Montag von dramatischen Szenen auf dem Kabuler Flughafen berichtet: Aus Angst vor einer erneuten Schreckensherrschaft der radikal-islamischen Taliban versuchten Hunderte Menschen, einen Platz für einen Evakuierungsflug zu ergattern.

Belagert in Kabul: Boeing der US Air Force vom Typ C-17Bild: AP Photo/picture alliance

Videos zeigen, wie sich zahlreiche Afghanen an einen Transportflieger des US-Militärs klammerten. Für Entsetzen sorgten Aufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie Personen aus großer Höhe aus einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmaßt, dass sie sich im Fahrwerk versteckt hatten.

sti/se/wa/gri (dpa, afp, epd, rtr, dw)

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