Zweiter Versuch: Außenminister Wadephul reist nach China
7. Dezember 2025
Jetzt also doch: Von diesem Sonntag bis zum Mittwoch kommender Woche reist Bundesaußenminister Johann Wadephul nach China. Zu besprechen gibt es mit der chinesischen Regierung so einiges. Vor allem aber dürfte Wadephul hoffen, dass die Atmosphäre stimmt. Denn die ließ zuletzt zu wünschen übrig.
Für den 26. Oktober hatte der CDU-Politiker bereits seinen Antrittsbesuch bei der Supermacht in Asien geplant, aber am 24. Oktober wurde der Besuch kurzfristig abgesagt: Wadephul, so verlautete im politischen Berlin, habe nicht genügend hochkarätige Gesprächspartner gefunden, die Reise ergebe deshalb keinen Sinn.
Ein deutscher Außenminister, mit dem fast niemand in Peking sprechen will? Manch ein Beobachter sprach von einem diplomatischen Eklat, zumal auch Bundeskanzler Friedrich Merz seinen Antrittsbesuch in China bis dahin noch nicht geplant hatte.
Wadephuls Sorge über Chinas "aggressives Auftreten"
Hintergrund der eher unterkühlten Beziehung zwischen Deutschland und China waren sicher einige kritische Äußerungen Wadephuls im Vorfeld. Vor Besuchen in Japan und Indonesien hatte der Außenminister ein "zunehmend aggressives Auftreten" Chinas in der Straße von Taiwan sowie im ost- und südchinesischen Meer angeprangert - mehrfach und öffentlich.
Prompt warnte die Sprecherin des Außenministeriums in Peking, Mao Ning, den CDU-Politiker davor, weiter "zur Konfrontation anzustacheln und Spannungen anzuheizen". Wenig später zeigten die Chinesen Wadephul dann die kalte Schulter. Außer einem Treffen mit seinem Amtskollegen Wang Yi, der zuvor auch schon Berlin besucht hatte, gelangen dem Auswärtigen Amt keine weiteren Gesprächs-Absprachen.
Besuch von Vizekanzler Klingbeil sorgt für Beruhigung
Aber mittlerweile hat Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) China besucht. Es gelang ihm dabei offenbar, die angespannte Lage zu entschärfen. "Wir suchen den Dialog mit China, um trotz wachsender internationaler Spannungen Lösungen für drängende Probleme zu finden", hatte der Vizekanzler vor seinem Abflug Mitte November erklärt.
Bei einem Treffen mit Regierungsvertretern in China schaffte es der SPD-Vorsitzende dann, auf einen verlässlichen Zugang zu kritischen Rohstoffen für deutsche Unternehmen zu pochen, ohne die Gastgeber zu verärgern.
Deutschland, China und die Seltenen Erden
Denn neben vielen anderen Themen brennt Deutschland vor allem das unter den Nägeln: Die Bundesrepublik ist weitgehend abhängig von der Versorgung durch China mit sogenannten Seltenen Erden, etwa Lithium. Solche Rohstoffe sind notwendig für die Herstellung unzähliger Produkte, etwa in der Autoindustrie, aber auch für Rüstungsgüter wie U-Boote oder Kampfflugzeuge.
China hat den Weltmarkt mit Seltenen Erden lange Jahre durch Dumping-Preise beherrscht und setzt seine Position nun auch geopolitisch ein. Als die Volksrepublik vor einigen Wochen im Streit mit den USA über Handelsfragen mit einem Exportstopp drohte, befürchteten auch deutsche Autobauer einen Stillstand der Produktion, was aber verhindert werden konnte.
China-Expertin: "Deutschland war lange untätig"
Dass Deutschland jetzt diese Abhängigkeit spürt, ist nach Ansicht von Janka Oertel, Politikwissenschaftlerin und Sinologin in Berlin, auch eine Folge von jahrelanger Untätigkeit. Die Seltenen Erden aus China waren preiswert und in großen Mengen vorhanden, auf eine heimische Produktion wurde verzichtet.
Oertel sagte dem Sender Phoenix: "Wir waren nicht besondere Fans davon, Minen bei uns zu bauen, weil das mit erheblichen Umweltschäden einhergeht. Und wir waren eigentlich ganz froh, dass das woanders stattgefunden hat." In China eben.
Bundeskanzler Merz will mit China über den Ukraine-Krieg sprechen
Noch ein heikles Thema zwischen Deutschland und China, mit dem nun auch Wadephul konfrontiert sein wird, ist die Rolle Pekings im Ukraine-Krieg. Am Rand des G20-Gipfels in Johannesburg gab Merz der DW am 23. November ein Interview und kündigte dabei an, seinen schon mehrfach erwarteten Antrittsbesuch in Peking im Januar oder Februar 2026 zu absolvieren.
In Südafrika hatte er mit Chinas Ministerpräsident Li Qiang sprechen können. Anschließend sagte er der DW: "China kann den Druck auf Russland erhöhen, diesen Krieg zu beenden. Das ist Gegenstand meiner Gespräche mit der chinesischen Regierung und wird, wenn nötig, auch Thema meines Treffens mit dem chinesischen Präsidenten im nächstes Jahr sein. Aber ich hoffe, dass wir bis dahin zu einem Waffenstillstand kommen, und dass das meine Gespräche in Peking nicht überschatten wird."
Kritische Äußerungen vom deutschen Außenminister Wadephul zum Dauer-Konflikt Chinas mit Taiwan sind diesmal wohl nicht zu erwarten.